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Warum immer mehr US-Mittelschichtkinder auf den virtuellen Campus ziehen
Die Coronavirus-Pandemie hat die US-Hochschulen hart getroffen. Der jüngsten Erhebung des Institute of International Education (IIE) zufolge haben dort im Herbst dieses Jahres 43 Prozent weniger ausländische Personen ein Studium neu aufgenommen als noch im Vorjahr. Gleichzeitig zeigen die IIE-Zahlen jedoch auch, dass es für die durch Studiengebühren finanzierten Universitäten noch schlimmer hätte kommen können: Denn 51 Prozent der nicht aus den USA stammenden Erstsemester haben das Studium online aus ihrem Heimatland heraus aufgenommen. Dass Technik, Methodik und Didaktik der US-Hochschulen ausreichen, um über die Hälfte der neu eingeschriebenen Studierenden aus der Ferne zu unterrichten, hat einen guten Grund: Schon vor vielen Jahren haben die in einem intensiven Wettbewerb untereinander stehenden Institute damit begonnen, digital aufzurüsten.
Komplementäre Discount-Offerten
Die Ursache für dieses intensive Ringen um Studenten findet sich in der ökonomischen Entwicklung der USA seit der großen Finanzkrise. Nach dieser vom Platzen der Subprime-Blase ausgelösten Zäsur ist die größte Volkswirtschaft der Welt zwar kontinuierlich gewachsen, allerdings blieb das Tempo deutlich hinter dem zuvor üblichen Niveau zurück. „Kaum ein Sektor in den USA hat eine so starke Preisinflation gesehen wie der Bildungssektor. Für die Kinder einer zunehmend finanziell ausgezehrten Mittelschicht wurde das Leben auf dem Campus somit immer unerschwinglicher, was an zahlreichen Universitäten zu einem Rückgang der Studierendenzahl geführt hat“, sagt Paul Buchwitz, Fondsmanager des DWS Invest SDG Global Equities. Daher seien viele Hochschulen Bündnisse mit Unternehmen aus der Bildungstechnologie eingegangen, die komplementäre Online-Angebote zur Präsenzlehre entwickelt hätten. Dabei gestalteten diese so genannten Education Technologies (EdTechs) in Zusammenarbeit mit den Universitäten nicht nur das Curriculum, sondern übernähmen auch das Marketing, die Abwicklung der Immatrikulationen und die Betreuung der Interessenten. „Solche Initiativen haben dazu geführt, dass die Studierendenzahlen zumindest nicht weiter zurückgegangen sind. Die so generierten zusätzlichen Einnahmen teilen sich Hochschulen und EdTechs in der Regel“, erklärt Buchwitz.
Individuelleres Lehren und Lernen
Doch mit solch komplementären digitalen Angeboten lässt sich nicht nur das Geschäft ankurbeln, sondern häufig geht damit auch eine Personalisierung des Lehrens und Lernens einher. Im Konzept des „Flipped Classroom“ beispielsweise – einer Unterrichtsmethode des integrierten Lernens – eignen sich Studierende ihr Wissen durch Online-Vorlesungen an. Mittels anschließender Tests werden dann die so gewonnenen Kenntnisse ermittelt, woraus Gruppen mit jeweils vergleichbarem Wissensstand hervorgehen. In der anschließenden Präsenzphase an der Universität haben die Lernenden dann mehr Zeit, sich mit tiefergehenden Inhalten zu beschäftigen. Umgekehrt bleibt den Lehrenden, die ihre Vorlesungen nur einmal aufzeichnen müssen, bevor sie x-mal abgerufen werden können, mehr Spielraum, um individuell auf die Bedürfnisse und das Leistungsniveau der Einzelnen einzugehen. „Damit wird das traditionelle Unterrichtskonzept, nämlich Wissenserwerb in der Bildungseinrichtung, und Vertiefung sowie Anwendung der Inhalte zuhause, nicht nur vom Kopf auf die Füße verkehrt, sondern auch wesentlich persönlicher und somit effizienter“, so der Fondsmanager.
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