Kommentar
15:32 Uhr, 24.05.2007

ifo Geschäftsklima - Ungetrübte Hochstimmung

1. Das ifo Geschäftsklima für die deutsche gewerbliche Wirtschaft blieb im Mai unverändert bei 108,6 Punkten. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: 108,8 Punkte) wie auch unsere Prognose (109,1 Punkte) unterschritten. Die Stagnation resultierte aus zuversichtlicheren Geschäftserwartungen (104,8 Punkte nach 104,3 Punkten) und einer schlechteren Beurteilung der gegenwärtigen Geschäftslage (112,5 Punkte nach 113,1 Punkten).

2. Die Handlungen der Unternehmen sind geprägt durch ihre Erwartungen, und sie künden von Zuversicht. So bauen die Unternehmen bauen reguläre Arbeitsplätze auf. Hatten sie anfangs noch überwiegend auf Zeitarbeit gesetzt, die es ihnen ermöglicht hätte, notfalls schnell die Reißleine zu ziehen und Beschäftigung wieder abzubauen, so wagen sie es nun zunehmend, dauerhafte Arbeitsplätze bereitzustellen. Auch die rege Investitionstätigkeit zeugt von Zuversicht, denn die Produktionskapazitäten sollten nur dann erweitert werden, wenn die Erwartung besteht, sie auch in Zukunft auslasten zu können. So gesehen ist die Verbesserung der Geschäftserwartungen keine Überraschung. Die Zuversicht der Unternehmen speist sich derzeit aus hoffnungsvollen Signalen aus den Vereinigten Staaten, aus dem entgegen manchen Befürchtungen stabilen Euro und aus dem zu erwartenden Comeback des privaten Konsums.

3. Bei der Lagebeurteilung dürfte sich die vorausschauende Lagerhaltungspolitik der Unternehmen aus dem ersten Quartal negativ bemerkbar gemacht haben. Im ersten Quartal bauten die Unternehmen bei schwacher Nachfrage Lager auf, um in der Folge einen Teil der dann wieder höheren Nachfrage nach Industriegütern aus ihnen zu bedienen. Dies ist angesichts der hohen Kapazitätsauslastung (Höchststand seit 1991) eine sinnvolle Strategie, dämpft aber die Dynamik im laufenden Quartal. Unabhängig davon befindet sich die Lagebeurteilung auf einem Niveau, das sogar mit einem höheren Wachstum, als es derzeit erwartet wird, in Einklang stünde. Somit ist die aktuelle Korrektur auf hohem Niveau nicht beunruhigend, sondern ein Stück Normalisierung.

4. Mit Blick auf die Branchen zeigt sich eine weitere, erwartungsgetriebene Stimmungsaufhellung im Verarbeitenden Gewerbe und im Großhandel. Hingegen hat sich das Geschäftsklima im Bau, im Einzelhandel und bei den Dienstleistern leicht eingetrübt.

5. Alles in allem muss es nicht enttäuschen, dass das ifo Geschäftsklima am Reißen eines neuen Allzeithochs gescheitert ist. Die Stimmung bei den Unternehmen ist weiterhin blendend.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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