"Heutige Anleger haben es viel schwerer!"
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Wer heute mit dem Investieren beginnt, hat es ungleich schwerer als seine Generation. Dies sagte der inzwischen 95-jährige Charles Munger, die rechte Hand von US-Starinvestor Warren Buffett und selbst eine Kultfigur in der Value-Investing-Szene, in einem Interview mit dem Finanzsender CNBC in der vergangenen Woche.
Nach Einschätzung von Munger gibt es vor allem zwei Gründe, warum das Investieren schwieriger geworden ist: "A) Die Bewertungen sind gestiegen. Und B) der Wettbewerb, der diese [Investment-]Chancen auslotet, ist intelligenter und aggressiver und zahlreicher. Natürlich ist es schwieriger", sagte Munger. Gleichzeitig zeigte sich Munger davon überzeugt, dass auch wieder bessere Zeiten kommen würden. So würden die Bewertungen stets schwanken und deshalb früher oder später auch wieder fallen, was einer neuen Generation von Investoren gute Einstiegsgelegenheiten bieten könne.
Die großen Börsengewinne seiner Generation seien vor allem möglich gewesen, weil er zu einer Zeit begonnen habe, als niemand in Aktien investieren wollte und die Bewertungen entsprechend sehr niedrig waren, sagt Munger: "Die Chancen, an die wir uns alle erinnern, kamen aus einer demoralisierten Zeit, in der rund 90 Prozent der natürlichen Aktienkäufer sehr entmutigt von Aktien waren. Das war die Gelegenheit für diese fabelhaften Renditen, die meine Generation hatte. Und das war eine seltene Gelegenheit, die sich einer seltenen Gruppe von Menschen bot, von denen ich einer war. Und Warren [Buffett] war ein weiterer."
Angesprochen auf das Tief nach der Finanzkrise im Jahr 2009 sagte Munger, dass damit vermutlich das Tief dieser Generation erreicht worden sei und es auch 2009 "große Chancen" gegeben habe.
Von dem Bail-out nach der Finanzkrise hätten zwar vor allem die Wohlhabenden profitiert, weil durch das Gelddrucken der Notenbanken die Vermögenspreise wieder in die Höhe getrieben worden seien. Dennoch habe es keine Alternative gegeben. "All diese massive Einmischung der Zentralbank, das war meiner Meinung nach notwendig. Ich bewundere die Politiker, die das taten, und die Technokraten, einschließlich der Leute der Federal Reserve. Und ich denke, es war absolut notwendig, und die Gefahr, die sie vermeiden, war einige der Probleme wert, die sie verursachten. Aber es war sehr merkwürdig. Und es hatte den zufälligen Effekt, die Reichen zu retten, um den Armen zu helfen. Und niemand tat das, weil sie die Reichen lieben. Sie hatten einfach kein anderes Werkzeug im Set und mussten etwas tun", meinte Munger.
"Es war nicht bösartig. Und es war ein Unfall. Und es wird wahrscheinlich nicht wieder vorkommen. Und es ist keine dauerhafte Verschwörung gegen die Armen. Es war ein - es war ein Zufall, dass wir die massive Rezession hatten, die zum Teil durch massive Dummheit und Bestechlichkeit im Finanzsektor verursacht wurde. Und dann, als uns keine Werkzeug mehr zur Verfügung standen und wir etwas Sonderbares tun mussten, das wir noch nie zuvor gemacht hatten, war das angesichts der vielen Schwierigkeiten, die wir hatten, das klügste. Man muss daran denken, dass wenn man die Schwierigkeit einfach hätte laufen lassen, wir vielleicht wieder die Art von Problemen gehabt hätten, die Hitler an die Macht gebracht haben. Wir standen also vor echten Schwierigkeiten. Ich glaube, beide Parteien und unsere Technokraten haben sich zum letzten Mal zusammengetan und uns dabei herausgearbeitet. Es war eine sehr bewundernswerte Sache, und darauf kann man stolz sein. Ich bin seitdem auf nichts anderes mehr in der Politik stolz gewesen."
Allerdings könne man nicht ewig damit fortfahren, die Probleme durch das Drucken von Geld lösen zu wollen. "Nun, das römische Reich verhielt sich so, dann wurde es ruiniert. Und so wurde die Weimarer Republik ruiniert. Es gibt einen Punkt, ab dem es gefährlich ist", betonte Munger.
Wegen der steigenden US-Staatsverschuldung mache er sich keine besonders großen Sorgen, auch wenn sie den Ruin der USA bedeuten könne, so Munger. "Nun, ich mache mir keine großen Sorgen, denn zu jeder Zeit ist es eine Kleinigkeit, dass eine große Nation zu gegebener Zeit ruiniert wird. (...) Ob es Rom ist, ob Großbritannien in seiner Blütezeit, alle gehen vorüber. Und so wird unser Zug eines Tages kommen. Aber ich denke nicht gern darüber nach. Es ist wie mein eigener Tod. Warum sollte ich gerne darüber nachdenken? Aber wird es eines Tages kommen? Sicher. Natürlich wird es das."
Im Handelsstreit zwischen den USA und China sei es im Interesse beider Seiten, sich früher oder später zu einigen. Dabei sei es auch durchaus akzeptabel, dass es in einigen Bereichen zu Einschränkungen des freien Handels komme, so Munger. "Ich halte es nicht für falsch, einige Beschränkungen des Freihandels zu haben, die für die Vereinigten Staaten von Bedeutung sind. Ich will nicht viele und ich will nicht, dass sie groß sind. Einige Beschränkungen des freien Handels sind jedoch durchaus akzeptabel", meinte Munger.
Das komplette Interview mit Charles Munger kann hier angesehen werden.
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"Es war nicht bösartig. Und es war ein Unfall....". Und es hatte den zufälligen Effekt, die Reichen zu retten, um den Armen zu helfen.
Jedes schlechte Wort , was ich jetzt gern schreiben würde ist für diesen Mann nicht schlecht genug.....unglaublich
Tja, darum wünschen sich ja viele die gute alte Zeit zurück. Man kann sicherlich nicht behaupten, dass früher alles besser war. Aber sicher ist auch, dass zukünftig nicht alles besser wird. Das gehört ebenso zu den Märchen.
heutige Anleger haben es nicht schwerer - die werden lediglich mit sinnlosen Nachrichten im
Sekundentakt zugeschissen wo im Gegensatz der Munger noch 4 Wochen auf die Postkutsche warten mußte - da haben natürlich die Banken weniger verdient da der Takt der Käufe und Verkäufe geringer war::)) nice we