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09:51 Uhr, 15.04.2024

IMK: Rezessionsrisiko spürbar gesunken

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Die Aussichten für die Konjunktur in Deutschland hellen sich nach neuen Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) langsam auf. Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den nächsten drei Monaten eine Rezession durchläuft, sei in den letzten Wochen spürbar gesunken. Das signalisiere der Konjunkturindikator des IMK, der für das zweite Quartal 2024 von April bis Ende Juni eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 48,7 Prozent ausweise. Anfang März habe sie für die folgenden drei Monate noch 58,3 Prozent betragen.

Die statistische Streuung im Indikator, in der sich die Verunsicherung der Wirtschaftsakteure ausdrückt, sei mit 18,7 Prozent zwar relativ hoch und etwas gestiegen. Der Rückgang des Rezessionsrisikos sei aber so stark, dass das nach dem Ampelsystem arbeitende Konjunktur-Frühwarninstrument erstmals seit Juni 2023 nicht mehr "rot" anzeige. Stattdessen wechselt er laut IMK auf "gelb-rot", was eine erhöhte konjunkturelle Unsicherheit signalisiert, aber keine akute Rezessionsgefahr mehr.

Der spürbare Rückgang des Rezessionsrisikos beruhe vor allem darauf, dass sich die Produktion im verarbeitenden Gewerbe nach den aktuellsten verfügbaren Daten erholt habe. Da sich die Energiepreise stabilisiert hätten, gehe das IMK davon aus, dass auch die Produktion in energieintensiven Branchen und besonders der Chemieindustrie "ihren Tiefpunkt durchschritten" und weiteres Aufwärtspotenzial habe. Für eine weitere Erholung der Industrieproduktion sprächen auch Zuwächse beim Export. Weitere Positivfaktoren für die Konjunktur seien aufgehellte Stimmungs- und Finanzmarktindikatoren. So habe sich der "Finanzmarktstress", den das IMK mit einem eigenen Indikator ermittelt, spürbar entspannt.

Unter dem Strich "zeigt sich nunmehr eine Mehrzahl konjunktureller Frühindikatoren aufwärtsgerichtet", sagte IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld. Zwar gebe es Ausreißer, etwa die schwachen Einzelhandelsumsätze. "Eine Aufhellung der Konjunktur deutet sich aber stärker an als in den Vormonaten." Die neuen Indikatorwerte ständen in Einklang mit der aktuellen IMK-Konjunkturprognose, wonach sich die deutsche Wirtschaft nach einer Rezessionsphase im Winter langsam aus ihrer Flaute arbeite. Dabei kämen zunehmend vom privaten Konsum wichtige Impulse. "Im Jahresverlauf dürfte dann neben der steigenden Auslandsnachfrage auch die sich angesichts moderater Inflation und weiter steigender Löhne deutlich verbessernde Kaufkraft der Haushalte dafür sorgen, dass es zu einer Belebung der Konjunktur kommt", erklärte Hohlfeld.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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