Kommentar
15:10 Uhr, 02.03.2023

Hoffnung für die Inflation? Schauen Sie auf dieses Land

Anleger müssen sich damit abfinden, dass sich ihre Inflationserwartungen nicht erfüllen werden. Es gibt aber Hoffnung. Diese kommt aus einem ganz bestimmten Land.

Zunächst kann man gar nicht oft genug betonen, dass ein Monatswert keinen Trend ausmacht. Die von der Fed favorisierte Inflationsrate ist im Januar gestiegen, doch das bedeutet keine Trendumkehr. Jeder Trend, ob Inflation oder bei Aktienkursen, pausiert einmal oder wird durch eine Gegenbewegung unterbrochen.

Das war auch in der letzten Hochinflationsphase der Fall. Der Rückgang der Inflationsrate von 1974 bis 1976 war relativ geradlinig. Im Juni 1975 fiel die Inflationsrate allerdings kaum noch und stieg einen Monat später sogar leicht an. Den Abwärtstrend hat es nicht unterbrochen.

Die Parallelen zu damals sind groß (Grafik 1). Wir wissen allerdings nicht, ob sich die Historie wirklich so wiederholt. Nachdem die zweite Inflationswelle 1980 gebrochen wurde, war der Abwärtstrend weniger geradlinig. Mehrmals stieg die Inflationsrate wieder an oder fiel kaum noch. Auch ein solches Szenario ist heute denkbar.


Hoffnung, dass sich die Periode von 1974 bis 1976 wiederholt, kommt aus Kanada. Kanada und die USA sind wirtschaftlich sehr eng verknüpft. Entwicklungen in beiden Ländern gehen häufig Hand in Hand. Derzeit zeigt sich im Gegensatz zu den USA ein weiterhin klarer Abwärtstrend bei der Inflation in Kanada (Grafik 2).

Die Inflationsrate ging im Januar von 6,3 % auf 5,9 % zurück. Die Kerninflation fiel von 5,3 % auf 4,9 %. Vergleicht man die Inflationsrate Kanadas mit der in den USA, sind beide Zeitreihen kaum voneinander zu unterscheiden (Grafik 3). In einzelnen Monaten gibt es eine Abweichung. Der Trend ist jedoch immer derselbe. Dies gilt für den abgebildeten Zeitraum ebenso wie für längere Zeiträume.

Was für die Inflationsrate gilt, gilt auch für die Kernrate (Grafik 4). Kanada gibt Hoffnung, dass die Abflachung und teilweise Umkehr des Trends in den USA ein Ausreißer ist. Man kann sich natürlich fragen, wieso es nicht umgekehrt sein sollte und nicht Kanada der Ausreißer ist.

Eine Garantie, dass die US-Daten den kanadischen folgen, gibt es nicht. Es ist allerdings wahrscheinlicher als umgekehrt. Bei Energiepreisen beginnt nun die Zeit hoher Vergleichswerte aus dem Vorjahr. Dies sollte einen positiven Effekt auf die Inflationsrate haben.

Wie in den USA sind auch in Kanada Dienstleistungspreise wichtiger als Güterpreise. Dort zeigt sich ein Abwärtstrend. Dienstleistungspreise sind schwerfälliger. Der Trend ist robust. Zu guter Letzt hat die Inflation viel Gegenwind aus der Geldpolitik. Die Wirkung höherer Zinsen wird sich erst in den kommenden Monaten konkret zeigen. Vor einem Jahr lag der Leitzins in vielen Regionen noch bei 0 %. Es ist unplausibel anzunehmen, dass der Inflationstrend umkehrt und nicht nur pausiert.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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