Kommentar
10:30 Uhr, 06.08.2007

Hongkong – Wirtschaftliche Integration trägt Früchte

Im Zuge des zehnjärigen Jubiläums der Rückgabe Hongkongs an China wurde viel über die kontroverse Diskussion bezüglich der politischen Rechte und Freiheiten in Hongkong berichtet. Auffällig war in diesem Zusammenhang, dass der Protest in Hongkong weniger deutlich ausfiel als in den Jahren zuvor. Ein wesentlicher Grund für die politische Zurückhaltung vieler Hongkonger dürften die positiven wirtschaftlichen Impulse sein, die die zunehmende Integration Hongkongs mit der Wirtschaft des Festlandes mit sich bringt. Zwar führt dies zu einer immer stärkeren Fokussierung Hongkongs auf den Dienstleistungssektor, zulasten der Industrie, aber mittlerweile ist der Nettoeffekt auf den Arbeitsmarkt spürbar positiv. In den Dienstleistungsbereichen werden seit dem letzten Jahr mehr als 90% der Wirtschaftsleistung Hongkongs erwirtschaftet. Im Gegenzug hat in den letzten Jahren eine kontinuierliche Verlagerung von Produktionskapazitäten in der Industrie auf das Festland stattgefunden. Aufgrund der Produktions-kostenvorteile kam diese Entwicklung nicht überraschend. Allerdings ist gerade der Exporterfolg der chinesischen Unternehmen ein wesentlicher, treibender Faktor für die Dienstleistungssektoren Hongkongs. Schließlich wird weiterhin ein Großteil des Handels Chinas über Hongkong abgewickelt. Aufgrund der engen Verzahnung von hochwertigen Logistik- und Finanzierungsdienstleistungen dürfte es auch noch eine Weile dauern bis auf dem Festland eine ernsthafte Konkurrenz zu Hongkong entsteht.

Konjunkturseitig bleibt die Binnenwirtschaft bis Ende 2008 voraussichtlich die treibende Kraft. Der private Verbrauch profitiert von der guten Beschäftigungs-entwicklung, und die Investitionen werden sowohl durch den Strukturwandel als auch das hohe Wachstum in den letzten Jahren getrieben. Zusammen mit der etwas schwächeren Dynamik der Weltwirtschaft folgt hieraus in diesem Jahr ein leichter Rückgang des Leistungsbilanzüberschusses. Die Trends in der Handels- und Dienstleistungs-bilanz spiegeln die unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen wider. Das Defizit in der Handelsbilanz erhöht sich von rund 14 Mrd US$ in 2006 auf rund 19,5 bzw 18,3 Mrd US$ in diesem und im nächsten Jahr. Dagegen steigt der Überschuss in der Dienstleistungsbilanz von knapp 36 Mrd US$ auf rund 41,5 Mrd US$ im kommenden Jahr.

Die wirtschaftlichen Trends lassen Hongkong attraktiv als Anlageziel erscheinen, aber die Bewertung des Aktienmarktes wird aktuell weniger positiv eingeschätzt. Zudem sind die Bewertungen sehr unterschiedlich, so dass keine klare Tendenz erkennbar ist. Positiv wirkt sich jedoch die Strategie der chinesischen Regierung auf die Stimmung an den Märkten aus, Portfolioinvestitionen im Ausland für die privaten Anleger in China schrittweise zu erleichtern. Davon profitiert Hongkong als präferiertes Anlageziel.

Quelle: cominvest

Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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