Kommentar
09:00 Uhr, 29.04.2021

Historischer Wirtschafts-Boom steht an: Was macht der Aktienmarkt daraus?

Wirtschaftlich stehen goldene Zeiten bevor. Anleger sollten sich aber nicht zu früh freuen.

Diese Krise ist wirklich anders als all die Wirtschaftskrisen zuvor. Dafür gibt es auch eine Erklärung. Wirklich entscheidend ist dabei nicht der Auslöser, sondern die Reaktion. Krisen haben immer andere Auslöser. 2008 waren es Immobilienpapiere, die das Finanzsystem gefährdeten. Im Jahr 2000 und 2001 waren es die Technologieblase und der Krieg gegen den Terror.

Anfang der 90er Jahre führten ebenfalls Krieg und der Fall der Sowjetunion zu einem Schock. Anfang der 80er Jahre waren es exorbitant hohe Zinsen und im Jahrzehnt zuvor hohe Inflation und Ölschock. Die Gründe sind immer andere, die Folgen die gleichen. Die Nachfrage lässt nach, die Beschäftigung und das Wachstum sinken.

Was die Krisen im Kern unterscheidet ist die Reaktion der Politik. Die Politik greift in jedem Abschwung zu einer Form von Konjunkturprogrammen. Dieses Mal stellen die Programme aber alles in den Schatten, was wir aus früheren Rezessionen kannten.

In Europa werden Kurzarbeiterregelungen immer wieder verlängert. Die Beschäftigung wird so künstlich auf fast konstantem Niveau gehalten. In den USA führen Direktzahlungen und höheres Arbeitslosengeld zu einem Konsumboom. Verbraucher haben trotz Krise viel Geld zur Verfügung. Das gilt für alle Industrieländer.

Das Beste ist natürlich immer noch, das Virus unter Kontrolle zu bekommen. In Australien und Neuseeland ist das gelungen, selbst ohne Impfung. So liegt die Beschäftigung in Australien bereits jetzt höher als vor der Krise (Grafik 1). Das ist eine wirklich außergewöhnliche Entwicklung. Trotz mehrerer Lockdowns und ausbleibender internationaler Touristen läuft die Wirtschaft besser als vor der Krise.


Eine Öffnung der Wirtschaft, wenn das Virus unter Kontrolle ist, gepaart mit hohen Ersparnissen und historisch großen Konjunkturprogrammen, bewirken Wunder. Das lässt sich auch in der Beschäftigung in den USA erkennen. Im Vergleich zur Finanzkrise war der Schock größer, aber auch der Rebound ist sehr viel schneller (Grafik 2).

In Europa gibt es noch keinen Rebound. Die Impfkampagne ist zu langsam. Es wird vermutlich erst im Juli zu einer gewissen Normalisierung kommen. Gemessen an dem, was sich in anderen Ländern wie Australien beobachten lässt, wird es dann einen enormen Nachfrageschub geben.

Die wirtschaftliche Normalisierung im Sinne der Beschäftigung und des Wirtschaftswachstums wird sehr schnell erfolgen. Die Wirtschaftsleistung wird das Vorkrisenniveau in Rekordtempo zurückerobern. Viele Unternehmen können sich schon jetzt nicht mehr vor Aufträgen retten. Die Wirtschaft könnte dann also sogar überhitzen.

Für Anleger sind das gute Neuigkeiten, allerdings ist ein Großteil des Booms bereits eingepreist. Die meisten Anleger kaufen Aktien in der Erwartung positiver Entwicklungen und nicht erst, wenn diese durch Fakten belegt sind. Stattdessen kommt es vielmehr zu Verkäufen, wenn sich die Erwartungen bestätigen („Buy the rumor, sell the fact“).

Anleger sollten die kommenden Wochen genießen. So gut wie jetzt, kurz vor Beginn des großen Booms, wird es nicht mehr.

Clemens Schmale


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  • fabrice
    fabrice

    Sie selber haben gesagt, Kurse vorher zu sagen sei nicht möglich und das ist auch so. Sie merken es gar nicht, aber Sie entwickeln sich zu einem Permabär Die meisten Artikel die Sie verfassen sind nur noch negativ und nicht fundiert.

    18:15 Uhr, 29.04.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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