Hiobsbotschaften für den Aktienmarkt
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Eine tiefrote Woche liegt hinter den Aktienmärkten. Die Verluste fielen sogar noch größer aus als in der zweiten Maiwoche, als die heile Welt der Dividendentitel ins Wanken geriet. Schlechte Neuigkeiten am laufenden Band drückten die Kurse jeden Tag ein bisschen tiefer nach unten. Alcoa patzte mit dem Zwischenbericht, die militärischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten belasteten gleich doppelt, weil dadurch der Ölpreis auf ein Rekordhoch kletterte, und schließlich lagen die US-Einzelhandelsdaten weit hinter den Erwartungen.
USA: Hiobsbotschaften für den Aktienmarkt
Nach den Turbulenzen von Mai / Juni hatte eine Serie positiver Nachrichten den Aktienmärkten zunächst Halt gegeben, um sich zu stabilisieren. Das abhanden gekommene Investorenvertrauen konnte so teilweise wieder zurückkommen. Es hätte sich auch noch weiter etabliert, wenn die Serie der erfreulichen Botschaften angehalten hätte. Doch genau das Gegenteil war in der vergangenen Woche der Fall. Die Hiobsbotschaften begannen am Montag nach Handelschluss mit einem schwachen Zwischenbericht von Alcoa. Nach den Gewinn- und Umsatzwarnungen von AMD, 3M und Lucent war das die vierte Enttäuschung innerhalb weniger Tage, mit denen sich die Hoffnungen auf eine solide Berichtssaison vorerst in Luft auflösten. Als weiterer Belastungsfaktor kam im Wochenverlauf der Ölpreis hinzu, der infolge des erneut auflodernden Konflikts im Nahen Osten um fast sechs Prozent in Richtung 78 US-Dollar pro Barrel kletterte. Damit kamen wieder Wachstumsbefürchtungen auf, die auch prompt bestätigt wurden, und zwar in Form äußerst schwacher Einzelhandelsdaten. Statt eines erwarteten Anstiegs um 0,4 Prozent gingen die Einzelhandelsumsätze im Juni um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat zurück. Anhaltend hohe Ausgaben für Öl und Benzin entziehen den Konsumenten Kaufkraft. Nach durchschnittlich rund 63 US-Dollar im ersten Quartal 2006 pro Barrel Rohöl WTI lag der Durchschnittspreis im zweiten Quartal bereits bei 70 US-Dollar - Tendenz weiter steigend angesichts der jüngsten Entwicklung. Die Aktie des US-Einzelhandelsriesen Wal-Mart spiegelt diese Entwicklung wider. Ohnehin seit Jahresanfang auf Talfahrt, gehörte sie in der abgelaufenen Woche zu den schwächsten Titeln im Dow Jones-Index. Der einzige Wert im Plus war übrigens ExxonMobil, welch´ Überraschung! In einem dermaßen widrigen Umfeld konnten selbst Quartalszahlen, die die Erwartungen trafen, den Aktienkurs nicht unterstützen. So geschehen bei General Electric. Von daher sollten sich die Anleger von der laufenden Woche nicht all zuviel versprechen. Es bedarf vieler überzeugender Neuigkeiten, um die Stimmung wieder zu drehen.
Europa: SAP enttäuscht die hohen Erwartungen
An den europäischen Börsen zogen der Nahost-Konflikt, der hohe Ölpreis und die düsteren Vorboten der US-Quartalsberichtssaison einen ungleich stärkeren Kursrückgang nach sich. Der zusätzliche Druck kam von der Unternehmensseite. So schwappte die Gewinnwarnung von Lucent auf den Fusionspartner Alcatel über. SAP wiederum konnte die Analystenerwartungen an das zweite Quartal nicht erfüllen. Leichte Marktanteilsverluste und vor allem das nachlassende Lizenzgeschäft verärgerten die Anleger zutiefst. Da half es auch nichts, dass das Management von einer weiterhin guten Auftragslage sprach und die Jahresprognosen bestätigte. Die Kursreaktion muss allerdings im Lichte einiger euphorischer Analystenstudien gesehen werden, mit denen die Erwartungshaltung zuletzt deutlich erhöht worden sein dürfte. Ansonsten hielten sich die Unternehmen mit Nachrichten zurück. Auch von den Konjunkturbeobachtern kam nicht viel. Die Statistiker von Eurostat bestätigten mit ihrer zweiten Berechnung das BIP-Wachstum im ersten Quartal 2006 bei 0,6 Prozent. Mehrere Stellen beurteilten allerdings im Wochenverlauf die Aussichten für das Wirtschaftswachstum in der Eurozone im laufenden Jahr günstiger. Der Impuls war jedoch zu schwach, um gegen die geballte Flut an Hiobsbotschaften die Stimmung zu verbessern.
Japan: Energieabhängigkeit belastet
Der japanische Aktienmarkt sieht sich nun auch mit einer strafferen Geldpolitik konfrontiert. Am Wochenende beendete die Bank of Japan ihre Nullzinspolitik, indem sie den Leitzins auf 0,25 Prozent anhob. Weitere Erhöhungen seien von der Entwicklung der Preise und der Konjunktur abhängig, teilten die Währungshüter mit. Ein Automatismus wie in den USA oder jetzt in der Eurozone scheint damit zwar unwahrscheinlich. Jedoch hatte auch Herr Trichet den geldpolitischen Kurswechsel der EZB mit ähnlichen Worten eingeläutet, dann allerdings einen Dreimonatsrhythmus angeschlagen. Die Zinswende der BoJ war aber nur zu einem kleinen Teil für die zuletzt schwache Marktverfassung verantwortlich. Viel stärkeren Einfluss hatte der Ölpreis. Japan ist extrem abhängig von Energieimporten. Etwa 80 Prozent des eigenen Energieverbrauchs werden durch Einfuhren gedeckt. Darüber hinaus belastet der Ölpreisanstieg Japan noch auf zusätzliche Weise, drosselt dieser doch die US-Volkswirtschaft, den größten Exportpartner Japans. Mehr als ein Viertel aller Ausfuhren gehen in die Vereinigten Staaten. Daher wird es auch gern gesehen, wenn der Yen gegenüber dem US-Dollar nachgibt. (Wenngleich dadurch die Ölimporte freilich teurer werden.) Denn auch die Währungen wichtiger asiatischer Handelspartner sind an den Greenback gekoppelt. Zuletzt verlor der Yen wieder etwas gegenüber dem US-Dollar.
Ausblick: Quartalszahlen, Bernanke und FED-Protokoll
Schon die vielen Unternehmenstermine machen deutlich, dass uns eine bewegte Woche bevorsteht. Dabei lässt sich ein ziemlich guter Eindruck zur jeweiligen Branchenentwicklung gewinnen, präsentieren doch immer gleich mehrere Sektorvertreter ihre Ergebnisse. Hinzu kommen hochkarätige Konjunkturdaten, angefangen heute bei den Industrieproduktionen für Mai in der Eurozone und für Juni in den USA, über den ZEW-Index für Juli am Dienstag und die US-Verbraucherpreise für Juni am Mittwoch sowie am Freitag die japanische Industrieproduktion für Mai. Zur Wochemitte legt ferner US-Notenbank-Chef Ben Bernanke Rechenschaft über die Geldpolitik im ersten Halbjahr ab. Parallel dazu wird am Donnerstag das Protokoll der letzten FED-Sitzung veröffentlicht. Beides sollte Hinweise auf den weiteren Kurs der FED geben.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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