ifo Geschäftsklima noch für einige Monate im Rückwärtsgang<br />
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1. Das ifo Geschäftsklima für die deutsche gewerbliche Wirtschaft hat sich im September zum vierten Mal in Folge eingetrübt und sank auf 104,2 Punkte (Bloomberg und DekaBank: 105,0 Punkte). Die Lagebeurteilung (109,9 nach 111,4 Punkten) gab ähnlich stark nach wie die Geschäftserwartungen (98,7 nach 100,4 Punkten). Mit Ausnahme des Großhandels gaben die Geschäftsklimata in allen Branchen nach, am stärksten im Einzelhandel (schlechtester Wert seit Januar 2006).
2. Der Rückgang der Geschäftserwartungen lässt sich auf drei Faktoren zurückführen: Losgelöst von den aktuellen Turbulenzen zeigt die Konjunktur Abschwächungstendenzen. Der Hochpunkt lag im vergangenen Jahr; seit dem vierten Quartal 2006 sinken die Zuwachsraten des Bruttoinlandprodukts und sie werden das den Consensusprognosen zufolge weiter tun. Hinzugekommen sind die Finanzmarktturbulenzen, die insbesondere ein Fragezeichen hinter der Stabilität der US-Konjunktur setzten. Und schließlich kam die Eurostärke hinzu. Der Euro nahm in der letzten Woche die magische Marke von 1,40 USD/EUR, was aber nur von bis zu einem Drittel der Befragten berücksichtigt werden konnte. Die anderen zwei Drittel gaben erfahrungsgemäß in den ersten beiden Wochen des Monats ihre Antworten ab.
3. Auffällig ist die starke Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Finanzmarktanalysten (ZEWKonjunkturerwartungen) und denen der Unternehmen (ifo). Die ist aber nicht neu. Schon die Mehrwertsteuerdelle wurde von den Unternehmen gelassener gesehen. Zudem betreffen die jüngsten Turbulenzen vor allem die Finanzmärkte und damit das Spielfeld der vom ZEW befragten Finanzmarktanalysten. Die Industrie steht dagegen trotz der jüngsten Finanzmarktturbulenzen noch erfreulich gut da. Befürchtungen einer Kreditklemme, also der eingeschränkten Verfügbarkeit von Krediten, sollten die Unternehmen bislang kalt gelassen haben. So nahmen die Kreditbestände in diesem Aufschwung nur maßvoll zu und die Selbstfinanzierungsquote (Ersparnis und Investitionszuschüsse) der Investitionen lag 2006 bei über 100%. Das ist nicht selbstverständlich: So lag diese Relation in den USA bei 67%, in Frankreich bei 60% und in Spanien bei 51%. Gefährlicher wäre schon eine starke Rezession in den USA, denn noch ist die Weltwirtschaft nicht emanzipiert genug eine solche zu schultern. Derzeit wird eine solche Entwicklung aber nicht erwartet, sie ist lediglich Gegenstand der Risikoszenarien von Prognosen. 4. Der Rückgang der Beurteilung der gegenwärtigen Lage nimmt Fahrt auf und beginnt nun den Erwartungen zu folgen. Der Rückgang könnte in den kommenden Monaten sogar noch stärker ausfallen, da die Lagebeurteilung gemessen an der tatsächlichen Entwicklung immer noch zu hoch ausfällt. Damit sollte das ifo Geschäftsklima insgesamt auch in den kommenden Monaten nach unten weisen. 5. Die gegenwärtige Eintrübung des ifo Geschäftsklimas passt in die konjunkturelle Landschaft und gibt bislang keinen Anlass zur Sorge. Gleichwohl sollte in den kommenden Monaten besonderes Augenmerk auf die Stimmung der Unternehmen gelegt werden, denn sie beeinflusst die Nahtstelle zwischen Investitionen und Konsum. Neben dem ifo Geschäftsklima bietet sich auch der Economic Sentiment Indikator der EU-Kommission an, in den – neben dem Konsumentenvertrauen – insbesondere die Stimmung der Dienstleister integriert ist. Sollten die Unternehmen ihre geschäftliche Lage und Perspektiven ungewöhnlich stark nach unten revidieren, dann stünde zu befürchten, dass sie ihre Investitions- und Beschäftigungspläne überdenken und kürzen. Eine sich verschlechternde Arbeitsmarktentwicklung könnte aber die Erholung des Konsums empfindlich treffen: Verunsicherte Konsumenten halten sich auch trotz einer besseren Einkommensentwicklung mit Käufen zurück. Noch sehen wir das aber nicht!
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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