ifo Geschäftsklima nun im Rückwärtsgang
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1. Das deutsche ifo Geschäftsklima hat sich im Mai leicht von 105,9 auf 105,6 Punkte abgekühlt. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte übertroffen, die zuletzt im Mittel (Median) einen Rückgang auf 105,0 Punkte prognostiziert hatten. Unsere Prognose hingegen traf zu. Überraschungen boten uns allerdings die Teilkomponenten: So verbesserte sich die Lagebeurteilung deutlicher, als wir es ihr zugetraut hatten (von 106,4 auf 107,3 Punkte), während sich die Erwartungen etwas stärker als prognostiziert eintrübten (von 105,5 auf 104,0 Punkte). Der Zeiger der ifo-Uhr befindet sich damit zwar immer noch deutlich im Boom-Bereich, bewegt sich aber in Richtung des Abschwungbereichs.
2. Die Korrektur der Geschäftserwartungen in diesem Monat ist die Fortsetzung einer notwendigen Normalisierung der Geschäftserwartungen. In den vergangenen Monaten schwammen die Unternehmen auf einer Euphoriewelle, die aus unserer Sicht den Bezug zur Realität verloren hatte. Dass wir und allmählich auch die Unternehmen im zweiten Halbjahr ein schwächeres Wachstum als derzeit für möglich halten, liegt unter anderem an der von uns erwarteten langsameren Gangart der Weltwirtschaft. Deren zyklisches Hoch lag wohl im ersten Quartal. Von da an schwächen sich die Impulse für die deutsche Exportwirtschaft allmählich ab. Wenn nach ifo-Angaben die Exporterwartungen dennoch hoch waren, liegt das vermutlich an zwei Faktoren: Erstens werden die Exporterwartungen (anders als die Geschäftserwartungen) nur mit einem Zeithorizont von drei Monaten abgefragt, zweitens kann die Exportwirtschaft auch trotz schwächerer Auslandsaufträge dank der Auftragspolster noch einige Zeit gute Geschäfte tätigen. Einen Hinweis auf die Abschwächung der weltwirtschaftlichen Entwicklung findet man in der ZEW-Umfrage der vergangenen Woche. Die exportgewichteten ZEW-Konjunkturerwartungen deutscher Handelspartner sanken zum dritten Mal in Folge.
3. Der Ölpreis hat im Mai keine Rolle gespielt, denn er sank seit der letzten ifo-Umfrage um 5,7 %. Die Aufwertung des Euro sollte auch keinen Einfluss gehabt haben. Diese mag zwar die Märkte und auch die Finanzanalysten irritieren, die Unternehmen dürften das derzeit aber noch gelassen hinnehmen können: Zum einen sind sie auf rund neun Monate durch Wechselkurssicherungsgeschäfte abgesichert. Exemplarisch sei hier das Statement von Helmut Panke, dem Vorstandsvorsitzenden der BMW AG: „Der Dollar kann so schwach werden wie er will, weil wir […] abgesichert sind“. Zum anderen bieten deutsche Unternehmen auf den Weltmärkten nur wenig Massenware an, sondern überwiegend maßgeschneiderte Produkte, oftmals in Verbindung mit einem Bündel an produktbezogenen Dienstleistungen. Hierfür sind die weltweiten Nachfrager in gewissen Grenzen auch bereit, mehr zu zahlen.
4. Die Lagebeurteilung schießt ebenfalls seit einiger Zeit über das ökonomisch Realistische hinaus. Hier hat sich die Euphorie weiter fortgesetzt. Es mag – wie auch vom ifo Institut konzediert – eine Rolle spielen, dass es sich um einen relativen Indikator handelt, der nach einer Verbesserung oder Verschlechterung der Lage fragt. Wenn aus Sicht der Unternehmen der konjunkturelle „Normalzustand“ nach der langjährigen Stagnationsphase in Deutschland möglicherweise tiefer liegt, dann sind sie heute schon mit weniger zufrieden und beurteilen eine vergleichbare Lage besser als noch in den Neunzigerjahren.
5. Das Geschäftsklima weist derzeit das für einen oberen Umkehrpunkt typische Muster auf: Die Lagebeurteilung steigt noch, während die Geschäftserwartungen schon sinken. Wir gehen davon aus, dass sich auch die Lagebeurteilung in den kommenden Monaten verschlechtern wird, denn die Konjunktur sollte im zweiten Quartal im Zenit stehen. Die Korrektur der Erwartungen wird sich fortsetzen, weil das Sechsmonats-Zeitfenster bald in die Konjunkturdelle im ersten Quartal 2007 hineinreichen wird, in dem die negativen Effekte der Mehrwertsteuererhöhung sichtbar werden. Dann werden die Rückgänge des Geschäfts-klimas deutlicher ausfallen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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