Herabgestufte Anleihen sind einen Blick wert
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Das Anlageuniversum für ehemals erstklassig bewertete Unternehmensanleihen, die angesichts des aktuellen Marktumfeldes ihren Investmentgrade-Status verloren haben, die auch „gefallene Engel“ (auf Englisch: „Fallen Angels“) genannt werden, wächstim Zuge der Corona-Krise und könnte den Markt womöglich belasten. Gleichzeitig entschädigten die Risikoaufschläge Anleger für mögliche Risiken.
Das Volumen von gefallenen Engeln in Europa beträgt Columbia Threadneedle zufolge seit Jahresbeginn 2020 bereits 30 Mrd. Euro und 3,5 Mrd. britische Pfund. Das sei mehr als in den Jahren 2018 und 2019 zusammen und mache bereits rund zehn Prozent der im Umlauf befindlichen europäischen Hochzinsanleihen aus. „Immer mehr Ratings werden gesenkt“, schreibt Roman Gaiser, Leiter für Hochzinsanleihen in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) bei Columbia Threadneedle, in einem aktuellen Kommentar. JP Morgan gehe in seiner letzten Veröffentlichung davon aus, dass Anleihen im Wert von 100 Mrd. Euro oder 4,3 Prozent des europäischen Investment-Grade-Universums zu Hochzinsanleihen herabgestuft werden könnten. „Sollte sich dies bewahrheiten, so wird sich das europäische Hochzinsuniversum, das derzeit Anleihen mit einem Nennwert von 350 Mrd. Euro und einem Marktwert von 300 Mrd. Euro umfasst, um fast 30 Prozent vergrößern. Das wäre für den relativ kleinen europäischen Hochzinsmarkt möglicherweise schwer zu verkraften.“
Einige der gefallenen Engel verfügen den Experten zufolge jedoch über relativ solide Fundamentaldaten, weshalb sie diese als Anlagechancen einstufen. „Unserer derzeitigen Einschätzung nach bieten die Spreads einen stattlichen Ausgleich für das höhere Kreditrisiko“, schreibt Gaiser. „Angesichts der wahllosen Verkaufswelle am Markt im März wollen wir nach dem jüngsten Kurseinbruch auch einige gefallene Engel und Papiere mit höherem Rating zukaufen. Wir sind überzeugt davon, dass wir für die eingegangenen Anlagerisiken durch potenzielle Erträge angemessen kompensiert werden. Bei den aktuellen Spreads entschädigen die Märkte nämlich die Anleger mit einem Vielfachen der höchsten historischen Ausfallraten.“
Insgesamt ist Gaiser, unter anderem Portfoliomanager des Threadneedle (Lux) European High Yield Bond Fund, seit Jahresbeginn defensiv positioniert. Auf Branchenebene hat er zyklische Branchen wie Automobile, Transport und Grundstoffe weiterhin untergewichtet, während die Branchen Gesundheitswesen (z. B. IQVIA), Technologie (SFR und Netflix), Medien und Finanzdienstleistungen übergewichtet sind.
„Die Bevorzugung von erstklassigen Titeln gegenüber schlechter bewerteten Anleihen war eines unserer Anlagethemen Anfang 2020“, kommentiert der Fondsmanager. „Wir werden weiterhin an dieser Ausrichtung festhalten. Aufgrund der Marktverwerfungen bemühen wir uns soweit möglich, die Kreditqualität der Strategie insgesamt zu verbessern, indem wir in bonitätsstärkere Anleihen, hauptsächlich solche mit einem Rating von mindestens BB, umschichten.“ Anleihen von minderer Qualität würden durch höhere Ausfallraten in zyklischen Sektoren belastet. Dies gelte vor allem für Branchen, die mit der Lage am Ölmarkt und der weltweiten Viruseindämmung verbunden seien (u. a. Energie, Transport und Automobilindustrie).
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