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10:30 Uhr, 12.12.2024

Ifo-Institut sieht 2025 zwischen 0,4 und 1,1 Prozent Wachstum

Von Andreas Kißler

DOW JONES--Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hat für kommendes Jahr ein Wachstum zwischen 0,4 Prozent und 1,1 Prozent vorhergesagt. "Wegen der großen Unsicherheiten stellt das Institut zwei Szenarien für die aktuelle Konjunkturprognose vor", erklärte es. Sollte es der deutschen Wirtschaft nicht gelingen, ihre strukturellen Herausforderungen zu bewältigen, wäre nur ein Wachstum um 0,4 Prozent zu erwarten. Sollten die richtigen wirtschaftspolitischen Weichen gestellt werden, könnte 2025 ein Wachstum von 1,1 Prozent erreicht werden.

"Im Moment ist noch nicht klar, ob es sich bei der derzeitigen Stagnationsphase um eine vorübergehende Schwäche oder um eine dauerhafte und damit schmerzhafte Veränderung der Wirtschaft handelt", so Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. In der Prognose sprach das DIW von einem "Basisszenario" und einem "optimistischeren Alternativszenario". Für 2026 sagte das Institut ein Wachstum von 0,8 Prozent im Basis-, aber 1,6 Prozent im Alternativszenario voraus. Im laufenden Jahr erwartete das Ifo-Institut einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 0,1 Prozent.

Konjunkturell belastet laut Wollmershäuser die schlechte Auftragslage, zu der auch die straffe Geldpolitik in Europa und in vielen deutschen Absatzmärkten beigetragen habe. Mittlerweile aber sei die Kaufkraft wieder zurückgekehrt, und der Inflationsdruck werde auch in Deutschland weiter abnehmen. Hier rechnet das Ifo-Institut in beiden Szenarien für das kommende Jahr mit 2,3 Prozent und für 2026 mit 2,0 Prozent nach einer Inflationsrate von 2,2 Prozent in diesem Jahr. Der private Konsum dürfte nach dem Basisszenario 2025 um 0,7 Prozent und 2026 um 0,9 Prozent und nach dem Alternativszenario nachstes Jahr um 1,1 Prozent und übernächstes um 1,3 Prozent zulegen, nach einem Plus von 0,1 Prozent in diesem Jahr.

Exporte könnten von Weltwirtschaft profitieren

"Entscheidend wird sein, ob die exportorientierte deutsche Wirtschaft wieder vom Wachstum in anderen Ländern profitieren kann", sagte Wollmershäuser. Im Basisszenario prognostizierte das Ifo-Institut ein Wachstum der Exporte um 0,2 Prozent in diesem und 2,1 Prozent im kommenden Jahr sowie der Importe um 1,8 Prozent und 2,7 Prozent. Im optimistischeren Szenario legen die Exporte 2025 um 1,1 Prozent und 2026 um 2,8 Prozent sowie die Importe um 2,0 Prozent und 2,8 Prozent zu.

Bis zuletzt habe sich der deutsche Warenexport allerdings immer mehr von der weltwirtschaftlichen Entwicklung entkoppelt, insbesondere in der Industrie und insbesondere außerhalb Europas habe Deutschland spürbar an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Im pessimistischeren Szenario führe diese Schwäche zu einer schleichenden Deindustrialisierung. Industrieunternehmen verlagerten Produktion und Investitionen ins Ausland. Aufgrund des Strukturwandels weg von der Industrie hin zu mehr Dienstleistungen bleibe das Produktivitätswachstum schwach, mit einem zeitweisen Anstieg der Arbeitslosigkeit ist zu rechnen. Leichte Wachstumsimpulse gingen von einer langsamen Erholung des privaten Konsums und der Baukonjunktur aus.

Im optimistischeren Szenario trägt laut Wollmershäuser eine verlässlichere Wirtschaftspolitik dazu bei, dass Industrieunternehmen ihre Produktionskapazitäten wieder ausweiten und etwa durch steuerliche Anreize mehr investieren und weniger Arbeitsplätze abbauen. In diesem Szenario würden sich auch die Arbeitsanreize verbessern, insgesamt mehr Menschen arbeiten und die einzelnen Beschäftigten weiten ihre Arbeitszeit aus. Dies würde wiederum den privaten Konsum stärken und für ein Absinken der Sparquote sorgen.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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