ifo-Geschäftsklima mahnt zur Vorsicht
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1. Das deutsche ifo-Geschäftsklima sank im Juni deutlich von nach unten revidierten 96,0 Punkten auf 94,6 Punkte. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte wie auch unsere enttäuscht (jeweils 96,4 Punkte).
2. Der Rückgang des Geschäftsklimas resultierte sowohl aus einer schlechteren Beurteilung der Geschäftslage (93,2 nach 94,4 Punkten) als auch aus eingetrübten Geschäftserwartungen (96,0 nach 97,7 Punkten), sodass die ifo-Uhr sich wieder zurückdreht. Für beide Komponenten hatten die von Bloomberg befragten Volkswirte wie auch wir eine Verbesserung erwartet. Der Optimismus rührte von im Vormonatsvergleich besseren Rahmenbedingungen her. Von der Kostenseite gesehen hätte der rückläufige Ölpreis die Unternehmen zuversichtlich stimmen sollen, von der Erlösseite gesehen hätten die guten und zumeist besser als erwarteten US-Indikatoren bei einem weitgehend stabilen Euro die Exporterwartungen aufhellen sollen. Dass es anders kam, liegt zumindest mit Blick auf die Geschäftserwartungen an der offensichtlich im Juni noch nicht abgeschlossenen Korrektur der bis zum Jahreswechsel überschießenden Erwartungen. Inzwischen ist aber ein Niveau der Erwartungen erreicht, das der zukünftigen Bruttoinlandsproduktentwicklung angemessen sein dürfte. In den kommenden Monaten sollten daher wieder ökonomische Erwägungen wie Wechselkursentwicklung, die Weltkonjunktur oder der Ölpreis, in den Vordergrund rücken. Dann ist auch ein Anstieg der Geschäftserwartungen wieder möglich, nur nicht so stark und vor allem nicht so schnell wie zuletzt.
3. Die Verschlechterung zog sich durch alle Wirtschaftsbereiche hindurch - verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Einzel- und Großhandel, wobei der Einbruch beim Einzelhandel am stärksten ausfiel. Beruhigend ist zwar, dass sich die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe nur leicht verschlechtert hat, der starke Einbruch im Einzelhandelsklima unterstreicht aber die "deutsche Misere" der verunsicherten und konsumunwillig Haushalte.
4. Die Mai- und Juniwerte für das ifo-Geschäftsklima mahnen zur Vorsicht. Auch wenn die ersten Indikatoren für das zweite Quartal gut waren, sind aufgrund der Lagebeurteilung Zweifel angebracht, ob man sie so fortschreiben kann. Und auch die von den Geschäftserwartungen skizzierten Zukunsftsperspektiven sind nur verhalten. All das spricht dafür, dass die Bäume nicht allzu hoch in den deutschen Konjunkturhimmel wachsen. Wir erleben eine moderate Erholung, die bislang einseitig von den außenwirtschaftlichen Impulsen getragen ist. Viel mehr an Wachstumsdynamik als im ersten Quartal (0,4 % qoq) sollte man für den weiteren Jahresverlauf nicht erwarten. Dies dürfte auch im Einklang mit den jüngst wieder nach oben revidierten Prognosen stehen.
5. Mit Sicherheit haben die heutigen ifo-Daten dazu geführt, dass die ersten wieder aufkeimenden Ängste vor einer Zinserhöhung verfliegen. Nun aber auf eine Zinssenkung zu hoffen, wäre gleichermaßen übertrieben: Die EZB wird ihre Zinsen bis ins Frühjahr des nächsten Jahres auf dem jetzigen Niveau konstant halten.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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