Kommentar
12:33 Uhr, 19.12.2007

ifo Geschäftsklima – Licht am Ende des Tunnels

1. Das ifo Geschäftsklima gab im Dezember merklich um 1,2 Punkte auf 103,0 Punkte nach (Bloomberg- Median: 103,8 Punkte, DekaBank: 103,2 Punkte). Während sich die Geschäftserwartungen weitgehend stabil entwickelten (98,2 Punkte nach 98,3 Punkten) gab die Lagebeurteilung erstmals seit Januar dieses Jahres (Mehrwertsteuerschock) kräftig nach (108,1 Punkte nach 110,4 Punkten).

2. Der merkliche Rückgang der Lagebeurteilung war überfällig und zu erwarten. Zu lange hielt sich die Lagebeurteilung auf einem zu hohen Niveau – gemessen an der Einkaufsmanagerumfrage und dem aktuellen Stand der Wachstumsdynamik des Bruttoinlandsprodukts. Nun folgt die Lagebeurteilung den Geschäftserwartungen mit erhöhter Geschwindigkeit. Das ist ein Trend, der wohl auch in den kommenden Monaten zu beobachten sein wird. Die deutsche Volkswirtschaft schlittert in eine Konjunkturdelle und die Lagebeurteilung sollte dies widerspiegeln.

3. Höchst erfreulich hingegen ist die stabile Entwicklung der Geschäftserwartungen. Seit September dieses Jahres sanken sie trotz der Finanzmarkturbulenzen 2.0 und trotz der Allzeithochs des Ölpreises und des Euro nur in Trippelschritten, von 98,7 auf 98,2 Punkte. Anscheinend rechnen die Unternehmen bislang mit keiner dauerhaften Beschädigung des Aufschwungs, allenfalls mit einer vorübergehenden Delle.

Dies wird auch dadurch unterstrichen, dass laut ifo die Industrie in der aktuellen Umfrage sogar eine Personalaufstockung plant. Das tut man nicht, wenn man auf mittlere Sicht mit einer schwachen konjunkturellen Entwicklung rechnet.

4. In den Wirtschaftsbereichen gab es größtenteils nur wenig Bewegung. Das Klima in der Bauwirtschaft, im Großhandel und bei den Dienstleistern (nicht saisonbereinigt!) hat sich leicht verbessert. Der Rückgang des Geschäftsklimas war ausschließlich auf eine schlechtere Stimmung in der Industrie und im Einzelhandel (!) zurückzuführen. Letztere bewegte sich in den vergangenen 1½ Jahren recht stabil auf einem hohen Niveau (gestrichelte Linie). Doch gerade jetzt, wo alle Prognostiker auf ein Comeback des Konsums setzen, trübt sich die Stimmung der Einzelhändler merklich ein. Allerdings muss diese Stimmungseintrübung in zweierlei Hinsicht relativiert werden: Erstens fand das Gros der Umfrage in den ersten beiden Wochen statt, und bekanntlich blieb das Weihnachtsgeschäft in der ersten Dezemberhälfte hinter den Erwartungen der Einzelhändler zurück, was zumindest die schlechte Lagebeurteilung erklärt. Zweitens hat dieser Indikator nur eine begrenzte Prognosequalität für den Konsum.

5. Auch wenn derzeit die Vorzeichen für die nahe Zukunft nicht allzu erfreulich sind, so gibt es doch in den Stimmungsindikatoren klare Hinweise darauf, dass wir nur in eine Delle und nicht in eine Rezession schlittern. Die weiterhin überdurchschnittlichen Geschäftserwartungen und die Bereitschaft Personal aufzubauen sind das Licht am Ende des Tunnels, das wir in diesem turbulenten Zeiten so dringend brauchen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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