ifo Geschäftsklima steigt - sind die Konjunktursorgen unbegründet?
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1. Das ifo Geschäftsklima hat sich im November entgegen den Erwartungen um 0,3 Punkte auf 104,2 Punkte verbessert (Bloomberg-Median: 103,3 Punkte; DekaBank: 102,8 Punkte). Während sich die Erwartungen leicht um 0,3 Punkte auf 98,3 Punkte eintrübten, stieg die Beurteilung der gegenwärtigen Lage sogar um 0,8 Punkte auf 110,4 Punkte an.
2. Der Anstieg des ifo Geschäftsklimas war alles andere als zu erwarten. Der Ölpreis und der Euro jagen von einem Allzeithoch zum anderen und nehmen die Unternehmen in die Zange: Der Ölpreis lässt über die Energiepreise die Kosten steigen, der Euro verringert die Margen im Exportgeschäft und belastet die Erträge. So sinken seit geraumer Zeit die Zuwachsraten der (in Euro gemessenen) Exportpreise, wohl auch, um die Preise auf den Auslandsmärkten währungsbedingt nicht all zu stark steigen zu lassen. Zudem setzen das Wiederaufflammen der Kreditmarktkrise und die Wohnungsbaurezession immer mehr Fragezeichen hinter die US-Entwicklung. Entsprechend haben sich auch das ifo Weltwirtschaftsklima und das entsprechende Klima für Nordamerika merklich eingetrübt.
3. Sind also die gegenwärtigen Konjunktursorgen unbegründet? Nein! Die Belastungsfaktoren lassen sich nicht wegdiskutieren. Vielmehr scheint der leichte aktuelle Anstieg eine vorübergehende Pause in der Abwärtsbewegung zu sein. Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Auf- wie auch Abwärtsbewegungen nie gleichmäßig verliefen, sondern immer wieder unterbrochen wurden. Das ist auch der Grund für die berühmte „Drei-Monats-Regel“, nach der eine Trendwende erst dann vorliegt, wenn das Geschäftsklima sich drei Mal in Folge in die neue Richtung bewegt hat.
4. Unabhängig von der Frage, ob sich die Abwärtsbewegung fortsetzt, muss man feststellen, dass die Zuversicht immer noch überdurchschnittlich ist, und das in dem gegenwärtig schwierigen Umfeld. Möglicherweise lassen die Auftragsbestände der Unternehmen (v.a. der Industrie) diese hoffen, dass das schwierigere Fahrwasser in den kommenden Monaten einigermaßen unbeschadet durchschifft werden kann. Nur so lässt sich auch der Anstieg der Beschäftigungspläne erklären. Diese Sicht der Dinge muss notwendigerweise auf der Erwartung fußen, dass die aktuellen Preisbewegungen bei Rohöl und Euro Übertreibungen darstellen, die sich schon bald wieder korrigieren. Kurze Hochs lassen sich verkraften. Je länger aber diese Preise auf einem hohen Niveau verharren, desto stärker treten deren Bremseffekte zu Tage.
5. Die gemeldete Verbesserung der Exportaufträge sollte nicht Anlass zur Sorglosigkeit geben. Betrachtet man die Entwicklung der ifo Exportaufträge und anderer Exportindikatoren, so zeigt sich, dass nicht die ifo Exportaufträge, sondern deren Vorjahresabstand relevant ist. Ferner zeigt sich, dass dieser Indikator weniger durch Währungsentwicklungen, als vielmehr durch die erwartete konjunkturelle Entwicklung in den Handelspartnerländern bestimmt wird.
6. Alles in allem fügen sich die heutigen Daten in das Konjunkturbild einer Konjunkturdelle im Winterhalbjahr ein. Möglicherweise verlagert sich aber die Schwäche stärker als erwartet vom vierten Quartal 2007 in das erste Quartal 2008.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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