Kommentar
11:37 Uhr, 02.04.2004

Hosen runter bei Fondspolicen

Fondsgebundene Lebensversicherungen sind bei Maklern und Anlegern gleichermaßen beliebt. Bei Ersteren weil sie lukrativ sind. Bei Letzteren unter anderem weil sie gar nicht wissen, wie teuer diese Produkte sind. Jetzt fordert ein britischer Anbieter die deutsche Konkurrenz zur Transparenz auf.

Fondsgebundene Lebensversicherungen, oft kurz Fondspolicen genannt, bündeln eine Risikolebensversicherung, also Todesfallschutz, mit einer Investmentfondsanlage. Dieses Produkt stellt daher im Vergleich zur "Black Box" Kapitallebensversicherung schon einen wesentlichen Fortschritt dar, da der Anleger immerhin eine gewisse Auswahl treffen kann, und die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Fonds verfolgen und zum großen Teil nachvollziehen kann. Bei Nichtgefallen kann er den Fonds oft wechseln. Bei deutschen Vorsorgeklassiker Kapital-Leben hingegen ist man ausgeliefert, über die konkrete Anlagepolitik erhält man fast keine Informationen. Und mit Ruhm haben sich die Versicherungen auf diesem Gebiet zuletzt wirklich nicht bekleckert, einige sind aufgrund mangelhaften Risikomanagements gar in Schieflage geraten.

Dennoch muss man den Sinn auch von Fondspolicen grundsätzlich in Frage stellen. Den Todesfallschutz kann man durch eine kostengünstige Risikolebensversicherung abdecken. Und die Fondsanlage kann man separat über einen Sparplan abwickeln. Die Vorteile: Man hat die freie Auswahl, sowohl bei Versicherung als auch Fonds, und kann Kosten vergleichen.

Bei der fondsgebundenen Lebensversicherung hingegen werden die auf Fondsseite anfallenden Kosten dem Kunden vorenthalten. Die von Versicherungsagenten gerne verwendeten Beispielrechungen sind daher oft Makulatur.

Das Kostenbewusstsein von versicherungsorientierten Anlegern dürfte eher noch geringer entwickelt sein als bei reinen Fondsinvestoren. Das bestätigen auch die Ergebnisse der aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung: "Finanzieller Analphabetismus in Deutschland". Eine Untersuchung des Instituts für Finanz- und Aktuarswissenschaften zur Berücksichtigung von Fondskosten bei Fondspolicen zeigt drastisch, wie groß die Unterschiede sein können: die Partizipationsquote der untersuchten Produkte liegt zwischen 44 und 84 Prozent.

Der auch in Deutschland aktive britische Versicherer Legal & General greift diese Thematik nun auf und fordert, dass auch die deutschen Gesellschaften ihre Kosten für die Kunden klar ersichtlich offen legen. Legal & Generals Fondspolicen erfüllen dieses Kriterium bereits. Da die Briten in ihren Produkten Indexfonds verwenden, können sie sich mit einer niedrigen Kostenquote schmücken. Die deutschen Anbieter verwenden fast ausnahmslos aktive gemanagte Fonds mit entsprechend höheren Gebühren. Da bleibt eben mehr für die Firma und den Vertrieb hängen, bessere Performance für die Anleger bedeutet dies meist nicht.

Aber selbst Legal & General werden dem anstehenden Wegfall des Steuerprivilegs für Lebensversicherungen nicht entkommen. Dann nämlich fehlt diesem Produkt das letzte überzeugende Argument.

Quelle: Morningstar Deutschland

Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de

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