Im Banne von Ölpreis und Dollar-Schwäche
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Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt: Im abgelaufenen Jahr bescherten Kursgewinne und Zinskupon von Euro-Anleihen den Anlegern einen stattlichen Wertzuwachs. Dieses Ergebnis überrascht, widerspricht es doch den meisten vor Jahresfrist abgegebenen Prognosen einer größeren Zinswende mit entsprechenden Kursverlusten von Anleihen. Dass mit einer US-Rentenanlage ohne Währungsabsicherung für in Euro rechnende Anleger kein Geld zu verdienen war, versteht sich angesichts der kräftigen Dollar-Abwertung von selbst. Gleiches gilt für den US-Aktienmarkt, dessen Anstieg von Währungsverlusten mehr als aufgezehrt wurde. Recht freundlich präsentierten sich im Durchschnitt deutsche und europäische Standardaktien. Freuen kann sich trotz schwachen Dollars, wer auf Schwellenländer-Aktien gesetzt hatte.
Anleihen von Konjunkturskepsis gestützt
Nachdem die Prognosen zunächst aufzugehen schienen – Mitte Juni erreichten die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen einen Jahreshöchststand – kam in der Folge alles anders: ein Rendite-Jahrestief und entsprechende Kurssteigerungen. Auslöser waren primär die heruntergeschraubten Konjunkturerwartungen in Euroland, auch auf Grund des rasant gestiegenen Ölpreises. Normalerweise ist ein solcher Gift für die Anleihemärkte. Doch die von der Ölhausse ausgehenden Inflationsgefahren wurden niedriger gehängt als der Konjunkturpessimismus. Die Realität gab den Skeptikern dann auch Recht. In Deutschland ist das ohnehin anämische Wachstum im dritten Quartal 2004 mit einem Plus von 0,1 gegenüber dem Vorquartal fast zum Erliegen gekommen.
Es wäre unserer Meinung nach aber zu kurz gegriffen, die Rentenhausse allein auf das anämische Wirtschaftswachstum zurückzuführen. Andere Faktoren spielten mit: In der Erkenntnis, dass die Leitzinswende noch auf sich warten lässt und Anlagealternativen rar gesät sind, ist viel Liquidität in den Markt geflossen. Zudem ist das ausländische Interesse an Euro-Anleihen angesichts des Dollar-Verfalls sprunghaft gestiegen.
Anders das Bild in den USA, wo die Konjunktur im Vergleich mit Europa bis zur Jahresmitte auf hohen Touren lief und sich nach einer kleinen Verschnaufpause im zweiten Quartal später wieder dynamisch zeigte. Die insgesamt gesehen kräftige Expansion veranlasste die US-Notenbank Fed zu mehreren kleinen Zinserhöhungsschritten. Kein Wunder, dass US-amerikanische Zinspapiere schwächer "performten" als Euroland-Anleihen, vom Währungsaspekt ganz abgesehen.
Aktien im Plus
Im Durchschnitt zahlte sich auch 2004 eine Investition in deutsche bzw. europäische Standardaktien aus. Dagegen war für Euro-Inländer mit US-Aktien kein Geld zu verdienen; Währungsverluste sorgten trotz Kursgewinnen für ein negatives Anlageergebnis. Ihrem Namen alle Ehre machten einmal mehr die Emerging Markets: Die Aktienmärkte der aufstrebenden Schwellenländer legten eine so überzeugende Wertentwicklung hin, dass auch die Dollar-Schwäche für in Euro rechnende Investoren ein zweistelliges Plus – auf Basis des MSCI Emerging Markets Free-Index – nicht verhindern konnte.
In puncto Branchen war 2004 das Jahr der Rohstoffe. Die Konjunkturerholung in den USA, Japan und (eingeschränkt) in Europa, vor allem aber der Boom in Schwellenländern wie China und Indien ließen die Nachfrage nach Öl, Metallen sowie anderen Grund- und Rohstoffen kräftig steigen – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Aktienkurse der meisten Produzenten und Lieferanten.
Verhaltener Renten-Ausblick
Unser Ausblick auf das Rentenjahr 2005 fällt verhalten aus. Die globale wirtschaftliche Wachstumsdynamik wird unserer Einschätzung nach zurückgehen, die Inflation trotz steigender Rohstoffpreise auf niedrigem Niveau bleiben. Vor Anlagen in US-Anleihen ist abzuraten: Wir gehen von einem abnehmenden Wirtschaftswachstum in den USA aus, weitere Zinserhöhungen könnten in geringerem Maße als in üblichen Zinszyklen ausfallen, zumal die US-Wirtschaft bei einer Verschuldung von 300 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zinssensibler denn je ist. Ein zu starkes Drehen an der Zinsschraube könnte die Wirtschaftsdynamik zum Kippen bringen.
Euroland weist unserer Ansicht nach einige positive Faktoren auf; insbesondere beim Konsum besteht einiges an Potenzial. Die Europäische Zentralbank könnte im ersten Halbjahr mit einem Zinsschritt den US-Vorgaben folgen – weniger fundamental begründet, sondern vielmehr aus Furcht vor Übertreibungen an den Anlagemärkten. Investments in Emerging Markets halten wir auf Grund des Aufwertungsdruckes der lokalen Währungen sowie der allgemeinen Qualitätsverbesserung der Schuldner für aussichtsreich. Gut unterstützt könnten Unternehmensanleihen bleiben.
Aktienmärkte mit Potenzial
Die Aussichten auf den Aktienmärkten beurteilen wir grundsätzlich positiv. Weltweit verfügen Unternehmen über eine relativ hohe Liquidität und verwenden diese sowohl für Aktienrückkäufe als auch die Ausschüttung höherer Dividenden. Hinsichtlich der Regionen bewerten wir die Schwellenländer im Allgemeinen und China im Besonderen als aussichtsreich. Relativ großes Potenzial billigen wir auch Brasilien (wegen des starken Bevölkerungswachstums und der Entwicklung der Landwirtschaft) und Russland (vor allem auf Grund großer Rohstoffreserven) zu.
Auf Sektorenebene sehen wir gute Chancen bei Industriewerten, die von einem schwächeren US-Dollar und Kapitalinvestitionen im Bereich Investitionsgüter profitieren könnten. Selektiv stellen auch Rohstoffwerte, zum Beispiel in den Nischen Papier, Chemie und Landwirtschaft, Erfolg versprechende Investments dar. Ölwerte könnten auf Grund der starken chinesischen Nachfrage interessant bleiben.
Langfristig gesehen rechnen wir mit einer positiven Entwicklung der Aktienmärkte. Eine Hausse wie Ende der 90er-Jahre ist zwar nicht in Sicht, aber ein Plus von durchschnittlich sieben bis neun Prozent pro Jahr ist unserer Einschätzung nach durchaus realistisch.
Quelle: DWS
Die DWS (Die Wertpapier Spezialisten), Fondstochter der Deutschen Bank, ist im Publikumsfondsgeschäft mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 120 Mrd. Euro Marktführer in Deutschland. Der Marktanteil in Deutschland liegt in etwa bei 24,5 %. Europaweit zählt die DWS über 4 Millionen Kunden. Die DWS Fonds-Palette deckt alle Regionen und Branchen, viele Anlageformen und Anlagestile ab.
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