Hoher Ölpreis und robuste Aktienmärkte: Ein Widerspruch?
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Der historische Befund ist eindeutig: Ein starker Anstieg der Ölpreise hinterliess immer nachhaltige Spuren an den Aktienmärkten und in der Konjunktur. Dies berichtet die Schweizer Fondsgesellschaft Vontobel in einem aktuellen Marktkommentar. Die Rezessionen 1973/74 und 1979 sind noch in bester Erinnerung. In diesem Jahr hat der Ölpreis mit über 70 USD pro Barrel einen noch nie dagewesenen Höchststand erreicht. Gleichzeitig zeigt sich die globale Konjunktur in Bestform. In diesem Jahr dürfte das weltweite Wachstum gemäss dem Internationalen Währungsfonds (IMF) rund 5% betragen. Auch die Aktienmärkte zeigen sich unbeeindruckt vom hohen Ölpreis. Praktisch gleichzeitig mit dem Anstieg der Ölpreise 2003 setzten die Aktienmärkte zu einem nachhaltigen Höhenflug an. Wie lässt sich dies erklären?
Eine erste Erklärung liege in der geringeren Erdölabhängigkeit der Weltwirtschaft insgesamt. Heute benötigt man rund halb soviel Öl zur Erstellung einer Einheit Bruttoinlandsprodukt als noch zur Zeit des ersten Ölschocks 1973/74, so Dr. Thomas Steinemann, Chefstratege der Vontobel-Gruppe. Dies mache die Konjunktur entsprechend weniger anfällig auf Ölpreisbewegungen. Im Weiteren nehme der Kapitalstrom aus den OPEC-Ländern in Richtung Europa und USA massiv zu. Das bedeute, dass die Unternehmen von den höheren Einnahmen der Erdölproduzenten profitieren. Es könne generell festgestellt werden, dass die Unternehmensgewinne in den letzten Jahren nicht unter dem gestiegenen Ölpreis litten.
Ein weiterer Grund, warum die Gewinne bisher nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden, liege in den stabilen Einkaufspreisen der Unternehmen. In den USA zum Beispiel seien die Einkaufspreise der Unternehmen seit 2003 nicht angestiegen, so dass die Margen nicht unter Druck gerieten. Insgesamt waren somit die Auswirkungen auf Konjunktur und Aktienmärkte gering, so der Experten im monatlichen Marktkommentar. Steinemann erwartet auf den jetzigen Niveaus eine Konsolidierung und geht bis zum Jahresende angesichts rekordhoher Lagerbestände von tieferen Erdölnotierungen aus.
Für die Aktienmärkte bestehe das Hauptrisiko zur Zeit mehr von der Zinsfront. Nach dem spürbaren Anziehen der Obligationenrenditen in diesem Jahr erwartet Vontobel allerdings auch hier eine Beruhigung. Damit bleibe das Umfeld für Aktien weiterhin intakt.
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