ifo-Index - Im Zeichen steigender Risiken
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1. Das deutsche ifo-Geschäftsklima ist im August von 95,6 auf 95,3 Punkte zurückgegangen. Ein Rückgang wurde allgemein erwartet, er fiel aber geringer aus als von den durch Bloomberg befragten Volkswirten im Mittel erwartet wurde (Median: 95,1 Punkte). Wir waren dagegen etwas zuversichtlicher und prognostizierten nur eine Verschlechterung auf 95,5 Punkte.
2. Auch bei den Teilfragen gab es hinsichtlich der Richtung keine Überraschung: Die Geschäftserwartungen sanken - allerdings stärker als prognostiziert - von 97,1 auf 96,0 Punkte, die Geschäftslage verbesserte sich - ebenfalls stärker als prognostiziert - von 94,1 auf 94,7 Punkte. Der Zeiger der ifo-Uhr kommt damit zum vierten Mal in Folge kaum von der Stelle. Berücksichtigt man die - für Deutschland typische - Verzerrung ins Negative (langfristiger Durchschnitt der Geschäftserwartungen in Saldendarstellung: -5,5 Punkte, langfristiger Durchschnitt der Lagebeurteilung: -16,0 Punkte), so befindet man sich damit aber immerhin in einem "neutralen Bereich".
3. Der Rückgang der Geschäftserwartungen ist derzeit noch nicht beunruhigend. Im August wurde lediglich die unerwartet starke Verbesserung des Vormonats, die nicht zuletzt auf partielle Kostensenkungsmaßnahmen wie die Verlängerung der Wochenarbeitszeit zurückzuführen war, wieder zurückgenommen.
Gemessen an der von uns prognostizierten Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts handelt es sich bei dem erreichten Erwartungsniveau sogar um eine Untertreibung, die sich zum einen als Folge der vorhergegangenen Übertreibungen und zum anderen aufgrund der Nachrichtenlage ergeben hat. Zu letzteren sind insbesondere der stark angestiegene Ölpreis und die schlechter als erwarteten US-Konjunkturindikatoren zu rechnen.
4. Erfreulich ist die bessere Beurteilung der Geschäftslage. Sie deutet daraufhin, dass die wirtschaftliche Entwicklung im dritten Quartal robust ist. Die Auftragsbücher sind trotz der schlechten Auftragseingänge im Juni gut gefüllt und lassen eine weiterhin rege Produktionstätigkeit erwarten. Unterstützt wird dies durch die - laut ifo-Institut - erneut gestiegenen Exporterwartungen für die kommenden drei Monate.
5. Was besagt all dies für die weitere Zukunft? Kurzfristig scheint die konjunkturelle Entwicklung nicht abzubrechen. Gleichwohl muss man konstatieren, dass die Risiken gestiegen sind. Erstens ist die außenwirtschaftlich angestoßene Erholung immer noch nicht in der Binnenwirtschaft angekommen. Auch die Steuererleichterungen zeigen bislang noch keine Wirkung, denn trotz der positiven Effekte auf die Einkommen wird nicht mehr konsumiert. Damit ist die deutsche Volkswirtschaft aber ausgesprochen anfällig selbst bei nur geringfügig schwächeren Impulsen von der Weltwirtschaft. Zweitens kann sich der Ölpreis zu einem Problem entwickeln, wenn er länger auf einem derart hohen Niveau verharrt. Dann wird die ohnehin schon angeschlagene Binnennachfrage erst recht nicht in Gang kommen, ja sogar erneut bremsend wirken. In den kommenden Monaten müssen die Ölpreise und die US-Konjunktur sowie deren Wahrnehmung durch die Haushalte und Unternehmen genau beobachtet werden. Denn in der derzeitigen Situation reicht schon eine spürbare Zunahme des Pessimismus, um die Konsum- und Investitionszurückhaltung weiter andauern zu lassen. Doch noch sind diese Faktoren Bestandteile der Risikoszenarien der Prognosen, die Hauptszenarien gehen weiterhin von einer Erholung aus. Eines scheint aber klar: Die Risiken haben zugenommen!
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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