ifo Geschäftsklima - kurz vor dem Allzeithoch
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1. Das ifo Geschäftsklima für die deutsche gewerbliche Wirtschaft stieg im April auf 108,6 Punkte an und erreichte damit nahezu sein Allzeithoch (108,7 Punkte im Dezember 2006). Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten mit einem Indexstand von 107,9 Punkten gerechnet, wir prognostizierten einen Wert von 108,4 Punkten. Getrieben war die Stimmungsaufhellung von einer günstigeren Beurteilung der Geschäftslage (113,2 nach 112,4 Punkten) sowie von zuversichtlicheren Geschäftserwartungen (104,3 nach 103,2 Punkten).
2. Die Zuversicht der Unternehmen basiert auf folgenden Einschätzungen: Im April sollten die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung weitgehend verdaut worden sein, zumindest aus Sicht der Unternehmen. So hat der Einzelhandel nach Berechnungen der Bundesbank die Mehrwertsteuererhöhung weitgehend weitergegeben, so dass die Margen hiervon wohl kaum mehr belastet werden. Die Nachfrage ist zwar – gemessen am Einzelhandelsumsatz – zu Jahresbeginn zurückgegangen, doch spricht vieles für eine zügige Erholung des privaten Konsums, allen voran die Arbeitsmarkt- und die Einkommensentwicklung. Die Erholung am Arbeitsmarkt ist zwar schon seit längerem im Gange, doch zunächst war sie noch von minderer Qualität: Es wurden überwiegend Zeitarbeitsstellen aufgebaut, die im Vergleich zu regulären Arbeitsplätzen mit einer geringeren Arbeitsplatzsicherheit und geringeren Einkommen verbunden sind. Seit Oktober melden nun alle Wirtschaftsbereiche einen Stellenaufbau (bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung) und der Anteil der Zeitarbeitsstellen am Beschäftigungsaufbau sinkt entsprechend. Gleichzeitig versprechen die hohen Tariflohnabschlüsse, die schon getätigt wurden oder noch anstehen, kurzfristig Einkommenszuwächse, die für mehr Kaufkraft sorgen, und erst mittelfristig die Wettbewerbsfähigkeit dämpfen könnten. All das spiegelt sich in einem starken Anstieg der Geschäftserwartungen des Einzelhandels wider, die ihren höchsten Wert seit Oktober 1996 erreicht haben.
3. Die Industrie freut sich derzeit über wieder höhere Auftragseingänge – und das bei der höchsten Kapazitätsauslastung seit 15 Jahren. Deshalb sehen die Unternehmen die derzeitige Eurostärke gelassen, zumal sie kurzfristig gegen Wechselkursschwankungen abgesichert sind und die hohe weltwirtschaftliche Nachfrage die bisherige Aufwertung überkompensiert. Die Tariflohnerhöhungen, die dem Konsum Rückenwind verschaffen, werden die Unternehmen belasten, in diesem Monat haben sie es noch nicht. Denn der größte Brocken, der Abschluss in der Metall- und Elektroindustrie, liegt noch vor uns. Wenn nach dem Ende der Friedenspflicht am 28.4. Warnstreiks beginnen und wahrscheinlich ein (zu) hoher Abschluss getätigt wird, dann kann das im kommenden Monat zu einem kleinen Stimmungsdämpfer führen. Im April war es noch zu früh dafür.
4. Schließlich färbt die Zuversicht in den Konjunkturprognosen auch auf die Unternehmen ab, die, weil sie keine eigenen Konjunkturprognosen erstellen, sehr genau auf den „Prognosemarkt“ achten. Dort wurden im laufenden Monat wieder zahlreiche Prognosen von Banken und Instituten nach oben revidiert.
5. Die heutigen ifo-Daten sind eine rundum schöne Packung: Mit Ausnahme des Baus - und das ist keine Überraschung – hat sich die Stimmung in allen Branchen (einschließlich der Dienstleister) verbessert. Sie unterstreichen auch die Breite, die der Aufschwung inzwischen gewonnen hat: Nach den Exportstimuli sprang der Funke erst auf die Investitionstätigkeit und nun auf den Arbeitsmarkt über. Jetzt stehen wir kurz vor dem Punkt, an dem er auf den privaten Konsum überspringen sollte. Risiken gibt es (Tariflohnentwicklung, Euroaufwertung und weitere Zinssatzsteigerungen), doch bislang sieht es so aus, als ob der Aufschwung robust genug ist, sie zu verkraften.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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