Kommentar
10:00 Uhr, 10.05.2008

Holz: Die umweltfreundliche Alternative?

Im Zuge der US-Immobilienkrise sind auch die Aktien vieler Holz-Unternehmen unter die Räder gekommen. Der Grund: US-amerikanische Ein- und Zweifamilienhäuser bestehen zu rund 95 Prozent aus dem nachwachsenden Rohstoff. In Deutschland liegt der Holzanteil nur bei etwa 14 Prozent. Nach dem Kursrutsch der vergangenen Monate könnte die Branche jetzt wieder interessant werden. Denn was viele Anleger zu vergessen scheinen: Holz ist viel mehr als nur ein Werkstoff für den Bau von Häusern...

Zwar handelt es sich beim Holz um einen nachwachsenden Rohstoff, allerdings ist das mit dem Nachwachsen so eine Sache: Bis etwa eine Fichte zu Bauholz verarbeitet werden kann, vergehen rund 80 Jahre.

Aber auch Wälder, die ausschließlich zur Energieerzeugung angepflanzt werden, können nicht im Jahresrhythmus geerntet werden: Dabei werden schnellwachsende Baumarten wie Pappeln oder Weiden in Reihen gesetzt und alle drei bis zehn Jahre maschinell geerntet. Die im Boden verbleibenden Pflanzenreste haben die Fähigkeit zum Stockausschlag: Die Bäume treiben nach der Ernte erneut aus, ohne dass sie neu angepflanzt werden müssen. Seit 1960 hat sich der weltweite Holzverbrauch in etwa verdreifacht. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung von rund fünf Prozent. Was auffällt, ist die Stetigkeit der Nachfrage-Entwicklung: Einbrüche gab es praktisch keine.

Ein Investment in die Holzindustrie verspricht lukrative Renditechancen. Der Grund ist, dass Holz nicht mehr alleine als Baumaterial oder zur Papierherstellung verwendet wird, sondern zunehmend auch als Energieträger gefragt ist. Der hohe Ölpreis hat die Nachfrage nach Holz spürbar belebt. Im Gegenzug lässt sich das Angebot nicht beliebig ausweiten: Die Waldflächen sind begrenzt - und von der Anpflanzung der Bäume bis zur Rodung vergehen viele Jahre. Hinzu kommt der Klimaschutz: Bäume nehmen während ihres Wachstums mehr Kohlendioxid auf, als sie abgeben. Deshalb können Forstunternehmen CO2-Emissionsrechte ausgeben und verkaufen. Daraus winken Zusatzgewinne. Wichtiger Vorteil...

Neben seiner Lagerfähigkeit verfügt Holz im Vergleich zu Wind- und Sonnenenergie über einen weiteren wichtigen Vorteil: Für Holz-Investments spricht neben der historisch sehr stabilen Wertentwicklung die geringe Korrelation mit anderen Anlageformen. Gerade in Zeiten der Finanz- und Kreditkrise ist dies ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Die geringe Abhängigkeit von anderen Investments lässt sich belegen: So beträgt die Korrelation des NCREIF Timberland Property Index zum S&P 500 im Zeitraum von 1987 bis 2007 nur 0,22. Dieser Umstand macht Holz und Wald-Investments zu einem sinnvollen Diversifikationsinstrument. Wegen des hohen Wirtschaftswachstums in vielen asiatischen und osteuropäischen Ländern dürfte die Nachfrage nach Holz in den kommenden Jahren weiter anziehen. Der kontinuierliche Anstieg des Lebensstandards führt zu einem vermehrten Holzverbrauch bei der Herstellung von Möbeln, Papier oder Pappe.

Der wachsenden Nachfrage steht jedoch ein immer geringeres Angebot durch die weltweit ungebremste Abholzung gegenüber: Um Flächen für Fabriken, Bürogebäude und Wohnhäuser zu gewinnen, werden auf der ganzen Welt Wälder gerodet. Sogar in vielen traditionellen Agrar-Staaten wird Wald zur Mangelware.

Beispiel Brasilien: Die Vernichtung der "Grünen Lunge" am Amazonas hat im abgelaufenen Jahr traurige Rekorde erreicht: schätzungsweise 7.000 Quadratkilometer - rund die zehnfache Fläche der Hansestadt Hamburg - sind allein zwischen Juli und Dezember 2007 von der Landkarte verschwunden. Das hat das Institut für Raumfahrtforschung (INPE) kürzlich bekannt gegeben.

Das Problem ist, dass Bäume wesentlich langsamer wachsen als etwa Sojabohnen oder Zuckerrohr. Die Aufforstung zerstörter Flächen dauert viele Jahre, teilweise Jahrzehnte. Eine zügige Reaktion auf die zunehmende Nachfrage ist daher nicht zu erwarten. Deshalb wird der Markt zwangsläufig über den Preis reguliert werden. Auf lange Sicht dürften die Holzpreise daher ansteigen.

Wer davon profitieren möchte, der kann sich zum Beispiel einen Wald anschaffen, was jeder Anleger natürlich sofort tun wird. Kleiner Scherz...

Sinnvoll erscheint dagegen ein Investment in börsennotierte Forstunternehmen. Interessant hierbei ist, dass sich steigende Holzpreise wegen der weitgehend konstanten Kosten bei der Holzproduktion überproportional auf den Gewinn auswirken. Berechnungen von Holzfachleuten zeigen, dass ein Holzpreisanstieg von zehn bis zwölf Prozent zu einer Gewinnverdoppelung bei einem Forstunternehmen führen kann. Doch es ist keine leichte Übung, die richtigen Unternehmen zu finden.

Der Wald als Zertifikat

Wer das Risiko von Einzelaktien scheut, der kann sich seit einiger Zeit auch Holz-Zertifikate ins Depot legen. So hat etwa die Société Générale kürzlich einen Index aufgelegt, der Anlegern ein Investment in den Holzsektor erleichtert: Im World Timber Total Return Index (TIMBEX), sind die weltweit 15 wichtigsten Holzproduzenten zusammengefasst. Hierzu zählen Unternehmen aus dem Bereich Real Estate Investment Trusts (REITs), der Papierindustrie und der Forstwirtschaft.

Die Zusammensetzung des Index wird quartalsweise von Dow Jones Indexes/STOXX überprüft. Das Unternehmen übernimmt auch die sonstigen operativen Tätigkeiten wie die Berechnung und Verteilung des Index. Im TIMBEX sind bis zu zwei REITs vertreten. Hinzu kommen Unternehmen aus der Papierindustrie, die über eine Marktkapitalisierung von mindestens 500 Millionen US-Dollar und einen Waldbesitz von mindestens 500.000 Hektar verfügen. Die übrigen der insgesamt 15 Indexmitglieder stammen aus der Forstwirtschaft.

Das Timbex-Open-End-Zertifikat der Société Générale hat die ISIN DE000SG0TBX1. Weil der Timbex als Total-Return-Index angelegt ist, profitieren die Anleger neben der reinen Performance der enthaltenen Aktien auch von den Dividenden der Unternehmen. Diese werden auf Nettobasis reinvestiert. Für das Zertifikat wird eine Managementgebühr von einem Prozent im Jahr fällig. Ähnlich strukturiert ist das Holz-Basket-Zertifikat von HSBC Trinkaus & Burkhardt ohne Laufzeit-Begrenzung mit der WKN TB0KWA. Das HSBC-Zertifikat beinhaltet einen Aktienkorb, bestehend aus elf internationalen Unternehmen der Holz-Wirtschaft. Mit einer anfänglichen Gewichtung von 15 Prozent bilden die brasilianische Aracruz Celulose (ISIN US0384962041/ WKN 906126) und die US-amerikanische Weyerhaeuser Co. (ISIN US9621661043/ WKN 854357) die beiden Schwergewichte im Aktienkorb. Es handelt sich hierbei um ein aktiv gemanagtes Basket-Zertifikat. Die Zusammensetzung des Korbes wird einmal jährlich überprüft. Dividenden werden über eine Anpassung der Bezugsmengen zu 70 Prozent an die Inhaber der Zertifikate weitergegeben. Die jährliche Managementgebühr beträgt moderate 0,8 Prozent.

Mit einem Einstieg bei einzelnen Holzaktien und den beiden Zertifikaten würden wir jedoch noch etwas abwarten. Am Freitag vergangener Woche kamen auch einige Schwergewichte aus dem TIMBEX unter die Räder.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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