ifo-Geschäftsklima überrascht positiv
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Das ifo-Geschäftsklima ist im Dezember deutlich von 94,1 auf 96,2 Punkte angestiegen. Dies ist der höchste Wert seit April dieses Jahres. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Analysten wie auch unsere klar übertroffen (Bloomberg-Median: 93,9 Punkte, DekaBank: 93,7). Da sich sowohl die Geschäftserwartungen (96,4 Punkte) als auch die Lagebeurteilung (96,0 Punkte) verbessert haben, springt der Zeiger der modifizierten ifo-Uhr vom „Rezessionsbereich“ zurück in den Boombereich (die Bereichseinteilung orientiert sich an den langfristigen Mittelwerten, nicht an den Nulllinien).
2. Trotz eines starken Euros und einer durch den OECD-Leading-Indicator angezeigten Abkühlung der Weltwirtschaft beurteilten die rund 7.000 vom ifo-Institut befragten Unternehmen nicht nur ihre Lage besser als einen knappen Monat zuvor, sie erwarten nun auch bessere Geschäfte in den nächsten sechs Monaten. Dass sich die Erwartungen nicht verschlechtern mussten, kann – wie auch ifo-Konjunkturexperte Abberger gegenüber Reuters äußerte – in der exportlastigen deutschen Wirtschaft auch darauf zurückgeführt werden, dass die meisten Exporteure durch Termingeschäfte oder Optionen bezügliche der Wechselkursentwicklung zunächst noch abgesichert sind. Dass sich die Geschäftserwartungen aber verbessert haben, kann nur mit einer erstarkten Binnennachfrage erklärt werden.
3. Beim Blick in die Branchen bestätigt sich diese Annahme. Das Geschäftsklima hat sich in allen vier separat ausgewiesenen Branchen der gewerblichen Wirtschaft verbessert. Im verarbeitenden Gewerbe stieg das Klima von 2,8 auf 5,2 Saldenpunkte, im Bauhauptgewerbe von -45,1 auf -43,5, im Großhandel von -24,2 auf -16,7 und schließlich sogar im Einzelhandel von -33,5 auf -23,4. Bereits im dritten Quartal war eine deutliche Zunahme bei den Ausrüstungsinvestitionen in Deutschland zu verzeichnen. Die gestiegene Zuversicht im verarbeitenden Gewerbe könnte darauf hinweisen, dass die Investitionstätigkeit nicht abgerissen ist. Der private Verbrauch, der große Nachzügler im mühsamen Anlauf für einen erneuten Aufschwung, sollte nun langsam wieder Tritt fassen. Zumindest deuten die heutigen Nachrichten aus dem Einzelhandel darauf hin. Sie würden in das Bild einer zuletzt gestiegenen Anschaffungsneigung im GfKKonsumentenvertrauen und zu den Äußerungen des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE) passen, der im Vergleich zum Vorjahr ein spürbar kräftigeres Weihnachtsgeschäft vorausgesagt hatte.
4. Weiterhin existieren jedoch Risiken für die Erholung bzw. einen noch ferneren Aufschwung: Wir erwarten eine anhaltende Dollarschwäche aufgrund der kurzfristig nicht zu behebenden Zwillingsdefizit- Problematik in den USA (hohe Leistungsbilanzdefizite bei hohen Budgetdefiziten) und weiterhin hohe Rohölpreise. Zudem werden zurzeit in der Stahlbranche neue Langfristverträge ausgehandelt, in denen beispielsweise laut Ankündigungen von Arcelor die Preise um mindestens 20 % angehoben werden sollen. Diese Punkte stellen Gefahren für den Erholungsprozess nicht nur in Deutschland dar. Sollte aber tatsächlich die Binnennachfrage nun für den abgeschwächten Exportimpuls in die Bresche springen, wie es die heutigen ifo- Daten andeuten, könnte die Wachstumsdelle, die wir für das erste Halbjahr 2005 prognostizieren, geringer ausfallen als bislang erwartet. Die bisherigen Sorgen der Unternehmen könnten so vertrieben und eine nachhaltige Belebung der Investitionen herbeigeführt werden. Aufgrund der Sprunghaftigkeit der ifo-Daten – sowie anderer Konjunktindikatoren – im nahezu abgelaufenen Jahr, führt die heutige erfreuliche Überraschung allerdings noch nicht zu einer Revision unserer Prognose für das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts in 2005. Diese liegt bei 0,9 %.
5. Passend zu obigen Ausführungen sei abschließend noch etwas europäisches Wasser in den deutschen Wein gegossen: Die Industrieproduktion Eurolands im Oktober enttäuschte heute die Erwartungen der von Bloomberg befragten Analysten als auch unsere mit –0,5 % mom bzw. 1,0 % yoy (Bloomberg- Median: 0,1 % mom, DekaBank: -0,1 % mom).
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.