Kommentar
09:42 Uhr, 02.01.2007

Highlights 2007: Konjunkturellen und politischen Risiken standhalten

Ein Blick in das Jahr zeigt, das politische Faktoren neben den bekannten Konjunkturunsicherheiten eine zentrale Rolle für die Märkte spielen werden. Nachdem dies im letzten Jahr vor allem Lateinamerika betraf, stehen 2007 Osteuropa und Asien im Mittelpunkt. Wichtige Wahlen sind die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Mai bzw November in der Türkei sowie die Parlamentswahlen im Dezember in Russland als Auftakt für die Präsidentschaftswahlen 2008. Die Nachfolgedebatte wird uns voraussichtlich das ganze Jahr begleiten. Glücklicherweise erscheint die wirtschaftliche Lage Russlands robust genug, so dass Wirtschaft und Finanzmärkte kaum belastet werden dürften. Die Türkei wird zwar voraussichtlich eine moderate konjunkturelle Abschwächung zu verzeichnen haben, aber wichtige Belastungsfaktoren, wie das Leistungsbilanzdefizit nehmen an Bedeutung tendenziell ab. Hinzu kommt, dass ein großer Teil der Finanzierung über anhaltend hohe Zuflüsse an Direktinvestitionen erfolgt. Neben dem Schwerpunkt Russland bleibt demnach die Türkei ein wichtiger Bestandteil unserer Investmentstrategie für Mittel- und Osteuropa. Bei den neuen EU-Mitgliedern Bulgarien und Rumänien ist hingegen das politische Rückschlagsrisiko nach dem gestrigen Beitritt besonders hoch. Brüchig bleibt die politische Landschaft zudem in Tschechien, Ungarn und Polen. Dort haben die politischen Entwicklungen mittlerweile jedoch eine weit geringere Bedeutung für die Wirtschaft und die Finanzmärkte. Dies spiegelt die feste wirtschaftliche und politische Verankerung dieser Länder in der EU wider.

In Asien beginnt der politische Zyklus mit Regionalwahlen in vier Bundesstaaten in Indien. Die Kongresspartei erhofft sich eine Stärkung ihrer Stellung in der Regierungskoalition. Sollte dies gelingen, würde dies die positive Stimmung an den Aktienmärkten zusätzlich untermauern. Aufgrund des hohen Bewertungsniveaus rechnen wir gleichwohl weiter mit Rückschlägen, auch wenn die Wirtschaft 2007 voraussichtlich anhaltend kräftig expandiert. In China findet im Oktober der 17. Parteikongress statt, so dass vorerst keine wirtschaftspolitischen Neuerungen zu erwarten sind. Präsident Hu Jintao wird bei dem Parteikongress eine stärkere Ausrichtung der Kommunistischen Partei auf die von ihm favorisierte Zielrichtung eines qualitativen Wachstums anstreben. Dies dürfte den Weg für eine weitere schrittweise Aufwertung des Renminbi bereiten. Der Dämpfung der Exporte steht eine Stärkung des Privaten Verbrauch gegenüber, so dass vor allem eng mit China verknüpfte Märkte davon profitieren sollten. Unser Investmentthema 2007 lautet daher China + Anrainerstaaten. Dazu zählen neben Taiwan und Hongkong auch die Philippinen und Indonesien. Die Finanzmärkte Thailands profitieren zwar ebenfalls schrittweise von dem wachsenden Handel mit China, aber aufgrund der besonderen politischen Lage ist 2007 weiter mit einer hohen Eigendynamik, d.h. Kursentwicklungen außerhalb des regionalen Kontext, zu rechnen. Eine zügige Verfassungsreform und eine frühe Bestätigung des Termins für Neuwahlen im Oktober können der Wirtschaft und den Finanzmärkten möglicherweise neue Impulse verleihen. In diesem Fall bietet sich ein erneuter Aufbau eines Thailand-Engagement an.

In Lateinamerika sollte das neue Jahr die politische und wirtschaftliche Integration der Region nach dem Wahlmarathon 2007 bringen. Wichtig ist, dass in den beiden von Investoren am stärksten beachteten Märkten Mexiko und Brasilien keine Änderung der vorsichtigen Wirtschafts- und Finanzpolitik zu erwarten ist. Darüber hinaus ist sogar die ein oder andere positive Überraschung möglich, wenn die Zinsen schneller gesenkt werden können oder sich die Konjunktur freundlicher als erwartet entwickelt. Gestützt wird diese Zuversicht durch eine positive Nachfrageentwicklung lokaler Investoren und eine anhaltend hohe Investitionsbereitschaft lokaler Unternehmen. Trotz der schwierigen politischen Mehrheitsverhältnisse in Mexiko und der dämpfenden Konjunkturimpulse aus den USA kann daher die positive Stimmung an den Märkten in Mexiko noch etwas andauern. In den nächsten Monaten sollten jedoch neue Impulse gegeben werden, da die Erwartung sinkender Zinsen in den USA längerfristig nicht ausreicht, um die Märkte freundlich zu stimmen. Der im Amt bestätigte Präsident Brasiliens Lula da Silva hat bereits erste Signale gegeben, welche Politikausrichtung er in seiner zweiten Amtszeit präferiert. Demnach sind verstärkt Maßnahmen geplant, die die wirtschaftliche Dynamik erhöhen sollen. Zudem hat die Notenbank Brasiliens das größte Zinssenkungspotenzial mit dem gegebenenfalls die Konjunktur unterstützen kann. In unserer Anlagestrategie 2007 setzen wir daher zuerst auf Brasilien. Die sich kurzfristig ergebenden neuen Chancen in Mexiko ergänzen die Strategie.

Quelle: cominvest

Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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