Hohe Lebensmittelpreise sind von Dauer
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Frankfurt (Fonds-Reporter.de) - Die Preise für landwirtschaftliche Produkte wie Reis, Getreide, Mais und Soja (die sogenannten Soft Commodities) sind im vergangenen Jahr aufgrund des strukturellen Wandels bei Angebot und Nachfrage dramatisch gestiegen. So hat sich beispielsweise der Preis für thailändischen Reis binnen Jahresfrist nahezu verdreifacht.
Die höhere Nachfrage nach Lebensmitteln sei in erster Linie durch den Anstieg der Weltbevölkerung bedingt, die nach Schätzungen der UN von ihrem gegenwärtigen Stand von rund 6,5 Milliarden bis 2050 auf 9 Milliarden anwachsen wird, so die Experten von ING Investment Management in einem aktuellen Marktkommentar. Mit diesem Wachstum gehe auch ein Anstieg des Lebensstandards einher. Damit sei wiederum ein Wandel unserer Ernährungsweise verbunden: "Wir nehmen immer größere Mengen Eiweiß zu uns", so die Anlageprofis. So habe in China die tägliche Kalorienzufuhr pro Kopf innerhalb von zehn Jahren um fast 10 Prozent zugenommen. Der Anteil tierischen Eiweißes an dieser Kalorienmenge habe sich sogar mehr als verdoppelt. Da sieben bis neun Kilo Getreide notwendig sind, um ein Kilo Schweinefleisch zu produzieren, steige der Preisdruck durch dieses Prozess weiter.
Hinzu komme die Nachfrage nach Energie. Durch die Abkehr von der Erdölabhängigkeit und eine Reduzierung der CO2-Emissionen werden zunehmend so genannte Biobrennstoffe eingesetzt. Infolgedessen stehe ein beträchtlicher Anteil des weltweit angebauten Getreides und Mais nicht mehr für die Lebensmittelproduktion zur Verfügung. Schätzungen zufolge werden 33 Prozent der gesamten US-amerikanischen Maisernte in diesem Jahr für die Produktion von Bioethanol verwendet.
Aufgrund der raschen Verstädterung und des Bevölkerungswachstums gehe zudem in vielen Regionen die landwirtschaftliche Nutzfläche ständig zurück. Prognosen zufolge wird die landwirtschaftliche Nutzfläche pro Kopf bis 2020 weltweit auf 0,2 Hektar sinken. 1950 waren es noch 0,5 Hektar. Die intensiv betriebene Landwirtschaft erschöpfe zudem den Boden und verstärke die Erosion. In der Folge sinken die Ernteerträge pro Hektar. Und schließlich habe auch das sich wandelnde Klima erheblichen Einfluss auf die Ernten, da extreme Witterungsbedingungen wie Dürre und Fluten immer häufiger auftreten.
In Anbetracht all dieser Faktoren sei nicht damit zurechnen, dass das Angebot an landwirtschaftlichen Rohstoffen bald wieder steigen wird. Weitere Preiserhöhungen seien daher wahrscheinlich. Ferner werde diese Situation durch die hohen Erdölpreise noch verschärft, denn schließlich komme Erdöl auf allen Stufen des landwirtschaftlichen Prozesses zum Einsatz: von der Düngemittelproduktion über den Betrieb der landwirtschaftlichen Maschinen bis hin zum Transport der Erzeugnisse zu den Verbrauchern.
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