Kommentar
08:01 Uhr, 16.12.2008

Hohe Discounts in unsicheren Zeiten

Wie ungewöhnlich die Zeiten aktuell sind, zeigt ein Blick auf die Schwankungsbreite vieler Titel. Am deutschen Aktienmarkt notiert der VDAX-New, der die Volatilität von DAX-Optionen misst, seit Wochen auf einem Krisenniveau von mehr als 50 Prozent.

Das hohe Volatilitätsniveau hat aber nicht nur Auswirkungen auf Basiswerte wie Aktien oder Indizes, sondern auch auf zahlreiche Derivate. Denn der Preis von Optionen und damit auch der Preis vieler Zertifikate mit Optionsbestandteilen hängt maßgeblich von der erwarteten Schwankungsbreite ab. Die Wirkungsweise ist recht einfach: je höher die Volatilität, desto teurer sind Optionen und Optionsscheine. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Call oder Put handelt. Umgekehrt ist eine Option umso preiswerter, je geringer die erwartete Volatilität ausfällt. Sie hat neben der Kursentwicklung des zugrunde liegenden Basiswerts in der Regel den größten Einfluss auf den Optionspreis.

Auch bei Stagnation kräftig verdienen
Wer von den hohen Volatilitäten am Aktienmarkt profitieren möchte und einen günstigen Einstieg in einen Index oder eine Aktie sucht, findet beispielsweise in Discount-Zertifikaten ein geeignetes Produkt. Besonders bei einigen deutschen Blue Chips sind die Volatilitäten derzeit besonders hoch, was zu interessanten Renditechancen in einem Aktien-Discount-Zertifikat führen kann. Diese Papiere profitieren von einem Seitwärtstrend an den Börsen und bieten durch die hohen Kursschwankungen der vergangenen Wochen derzeit relativ attraktive Level. Das liegt an der Zusammensetzung des Zertifikates. Denn in einem Discounter steckt eine Call-Option mit einem Basispreis von null, also quasi den Basiswert ohne Dividendenanspruch, und eine verkaufte Call-Option. Dabei bildet der Basispreis der veräußerten Option den so genannten Cap eines Discount-Zertifikats, der gleichzeitig der größtmögliche Rückzahlungsbetrag am Laufzeitende ist. Die Prämieneinnahme durch den verkauften Call ermöglicht den Einstieg in den zugrunde liegenden Basiswert mit einem Rabatt (= Discount). Je höher die Volatilität, desto teurer der veräußerte Call und umso größer ist der Preisabschlag. Gleichzeitig dient dieser Discount als Risikopuffer bei fallenden Kursen. Durch den Rabatt erzielen Anleger auch bei stagnierenden Kursen ansehnliche Renditen, wenn der Kurs des Basiswerts am Laufzeitende nicht unter dem Cap notiert.

Kommt es nun zu einem Rückgang der Volatilität, etwa weil sich die Unsicherheit am Aktienmarkt legt und die Kurse sich stabilisieren, steigt der Preis eines Discount-Papiers an, da der Abschlag kleiner wird.
Ein Beispiel: Ein Discount-Zertifikat (Laufzeit 1 Jahr) mit einem Cap von 100 Euro hat einen Preis von 100 Euro abzüglich des Preises der verkauften Call-Option mit einem Basispreis von 100 Euro. Bei einer Volatilität von 30 Prozent kostet der veräußerte Call 14,23 Euro, das Discount-Zertifikat kostet somit 85,77 Euro. Sinkt die erwartete Schwankungsbreite auf ein langfristiges durchschnittliches Niveau von rund 19 Prozent, dann würde der Call auf 10,15 Euro fallen und das Discount-Zertifikat entsprechend auf 89,85 Euro steigen. Das bedeutet einen Gewinn von knapp 30 Prozent nur aufgrund der Volatilitätsbewegung.

Der Cap bestimmt die Gewinn- und Verlustchancen
Der Cap muss aber nicht auf Höhe des aktuellen Basiswertkurses liegen. Liegt der Cap etwa unterhalb des aktuellen Basiswertkurses, wird selbst dann die maximal mögliche Rendite erzielt, wenn der Basiswert nicht unter den Cap fällt. Bei diesen Papieren ist der Risikopuffer durch den tiefen Cap besonders groß. Daher eignen sich diese Papiere für konservative Anleger, die auch bei Kursverlusten im Basiswert noch eine positive, wenn auch moderate Rendite erzielen wollen.

Je höher der Cap liegt, desto stärker können Anleger von einem Kursanstieg profitieren und umso größer sind die Renditechancen. Den größten Volatilitätseinfluss haben allerdings Discount-Zertifikate, bei denen der Cap in etwa auf der Höhe des aktuellen Basiswertkurses liegt (siehe Beispiel) und die gleichzeitig noch eine lange Restlaufzeit besitzen. Wer also von einem Rückgang der erwarteten Schwankungsbreiten besonders stark profitieren will und erwartet, dass der Basiswert nicht mehr fällt, wählt Discount-Zertifikate, deren Cap am aktuellen Basiswertkurs liegt.

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