Kommentar
11:03 Uhr, 14.06.2016

Helikoptergeld? Gibt es schon!

Das Konzept des Helikoptergeldes (Geldgeschenke der Notenbank an Staat und Bürger) gilt bisher als interessante, aber akademische Diskussion. Tatsächlich muss man aber sagen: Helikoptergeld gibt es bereits.

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Für viele Notenbanker, Politiker und Wissenschaftler war Helikoptergeld lange Zeit ein Randthema. Es wurde zwar in Ansätzen diskutiert, jedoch immer unter der Prämisse, dass es sich dabei lediglich um ein theoretisches Konzept handelte. Helikoptergeld führt noch immer ein Schattendasein, obwohl es schon längst angewendet wird.

Der Gelddruck durch eine Notenbank, um es an Staat und Bevölkerung zu verteilen, ist in vielen Ländern verpönt. Allein schon die Diskussion darüber erregt die Gemüter. Das hat gute Gründe. Nicht zuletzt Deutschland kann das mit Verweis auf die Hyperinflation nach dem Zweiten Weltkrieg bezeugen.

Heute ist die Ausgangslage eine andere. Keiner nennt das, was die Notenbanken derzeit tun, Helikoptergeld, doch wenn man die Sache nüchtern betrachtet, dann ist es genau das. Notenbanken weltweit schaffen Unsummen an frischem Geld, mit dem sie Staatsanleihen und andere Assets erwerben. Es wird Geld gedruckt. Daran kann man nicht zweifeln.

Der Unterschied der Quantitative Easing Programme zu „echtem“ Helikoptergeld ist klein. Im Prinzip besteht der Unterschied lediglich in der Namensgebung. Das eine heißt Quantitative Easing in den USA oder Asset Purchase Program in der Eurozone; das andere heißt Helikoptergeld. Beide laufen auf das gleiche hinaus.

Offiziell wird das so natürlich nicht beworben, denn die Thematik ist heikel. So ergibt sich neben der Namensgebung noch ein zweiter Unterschied. Während Helikoptergeld niemals von der Notenbank zurückgefordert wird, haben die Notenbanken bei QE die Intention, ihre Bilanzen wieder zu normalisieren und die geschaffene Geldmenge wieder abzuschöpfen.

Man kann trefflich darüber streiten, ob Notenbanken dies jemals tun werden. Offiziell wird es dazu kommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, so heißt es. Betrachtet man jedoch die Historie der Notenbankbilanzen, dann muss man daran große Zweifel haben. dies

Grafik 1 zeigt den Bestand an Staatsanleihen, den die US-Notenbank seit 1914 (de facto seit Gründung der Fed in ihrer heutigen Form im Jahr 1913) in ihrer Bilanz hält. Es begann 1914 alles sehr harmlos. Im ersten Jahr kaufte die Notenbank Anleihen in der Höhe von 205.000 USD. Selbst wenn man diesen Betrag um Inflation bereinigt, kommt man lediglich auf die bescheidene Summe von 5 Mio. Dollar nach heutigen Maßstäben.

Bei dieser Bescheidenheit blieb es nicht. Der Erste Weltkrieg erforderte die Unterstützung der Notenbank, die ihren Anleihebestand deutlich ausweitete. Eine Normalisierung der Bilanz fand nach Ende des Krieges nicht statt. Lediglich in der Zeit von 1932 bis 1940 blieb die Bilanz relativ konstant. Das wird der Notenbank bis heute vorgeworfen und mit als Grund für die lange wirtschaftliche Depression genannt.

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Mit dem Zweiten Weltkrieg verzehnfachte sich der Bestand an Staatsanleihen. Nach dem Krieg gab es eine Vereinbarung, die vorsah, dass keine Anleihen mehr gekauft werden sollten. Das ging eine Zeit lang gut. Seit Ende der 50er Jahre wuchs der Anleihebestand jedoch wieder konstant an.

Gemessen an den gesamten Staatsschulden normalisierte sich der Bestand in der Notenbankbilanz wieder allmählich unter 6 %. Ob das normal ist, kann man kaum sagen, denn seit 1942 hielt die Notenbank konsequent mehr als 5 % aller Staatsschulden.

Durch die Finanzkrise und drei QE-Programme erreichte der Bestand mit 14 % ein neues Allzeithoch. Gemessen an der bisherigen Historie muss man nüchtern feststellen, dass der Abbau des Staatsanleihenbestandes eine absolute Illusion ist. Es wäre das erste Mal in der Geschichte der Federal Reserve, dass ihr das gelingt. Gemessen an den heutigen Voraussetzungen (niedrige Inflation, Überalterung), die wesentlich widriger sind als von 1950 bis 2000, ist es noch sehr viel illusorischer, eine Normalisierung anzunehmen.

Nun muss man als kritischer Beobachter schon fragen: Wo liegt da der Unterschied zu Helikoptergeld? QE hat Geld geschaffen, welches dem Staat geschenkt wurde. Man kann das Geld als Geschenk betrachten, da die Notenbank das Volumen nie wieder auf null reduzieren wird. Gerade in den USA hat der Staat gigantische Konjunkturprogramme aufgelegt. Offiziell wurden diese einfach durch höhere Defizite finanziert, doch praktisch hat die Notenbank die hohen Defizite einfach aufgekauft und in ihrer Bilanz versteckt, wo sie nun bleiben werden.

Man kann noch argumentieren, dass Helikoptergeld zinsfrei ist und die bisher gekauften Staatsanleihen nach wie vor einen Zins tragen. Das ist korrekt, doch die Zinseinnahmen der Notenbanken sind Durchlaufposten an den Staat. Der Staat zahlt sich praktisch selbst Zinsen. Ob der Staat nun Zinsen an sich selbst zahlt oder gar keine Zinsen begleichen muss – es kommt aufs gleiche raus.

Das, was wir in den USA gesehen haben, gibt es nun auch in der Eurozone und in Japan. Japan wird sein Haushaltsdefizit vermutlich nie mehr in den Griff bekommen. Da die Nachfrage aufgrund der schrumpfenden Bevölkerung nicht mehr steigt und die Wirtschaft entsprechend stagniert, kann die Nachfrage nur durch den Staat angekurbelt werden. Japan legt fast jedes Jahr ein Konjunkturprogramm mit mehr als 100 Mrd. Dollar auf. Finanziert wird das durch die Notenbank.

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Formal wird QE nicht als Helikoptergeld bezeichnet. Der Unterschied dazu ist jedoch rein formal. Man müsste QE nur noch offiziell als Helikoptergeld beschreiben, um die Lücke zu schließen. Wenn Helikoptergeld als theoretisches Konzept bezeichnet wird, dann spiegelt das die Realität kaum wider.

Lars Gottwik
Partner & COO JFD Brokers
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3 Kommentare

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  • Husky
    Husky

    ein wesentlicher Unterschied zwischen den QE-Programmen aller Prägungen und Helikoptergeld ist ein ganz entscheidender:

    QE bedeutet, dass mehr Geld ins Spielksaino kommt, denn dort bleibt es hängen. Helikoptergeld aber bekommt der Konsument und das bringt tatsächliche Stimuli für den Warenabsatz und damit die wirtschaftliche Tätigkeit der Volkswirtschaft des betroffenen Landes.

    11:19 Uhr, 15.06.2016
  • P_44
    P_44

    Bitte schreiben Sie nicht so einen Unsinn! Die Hyperinflation war nach dem ERSTEN Weltkrieg - und den Rest des Artikels habe ich dann nicht mehr gelesen.

    19:08 Uhr, 14.06.2016
    1 Antwort anzeigen

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