Kommentar
15:52 Uhr, 25.10.2007

ifo Geschäftsklima - erfreulich robust

1. Das ifo Geschäftsklima der gewerblichen Wirtschaft zeigte sich im Oktober robust und gab nur unwesentlich von 104,2 auf 103,9 Punkte nach (Bloomberg: 103,7 Punkte, DekaBank: 103,6 Punkte). Auch die Rückgänge bei der Lagebeurteilung (0,3 Punkte) und den Geschäftserwartungen (0,1 Punkt) waren gering, sodass im Wesentlichen von einer Seitwärtsbewegung gesprochen werden kann. Der Zeiger der ifo- Uhr steht unverändert auf Boom, nähert sich aber dem Abschwungquadranten.

2. Interessant ist dieses Mal die Branchenaufteilung: Während sich die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe geringfügig eintrübte und im Bau leicht anstieg, kam es zu spürbaren Bewegungen im Handel. So stieg das Geschäftsklima der Einzelhändler deutlich an (-6,8 nach -12,9 Saldenpunkten). Dies ist zwar im Wesentlichen als eine Gegenbewegung zu dem unerwarteten, starken Rückgang im Vormonat zu werten, beruhigt aber dennoch. Denn das Geschäftsklima des Einzelhandels befindet sich damit wieder in dem hohen seit 2006 bestehenden Korridor. Wir werten das als Zeichen, dass die Konsumerholung weiter im Gang ist. Dagegen kam es zu einem deutlichen Rückgang der Stimmung bei den Großhändlern (2,3 nach 10,7 Punkten). Hierin könnten sich eine etwas nachlassende Exportdynamik widerspiegeln. Entsprechend berichtet das ifo Institut auch von weiter abklingenden Exporterwartungen. Das – nicht saisonbereinigte – Geschäftsklima der Dienstleister hat sich merklich um 3,6 Punkte eingetrübt, was zum überwiegenden Teil auf eine Halbierung der Geschäftserwartungen (von 12 auf 6 Punkte) zurückzuführen ist. Auf die Dienstleister werden wir in den kommenden Monaten verstärkt achten müssen. Der nächste Indikator hierfür ist der Einkaufsmanagerindex für die Dienstleister.

3. Anders als die Stimmung der Finanzmarktanalysten (gemessen an den ZEWKonjunkturerwartungen) bleibt das Geschäftsklima der Unternehmen überdurchschnittlich (über der Nulllinie in oben rechts stehendem Schaubild). In den kommenden Monaten sollte das ifo Geschäftsklima weiter nach unten weisen. Es folgt damit der konjunkturellen Entwicklung, die durch rückläufige Vorjahresveränderungsraten geprägt ist. Das gibt jedoch keinen Anlass zur Sorge.

4. Im Kontext der Finanzmarktturbulenzen ist die aktuelle Entwicklung selbst einschließlich des von uns erwarteten weiteren Rückgangs der Stimmung sogar ein außerordentlich gutes Zeichen. Der im Einklang mit der konjunkturellen Entwicklung und den gegenwärtigen zuversichtlichen Konjunkturprognosen stehende Rückgang bedeutet nichts anderes, als dass die Unternehmen derzeit zwar an schwächere Geschäfte, nicht jedoch an einen Einbruch glauben. Dies ist wichtig, denn dann wird es zu keiner abrupten und kräftigen Kürzung der Investitions- und Beschäftigungspläne kommen. Und damit kommt der zentrale Pfeiler der konjunkturellen Entwicklung in den kommenden Quartalen – der Konsum – nicht ins Wanken.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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