Kommentar
12:00 Uhr, 28.05.2008

Hilfe, die Rohstoffe werden knapp!

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Gehen Sie noch tanken oder fahren Sie schon U-Bahn, so wie jetzt die meisten Berufstätigen in der 18 Millionen Stadt Los Angeles? Diesel, Normalbenzin und Super haben jetzt schon den gleichen Preis. Der Rekordölpreis von in der Spitze 135 USD/Barrel lässt nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Anleger erzittern. Die Stimmung wird an den Weltbörsen aufgrund der steigenden Ölpreise immer schlechter. Sowohl der DAX fiel unter die zuvor hart umkämpfte 7000-er Marke als auch der Dow Jones unter die 12700-Marke, womit wichtige Widerstandszonen durchbrochen wurden. Jetzt fehlt nur noch dass der Nikkei am Montag unter 14.000 Indexpunkten fällt und schon ist die charttechnische Konstellation eher bearish zu sehen.

Gründe für den starken Ölpreisanstieg gibt es reichlich. 1. Die Ölvorräte nahmen überraschend stark um 5.3 Mio. Barrel ab. 2. Für den Spätsommer werden diesmal 9 schwere Hurrikans von der NOAA prognostiziert 3. Die Terminkontrakte liegen alle über den Spotpreisen. 4. Die Finanzspekulanten sehen die Ölpreise weiter steigen und treiben damit auch den Ölpreis weiter an. 5. Der Direktor der Internationalen Energie-Agentur (IEA) Nobua Tanaka schnürt mit seinem neuen Bericht Ängste über Angebotsverknappungen in der Zukunft aufgrund der schnelleren Ausschöpfung der Ölfelder bis 2030. Die bisher prognostizierte steigende Ölproduktion auf 116 Mio. Barrel am Tag sollen kräftig nach unten korrigiert werden. Die genauen Ergebnisse werden im November vorgestellt. 6. Schon jetzt produzieren die großen Ölgesellschaften bei den großen Ölfeldern deutlich weniger als in den Vorjahren, was die Theorie des „Peak Oils“ bekräftigt. Auch russische Ölunternehmen haben im 1. Quartal erstmals seit Jahren 2% weniger produziert als im Vorjahr. 7. Die OPEC produziert schon fast am Limit, kann also kaum durch Fördermengenausweitungen helfen. 8. Auf der anderen Seite steigt die Ölnachfrage vor allem in Asien weiter an.

Goldman Sachs hält daher einen Ölpreis von 200 USD/Barrel in der Spitze in diesem Jahr für möglich und rechnet mit einem Durchschnittspreis von 146 USD/Barrel in der zweiten Jahreshälfte. Wo aber liegt die Schmerzgrenze des Ölpreises für die Wirtschaft und den Verbraucher? Gibt es bald wieder Fahrverbot für alle Pkw an jedem zweiten Sonntag? Die neuen Rekordölpreise dürfte die Kosten von vielen Unternehmen, nicht nur von Fluggesellschaften, erhöhen und damit die Gewinne schmäleren. Die schleppende Automobilkonjunktur könnte eine Mega-Krise mit Massennetlassungen im Automobilsektor auslösen. Sogar Dessous werden teurer, da die Kunststoff-Fasern auf Ölprodukten bestehen, ebenso wie Windeln, die zunehmend alte Menschen brauchen. Auch das BSP-Wachstum dürfte sich weltweit verlangsamen, weil auch der Konsum dann abnimmt, wenn die Preise steigen und beim Verbraucher immer weniger in der Kasse ist. Die Kaufkraft dürfte immer mehr abnehmen, was einige Konsumwerte wie Mark Spencers in GB hart treffen wird.

Russische Aktien werden mittelfristig aber weiter von den Rekordölpreisen profitieren. Schon jetzt herrschen geradezu „paradiesische Verhältnisse“, zumal Putin die Abgabenlast an den Staat durch Steuersenkungen mindern will. In den nächsten Tagen könnten aber auch russische Ölwerte aufgrund der Wall Street Schwäche durch Gewinnmitnahmen weiter korrigieren. Für russische Ölwerte bin ich mittelfristig aber weiterhin bullish eingestellt. Auch sollten westliche Öl-Juniors, die in Russland aktiv sind, weiterhin von den hohen Ölpreisen profitierten.

Auch Gold konnte durch die weltweit steigende Inflation und den zuletzt wieder auf 1,58 EUR/USD gefallenen Dollar kräftig auf 935 USD/Unze zulegen und hat weiteres Potential nach oben. Auch der Silberpreis erhöhte sich auf 18 USD/Unze. Daher stieg auch der Kurs von dem größten russischen Goldproduzenten Polyus ansehnlich an. Dagegen nahmen die meisten Industriemetallpreise wieder ab. So fiel Kupfer um 5% in einem Monat auf 8125 USD/Tonne. Blei und Nickelpreis gaben sogar um 20% in einem Monat nach. Die Preise von Aluminium und Zink verloren fast 5% in einem Monat an Wert. Sind das etwa schon die Vorboten einer kommenden US-Rezession?

Auch bei einigen Agrarrohstoffen gab es im letzten Monat Preiskorrekturen wie beim Weizen um 8,5% auf 745 USD und Zucker um 13% auf 10,5 USD. Im 1 Jahresvergleich befinden sich die Agrarrohstoffe aber immer noch auf sehr hohem Niveau. So ist Weizen um 57% auf 745 USD, Mais um 62% auf 596 USD, Sojabohnen um 67% auf 1325 USD, Zucker um 17% auf 10,4 USD, Kaffee um 20,5% auf 134 USD und Kakao um 31% auf 2575 USD gestiegen. Zuletzt verdoppelte sich auch der Reispreis aufgrund von Missernten und Überflutungen in Asien.. Und überall mischen hier auch Finanzspekulanten mit, was es früher in diesem Ausmaß nicht gab! Der letzte „Renner“ für smarte Finanzinvestoren sind nun Fleischpreise, die stark anzogen. Auch Düngemittelpreise waren aufgrund der Chinanachfrage dramatisch angestiegen, wovon auch russische Düngemittelhersteller enorm profitierten. Seit Anfang letzten Jahres haben sich die Düngemittelpreise von 250 auf 750 USD/Tonne verdreifacht. Dementsprechend verdoppelten bis vervierfachten sich auch die Quartalsgewinne im 1. Quartal.

Ich gebe aber zu Bedenken, dass wir hier auf den nächsten „Bubble“ zusteuern könnten, den so außergewöhnlich hohe Preissteigerungen sind hernach oft mit abrupten und scharfen Korrekturen verbunden, worauf sich der Anlegereinstellen sollte. Schauen Sie sich als Beispiel bitte den Uranpreis an, der nach der Hype deutlich eingebrochen ist, womit kaum ein Investor gerechnet hatte. Der Kurs von Uralkali konnte sich seit dem IPO im Dezember 2007 schon mehr als verdoppeln und erreichte im Mai mit 37,5 € einen neuen historischen Höchstkurs. Seit 2001 hat sich der Kurs von Uralkali im RTS sogar mehr als verdreihundertfacht! Aber auch die Milch hat sich enorm verteuert, so dass auch Milchverwertungsunternehmen eine beispiellose Hausse erleben. So hat sich der Kurs von Wimm Bill Dann aus Russland seit Anfang 2005 in der Spitze schon verzehnfacht. Nehmen Sie daher statt High Tech lieber Milch ins Depot, denn die Milch macht´s!

Was des einen Freud, ist des anderen Leid: In Mexiko und in Ägypten gingen die Leute wegen der stark gestiegenen Lebensmittelpreise schon auf die Strasse. In der Ukraine stiegen die Verbraucherpreise im April schon 30%, worauf auch die Tageszinssätze auf 30% hochschnellten. Dies lies sofort die ukrainische Währung um 10% zum Dollar ansteigen. Rentner können sich kaum mehr vernünftig ernähren. Ob die staatlichen Preiskontrollen einen Ausweg bieten, ist zweifelhaft. Selbst in Deutschland nimmt die Armut immer mehr zu, wobei ein armer deutscher ein reicher Osteuropäer wäre. Auch gibt es in vielen Ländern jetzt eine Wasserknappheit wie in China und Spanien, wo Wasser schon rationiert ist. Wasser könnte einmal ein wichtiges Exportgut für die Länder werden, die Wasser aufbereiten und per Schiff verschicken können. Einige Großstädte wie Barcelona werden jetzt schon mit Wasserladungen per Schiff notdürftig „über Wasser gehalten“. Auch der Rohstoff Trinkwasser ist ein knappes Gut, der sehr wichtig für die Landwirtschaft ist. Bis zum Jahr 2025 sollen nach dem Bericht der Vereinten Nationen bereits 3 Milliarden Menschen unter Wasserknappheit leiden, also dreimal so viel wie heute. Nach Ölkriegen könnte es Kriege um Wasser geben. Die 3 Billionen US-Dollar, die die USA für den Irakkrieg verpulvern, hätten die USA lieber in Wasseraufbereitungs- und Reinigungsanlagen stecken sollen. Aber so weitsichtig ist die Bush-Administration wohl nicht.

Den ohne Wasser läuft auch in der Wirtschaft nichts. Zur Produktion von 1 Liter Öl braucht man 2,5 Liter Wasser; für 1 Liter Biokraftstoff braucht man sogar 1000 Liter Wasser, zur Herstellung von einem Baumwolle-T-Shirt 2700 Liter, für die Produktion von 1 Kilo Weizen 4000 Liter Wasser und für die Produktion von1 Kilo Rindfleisch sogar 16.000 Liter Wasser. Wasserknappheit hat also schwerwiegende Folgen für die gesamte Wirtschaft. In Spanien gibt es schon jetzt einen „Krieg zwischen den Gemeinden und Kommunen“ um das begehrte Wasser. Auch weite Teile Chinas, Australiens und der USA leiden unter Wassernot. Waldbrände in Kalifornien und in Griechenland zerstören riesige Waldbestände. Der Klimawandel wird das Problem der Wasserknappheit in vielen Regionen der Welt sehr schnell verschärfen und beschleunigen. Insofern lohnt sich ein Blick auf Aktien, die bei der Wasserversorgung, Wasserinfrastruktur und Wasserreinigung schon jetzt hohe Gewinne erzielen. Nach den „Peak Oil“ könnte also der „Peak Water“ folgen. Wo wird wohl bald der Wasserpreis liegen? Und wann wird es Terminkontrakte auf Wasser geben, damit wenigstens der Spekulant davon profitiert?

Fazit: Nach der Subprimekrise könnte die Knappheit an Rohstoffen und die steigende Inflation demnächst ein weiters brisantes Finanzthema werden, was die Weltbörsen bewegen wird. Insofern sollten weiter die Preisentwicklungen sorgsam beobachtet werden. Tradingorientierte Anleger sollten auch a den Ostbörsen Gewinne zum Teil mitnehmen, falls sich die Wall Street weiter abschwächt, um dann mit gestaffelten Abstauberlimits wieder in den Markt zu gehen. Dabei favorisiere ich weiterhin Rohstoffunternehmen, Unternehmen aus dem Agrarsektor aber auch Banken und Konsumwerte, die die Inflation zum Teil überwälzen bzw. kompensieren können. Es könnte aber in den nächsten Tagen wieder sehr volatil werden. Trader können die täglich aktualisierte Ostbörsen-Hotline 09001-861400-1 (1,86 €/Min) nutzen, um die Kursschwankungen zum eigenen Vorteil auszunutzen.

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