Kommentar
15:06 Uhr, 25.05.2004

ifo-Geschäftsklima mit wenig Hoffnung

1. Nach dem überraschend starken Anstieg im April ist das ifo-Geschäftsklima im Mai leicht gesunken von 96,3 auf 96,1 Punkte. Dies lag im Rahmen der Erwartungen (Bloomberg-Median und DekaBank: 96,0 Punkte). Laut ifo-Institut verbesserte sich das Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe, stagnierte im Einzelhandel und verschlechterte sich im Großhandel und im Baugewerbe. Enttäuschend war der Rückgang der Lagekomponente von 94,9 auf 94,4 Punkte, die Geschäftserwartungen stiegen überraschenderweise sogar leicht an von (nach unten revidierten) 97,7 auf 97,8 Punkte.

2. Zwar ist der Rückgang der Lagebeurteilung kein Grund zur Freude, allerdings muss er vor dem Hintergrund des starken Anstiegs vom Vormonat gesehen werden. Damit ist die Einschätzung der aktuellen Lage immer noch - mit Ausnahme des guten Vormonatswertes - so hoch wie seit April 2001 nicht mehr. Umgekehrt ist es positiv zu werten, dass die Erwartungen trotz der ölpreisbedingt aufkeimenden Konjunkturängste, trotz der eher ungünstigen Aktienmarktentwicklung und trotz des tendenziell im letzten Monat wieder stärkeren Euros auf ihrem immer noch hohen Niveau geblieben sind. Dies zeigt, dass die Unternehmen weiterhin Zeichen für eine Besserung sehen.

3. Ein Blick auf die Detaildaten für das Bruttoinlandsprodukt im 1. Quartal, die heute Morgen vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht wurden, offenbart das deutsche Dilemma noch einmal in vollem Ausmaß: Deutschland hängt am Tropf der Weltwirtschaft. Das Wirtschaftswachstum von 0,4 % gegenüber dem Vorquartal war im Wesentlichen getragen von den Exporten. Der Außenbeitrag trug 0,8 (!) Prozentpunkte zum Wachstum bei. Daneben leisteten die Lagerveränderungen einen positiven Wachstumsbeitrag von 0,2 Prozentpunkten. Das war es dann aber auch auf der positiven Seite. Denn die Bruttoanlageinvestitionen bremsten mit -0,4 Prozentpunkten und der staatliche Konsum mit -0,2 Prozentpunkten. Die Enttäuschung bezüglich des erneuten Rückgangs der Investitionen nach zwei positiven Quartalen wiegt schwer. Allerdings konnte man für die Bauinvestitionen schon das Schlimmste befürchten, was dann auch eintraf (-3,1 % qoq). Der private Konsum überraschte angesichts des Verlaufs der Einzelhandelsumsätze mit einer Stagnation sogar noch positiv.

4. Und so wird voraussichtlich das erste Quartal mit seiner Zuwachsrate von 0,4 % des Bruttoinlandsprodukts eines der stärksten Quartale der kommenden Zeit bleiben. Hatte man vor der Schnellmeldung der Zahlen vom Statistischen Bundesamt noch mit einer Beschleunigung im zweiten Quartal gerechnet, so war nach der unverhofft guten Zahl für das erste Quartal klar, dass eine stärkere Dynamik schwer zu erreichen ist. Die heutigen Zahlen für das ifo-Geschäftsklima stimmen - mit der sichtbaren Seitwärtsbewegung - nur gedämpft optimistisch. Die Impulse aus der Weltwirtschaft setzen sich einfach nicht in eine tragfähige Binnenerholung um. Um dies zu erreichen, müssten die Verbraucher und die Unternehmer wieder mehr Vertrauen in die Zukunft gewinnen - und dies wird nur durch eine zielgerichtetere, glaubwürdigere Reformpolitik zusammen mit einer Erholung am Arbeitsmarkt eintreten.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 131 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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