Kommentar
09:53 Uhr, 16.02.2010

Im Notfall EU-Hilfe für Griechenland

In der Berichtswoche tendierten die internationalen Aktienmärkte überwiegend im Plus. Die von der EU im Notfall zugesagte Hilfe für Griechenland hellte die Stimmung auf. Gleichwohl blieben Marktteilnehmer angesichts Bernankes erster Äußerungen zu einer Exit-Strategie und der überraschenden nochmaligen Anhebung der Mindestreserveanforderungen in China nervös. Gute Konjunkturdaten oder oftmals über den Erwartungen liegende Unternehmensergebnisse fanden in diesem Umfeld nicht die sonst gewohnte Berücksichtigung.

Die Haushaltskrise in Griechenland und die hohen Schuldenberge in Spanien und Portugal blieben in der Berichtswoche ein zentrales Thema. Spekulationen um die Stabilität der Eurozone machten ihre Runde und belasteten das Börsengeschehen. Erst als Hoffnungen aufkeimten, dass die Staatengemeinschaft Hilfestellung leisten wird, entspannte sich die Situation. Am Donnerstag war es dann so weit. Auf einem EU-Sondergipfel wurde dem hochverschuldeten Griechenland im absoluten Notfall Hilfe zugesagt, doch zeigten sich Marktteilnehmer wiederum enttäuscht, dass konkrete Finanzierungszusagen ausblieben.
USA: Bernanke richtet Blick auf Exit-Strategie

Nach einem schwachen Wochenauftakt mit Kursverlusten im Dow Jones Industrial Average von rund einem Prozent, fasste der US-Aktienmarkt im weiteren Verlauf wieder Fuß. Allerdings blieb der Weg steinig und es wollte sich keine richtig gute Stimmung an Wall Street einstellen. Ein Grund hierfür war das erneute anziehen der geldpolitischen Zügel in China. Mit einer weiteren Anhebung der Mindestreserveanforderungen an Banken hat die chinesische Zentralbank ihr Maßnahmenbündel ausgeweitet, um so die Kreditvergabe einzudämmen, die Inflation unter Kontrolle zu halten und die Konjunktur vor einer Überhitzung zu schützen. Anleger sorgen sich allerdings, dass dies negative Folgen für Chinas Wirtschaft und damit für die sich gerade erholende Weltkonjunktur hat. Für Unsicherheit am Markt sorgten zudem erste Äußerungen von FED-Chef Ben Bernanke bezüglich eines Auslaufens der Stützungsmaßnahmen, der sogenannten Exit-Strategie. Danach soll zunächst die Spanne zwischen Diskont- und Tagesgeldsatz in Richtung Normalabstand (100 Basispunkte) erhöht werden und dann der Liquiditätsentzug beginnen. Erst wenn ein nachhaltiger Aufschwung gesichert ist, folgen Wertpapierverkäufe und eine Anhebung der Fed-Funds-Target-Rate. Einen Zeitplan für diese Maßnahmen nannte Bernanke nicht.

Hinsichtlich der Konjunkturdaten blieb das Szenario insgesamt positiv, auch wenn das von der Universität Michigan erhobene Verbrauchervertrauen leicht enttäuschte. Vor allem besser als erwartete Einzelhandelsumsätze sorgten für Erleichterung, nachdem zuletzt die Nachhaltigkeit des konjunkturellen Aufschwungs in Frage gestellt worden war. Von Unternehmensseite kamen ebenfalls ermutigende Zahlen. So etwa von Philip Morris, die im vierten Quartal 2009 einen höher als erwarteten Gewinn erwirtschafteten und ein Aktienrückkaufprogramm ankündigten.

Europa: Wachstum in Q4 enttäuscht Anleger

Auch die europäischen Aktienmärkte zeigten sich erleichtert, dass die EU Griechenland im Notfall beistehen wird. Darüber hinaus fanden die Wachstumszahlen für das vierte Quartal 2009 Aufmerksamkeit. Während Griechenland, Italien und Spanien erneut eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung hinnehmen mussten, wurde für Deutschland wider Erwarten eine Stagnation gemeldet. Hier war es in Q3 noch zu einem BIP-Anstieg von 0,4 Prozent gegen Vorquartal gekommen. Für die gesamte Eurozone betrug der Zuwachs letztendlich 0,1 Prozent. Am besten schnitt Frankreich mit einem Plus von 0,6 Prozent ab, wodurch sich in unserem Nachbarland ein Jahresrückgang von 2,2 Prozent ergab, einer der am wenigsten schlechten Werte im gesamten Euroraum. In Deutschland wird der Einbruch rund fünf Prozent betragen. Während die Zahlen enttäuschten, stimmen die Wachstumsprognosen für das laufende Jahr ein wenig optimistischer. So haben Konjunkturfachleute ihre Schätzung für den Euroraum von zuvor 1,0 Prozent auf jetzt 1,2 Prozent angehoben.

Auf Unternehmensseite scheinen derzeit die Rückrufaktionen der Automobilhersteller nicht enden zu wollen. Nach Toyota, Honda und Peugeot hat es jetzt auch VW getroffen. Europas größter Autohersteller muss in Brasilien 190.000 PKW in die Werkstätten rufen, da es Probleme mit den Radlagern geben und so zu einem Blockieren der Hinterräder kommen könnte. Brasilien ist nach China und Deutschland der drittgrößte Absatzmarkt der Wolfsburger. Insofern reagierten Marktteilnehmer auch verschreckt und trennten sich von der VW-Aktie, die daraufhin einen Tagesverlust von über fünf Prozent erlitt. Überhaupt kamen aus dem Automobilsektor wenig gute Nachrichten. So schockierte Renault die Anleger mit einem Milliardenverlust für 2009 und der Reifenhersteller Michelin berichtete von einem 70-prozentigen Ertragseinbruch im letzten Jahr. Im Zentrum des Interesses stand auch der Bankensektor, der durch das Griechenland-Debakel in Mitleidenschaft gezogen worden war, auch wenn sich mit der Rettungsankündigung der EU Kurserholungen einstellten. Hier berichtete UBS einen Milliardenverlust, während Crédit Suisse einen Milliardengewinn veröffentlichen konnte.

Ausblick

In dieser Woche stehen in den USA unter anderem der Empire-State-Index sowie der Philly-Fed-Index an. Bei beiden erwarten Marktteilnehmer eine leichte Verbesserung. In Europa werden mit dem ZEW-Index und den Flash-PMIs erste Frühindikatoren für Februar erwartet. Darüber hinaus gibt es auf Unternehmensseite wieder zahlreiche Quartalsberichte, die das bislang per saldo gute Ergebnisbild bestätigen dürften.

Quelle: Union Investment Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 161,9 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 30. September 2009, davon 99,5 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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