Hoppla, Deutschland deutlich in der Rezession - verstärkte Unruhe an den Märkten
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Der Euro eröffnet gegenüber dem USD heute morgen bei 1.2450, nachdem in Fernost Tiefstkurse bei 1.2438 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY aktuell auf 95.50. "Carry-Trades" stehen unter nachhaltigem Druck. EUR-JPY notiert bei 118.90, während EUR-CHF bei 1.4790 oszilliert.
Gestern zeichneten sich die Finanzmärkte durch verstärkte Unruhe und Nervosität aus. Das globale Konjunkturbild zeichnet sich durch markante und in der Amplitude unerwartete Schwäche aus. Unverändert sind nur ansatzweise Stabilisierungen durch die Maßnahmen der Regierungen und der Zentralbanken erkennbar. Dennoch sind die Ansätze gegeben. Das wurde gestern von Seiten diverser Zentralbanken und Politiker betont.
Die Nervosität der Märkte führte gestern dazu, dass sinnvolle Anpassungen des USRettungspakets zunächst auf äußerste Skepsis stoßen und damit negative Reaktionsmuster an den Finanzmärkten begründeten.
Zum Thema: Die US-Regierung ändert die Rettungsstrategie. Der Aufkauf von Ramschhypotheken wird beendet. Die Zuflüsse kommen einerseits angeschlagenen Banken zu. Mittel aus dem 700 Mrd. USD schweren Rettungspaket sollen andererseits zur Stimulierung der brach liegenden Verbraucherkredite (Kreditkarten, Autos, Studiendarlehen) dienen.
Bei genauerer Betrachtung der Neuausrichtung kann nur festgestellt werden, dass die Anpassung absolut Sinn stiftend ist. Es ist zu begrüßen, dass nun das Volumen des US-Rettungspakets nicht durch Aufkäufe von "Toxic Waste" verbraucht wird, sondern Rekapitalisierung der angeschlagenen Institute als auch Belebung von Marktsegmenten zugeführt wird. Dieser Erkenntnis werden sich ultimativ auch die Finanzmärkte nicht verschließen können.
Deutschland bewegt sich nach der Veröffentlichung der ersten Schätzung des BIP per 3. Quartal mit -0,5% in einer Rezession, da sich sowohl im 2. als auch 3. Quartal im Quartalsvergleich Kontraktion ergab. Das deutsche BIP verzeichnete per 3. Quartal laut erster Schätzung einen Rückgang um 0,5% im Quartalsvergleich (Prognose -0,2%). Das Vorquartal wurde von -0,5% auf - 0,4% revidiert. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 1,3% (Prognose 1,6%) nach zuvor 3,1%.
Mithin begann der Tag mit einer soliden Portion eines nachhaltigen Molltons. Damit fügte sich dieser Mollton nahtlos an die Ernüchterung, die gestern von der Industrieproduktion der Eurozone per September ausging.
Per September kam es zu einer Kontraktion im Monatsvergleich um 1,6% (Prognose-0,9%). Der Vormonatswert wurde von +1,1% auf +0,8% revidiert. In der Folge ergab sich im Jahresvergleich ein Rückgang um 2,4% (Prognose -1,3%) nach -0,7%:
Heute stehen aus den USA Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe per 8. November auf der Agenda. Analysten erwarten einen leichten und insignifikanten Anstieg von zuvor 481.000 auf 484.000. Die Daten spiegeln eindeutig eine rezessive Lage Am US-Arbeitsmarkt.
Im Mittelpunkt des Interesses steht heute die US-Handelsbilanz per September. Analysten erwarten ein Defizit in Höhe von 57,00 Mrd. USD nach zuvor 59,14 Mrd. USD. Sinkende Rohstoffpreise als auch rückläufige Konsumnachfrage sind durchaus geeignet, positive Überraschungen mit sich zu bringen. Der beigefügte Chart impliziert eine Stabilisierung mit Potential zu einer Trendumkehr.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2620 - 50 dreht den Bias des Euros auf positiv.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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