Kommentar
12:34 Uhr, 27.07.2004

ifo-Geschäftsklima mit Aufwärtspotenzial

1. Das ifo-Geschäftsklima verbesserte sich überraschend deutlich im Juli auf 95,6 Punkte. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: 95,0 Punkte) wie auch unsere Prognose (94,8 Punkte) übertroffen. Beide Teilkomponenten des Geschäftsklimas - die Beurteilung der Geschäftslage und die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate - haben sich verbessert. Die Lagebeurteilung stieg von 93,2 auf 94,1 Punkte, die Geschäftserwartungen verbesserten sich sogar etwas stärker von 96,0 auf 97,1 Punkte. Der Zeiger der ifo-Uhr bewegt sich damit wieder in Richtung "Aufschwung".

2. Der Anstieg des ifo-Geschäftsklimas ist vor dem Hintergrund vieler negativer Nachrichten umso positiver zu beurteilen: Steigende Rohölpreise, sinkende Aktienkurse und im Schnitt schwächer als erwartete US-Indikatoren hätten sich in anderen Phasen in einem Rückgang des Geschäftsklimas niederschlagen können. Dass es nicht so kam, lag an zwei Faktoren:

• Die Korrektur der übertriebenen Geschäftserwartungen ist abgeschlossen und die makroökonomische Wirklichkeit schlägt nun durch. Dies zeigt sich im nachfolgenden Schaubild, in dem die tatsächlichen Geschäftserwartungen den geschätzten, mit der BIP-Entwicklung vereinbaren, Erwartungen gegenübergestellt werden. Angesichts eines im weiteren Verlauf gleichmäßigen, aber nicht überbordenden gesamtwirtschaftlichen Wachstums ist - unseren Prognosen zufolge - mit einem bis zu Jahreswende tendenziell ansteigenden Geschäftsklima zu rechnen. Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass alte Höchststände wieder erreicht werden. Zu einseitig und damit zu anfällig ist die gesamtwirtschaftliche Erholung. Nur wenn der binnenwirtschaftliche Motor anders als in unserer Prognose nicht mehr stottert, sondern rund läuft, sind Geschäftsklimawerte über 100 Punkten wahrscheinlich.

• Der zweite Faktor, der zur Stimmungsaufhellung beitrug, war die Debatte um die Verlängerung der Wochenarbeitszeit und deren Umsetzung in einzelnen Unternehmen. Für die Unternehmen, allen voran für die Unternehmen des produzierenden Gewerbes ohne Bau, bedeutet eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich vor allem durch den Wegfall der Überstundenvergütung eine deutliche Kostenentlastung. Es ist Bewegung in die Reformdebatte gekommen, und das wird von den Unternehmen positiv bewertet.

3. Die heutige Verbesserung des ifo-Geschäftsklimas war insbesondere für die Märkte von großer Bedeutung. Wäre es zum dritten Rückgang in Folge gekommen, was einer - etwas vereinfachenden - Faustregel zufolge eine Trendwende zum Schlechteren bedeutet hätte, dann hätte dies zu weiteren Sorgen über den Fortgang der konjunkturellen Erholung gesorgt. Vorerst sind diese Ängste vom Tisch, die konjunkturelle Erholung geht weiter, sie wird aber nicht viel mehr an Schwung gewinnen als bislang. Und sie ist weiterhin von den außenwirtschaftlichen Impulsen abhängig. Immerhin, die Unternehmen rechnen mit einem Fortwirken dieser Stimuli, denn die Exporterwartungen der Unternehmen sind im Juli auf ein Jahreshoch gestiegen. Für das Anziehen der Binnennachfrage gibt es bislang so gut wie keine Anzeichen, auch die leichte Verbesserung des Geschäftsklimas im Einzelhandel ist kein ausreichendes Signal dafür. Damit hat das allgemeine Konjunkturbild einer wackeligen konjunkturellen Erholung weiterhin Bestand.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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