Ifo-Institut: Blockbildung träfe Pharma, Maschinenbau und Autobranche
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Eine Aufteilung der Weltwirtschaft in geopolitische Blöcke würde die europäischen Hersteller von pharmazeutischen Produkten, die Automobilhersteller und Zulieferer sowie den Maschinenbau besonders hart treffen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Forschungsnetzwerkes Econpol, wie das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung mitteilte. "Eine geopolitisch motivierte Einschränkung von Handelsströmen würde der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft erheblich schaden. Vor allem der eingeschränkte Zugang zu internationalen Vorprodukten hätte deutliche Produktivitätsverluste für europäische Firmen zur Folge", sagte Ifo-Außenwirtschaftsleiterin Lisandra Flach, eine der Autorinnen der Studie.
Ein Zerfall der Weltwirtschaft in einen westlichen Block aus EU und USA und einen östlichen Block mit China und Russland würde das europäische Wohlstandsniveau dauerhaft um 1,6 Prozent senken und zu Wertschöpfungsverlusten in Milliardenhöhe führen. Insbesondere die europäische Industrie und die Dienstleistungssektoren würden darunter leiden. Kleine Wertschöpfungssteigerungen könnten zwar die Landwirtschaft und der Bergbau verzeichnen, die aber nur einen geringen Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung der EU ausmachten.
"Ein einseitiger Rückzug der EU aus internationalen Lieferketten würde sogar mit noch deutlich höheren Wohlstandsverlusten und einem Rückgang der industriellen Wertschöpfung in Europa von mehr als 10 Prozent einhergehen", erklärte Ifo-Außenhandelsexperte Andreas Baur. Kleine und sehr offene Volkswirtschaften mit hohem Anteil an Handel außerhalb der EU würden in den simulierten Szenarien am meisten leiden, darunter Malta, Luxemburg und Belgien. Stark betroffen wären auch die baltischen Staaten. Die größeren europäischen Länder wären zwar noch signifikant, aber tendenziell weniger betroffen - etwa Italien, Deutschland und Spanien.
Für die Studie wurden den Angaben zufolge fünf geopolitische Szenarien simuliert, unter anderem auch ein gleichzeitiger Rückzug der EU, der USA und China aus internationalen Lieferketten. Dieses Szenario träfe China selbst wirtschaftlich am stärksten, gefolgt von der EU, Mexiko und Kanada.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/apo
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