Kommentar
10:30 Uhr, 14.02.2018

Hedgefonds-Manager: Rezession droht!

Kaum geht der Markt ein paar Prozente nach unten, kommen die Bären in Scharen aus ihren Löchern. Es ist bereits von einer Rezession die Rede. Was ist da dran?

Die nächste Rezession kommt bestimmt. Soviel steht schon einmal fest. So ist das Leben. Die Frage ist aber nicht, ob sie kommt, sondern wann. Hier spalten sich die Geister. Zuletzt ist ein ausgesprochener Bulle umgefallen und klingt jetzt wie ein Bär.

Der Manager des weltgrößten Hedgefonds, Ray Dalio, der während des Weltwirtschaftsforums in Davos noch sagte, dass sich jeder, der zu hohe Barreserven hat, dumm fühlen wird, rudert gerade gewaltig zurück. Jetzt ist angeblich auf einmal eine Rezession am Horizont zu erkennen.

Das nenne ich eine 180° Wende. Gut möglich, dass aus 180° auch noch einmal 360° werden, also dann wieder alles beim Alten ist. Eine Rezession kann man nämlich beim besten Willen nicht erkennen, zumindest nicht auf absehbare Zeit. Absehbar ist ein Zeithorizont von 12-18 Monaten.

Marktteilnehmer haben verständlicherweise Angst vor einer Rezession. Deswegen wird auch gerne ein Abschwung vorsichtshalber eingepreist. In der Hälfte der Fälle stellt sich dann allerdings heraus, dass es nur Fehlalarm war.

Ende des Aufschwungs ist nicht erkennbar

Alles, was absehbar ist, deutet auf eine Fortsetzung des Aufschwungs hin. Das lässt sich auch beziffern. Die US-Notenbank hat verschiedene Modelle entwickelt, um die Rezessionswahrscheinlichkeit zu berechnen. Drei dieser Modelle sind in der Grafik dargestellt.

Zwei der Modelle sehen die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession bei mehr oder minder 0 %. Das vorausschauende Modell, welches auf den Zinsen beruht, sieht die Wahrscheinlichkeit einer Rezession bis Januar 2019 bei weniger als 11 %.

Modelle sind Modelle. Sie versuchen die Realität abzubilden. Sie müssen nicht immer korrekte Ergebnisse liefern. Historisch betrachtet gab es jedoch keine Rezession innerhalb von 1-2 Jahren bei Wahrscheinlichkeiten unterhalb von 30 %. Davon sind wir derzeit meilenweit entfernt.

Aktien-Korrektur als Rezessions-Vorbote: Fehlalarm?

Der Aktienmarkt beginnt 6-12 Monate vor einer Rezession schwach zu werden und zu drehen. Nun ist aber auf Sicht von 12-18 Monaten keine Rezession in Sicht. Wer der Korrektur eine Rezession andichtet, ist etwas zu früh dran. Es dürfte sich alles als Fehlalarm herausstellen.

Persönlich halte ich es immer noch für plausibel, dass wir korrigieren, vielleicht auch noch einmal mit neuen Tiefs, doch vor der großen Trendwende noch einmal neue Hochs sehen. Das ist meine aktuelle Einschätzung. Diese muss natürlich regelmäßig überprüft werden. Kommt etwa ein externer Schock wie z.B. eine Eskalation im Nahen Osten, ein neuer Öl-Bärenmarkt mit Preisen von 30 Dollar je Barrel oder ein Anstieg der Zinsen um 1-1,5 Prozentpunkte, sieht die Sache anders aus. Aber wie gesagt: das, was absehbar ist, ist eigentlich ermunternd.

Wachstumsrekorde erwarte ich in den USA trotz allem nicht, auch nicht nach den Ausgabenerhöhungen, die die Trump Administration beschlossen hat. Meiner Ansicht nach bleibt alles wie es ist: nicht großartig, nicht schlecht, einfach nur solide. Der US-Wirtschaft geht es gut und so wird es vorerst auch bleiben.

Hinter den Kulissen gab es bereits 2017 eine leichte Abkühlung. Dafür kann 2018 mit der Steuerreform und höheren Staatsausgaben punkten. Es wurde diese Woche praktisch ein kleines Konjunkturprogramm aufgesetzt, das zusätzlich zur Steuerreform wirkt. Das macht die latente Schwäche mehr als wett. Ohne einen größeren Schock stellt sich für mich schon die Frage, woher eine Rezession kommen soll.

Clemens Schmale

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8 Kommentare

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  • Newton1642
    Newton1642

    Und die heutigen Wirtschaftsdaten waren mal wieder schwach!!!

    USA: Realeinkommen Januar -0,8 %. Erwartet wurden -0,3 % nach zuvor +0,20 %. (m/m

    USA: Einzelhandelsumsatz Januar -0,3 %. Erwartet wurde +0,20 % nach zuvor +0,40 %. (m/m)

    USA: Einzelhandelsumsatz (Kern) Januar 0,00 %. Erwartet wurde +0,50 % nach zuvor +0,40 %. (m/m)

    16:11 Uhr, 14.02. 2018
  • Newton1642
    Newton1642

    Notenbanken haben noch nie rechtzeitig eine Rezession prognostiziert und auch nicht ihre Modelle. Warum? Weil sonst die Wirtschaft bei einer Ankündigung komplett einbrechen würde, was vollkommen logisch ist.

    Die Rezession 2008 und 2009 in den USA kündigte sich bereits Anfang 2007 und war 2008 da.

    Die harten und validen Makrodaten sind seit Dezember sehr schwach. Der wichtige US Automobilmarkt war 2017 bereits in der Rezession und wird auch 2018 noch tiefer in die Rezession gehen. Der Einbruch wird von Konsumentenseite kommen, da der Kreditzyklus vorbei ist. Auch wenn der Staat, obwohl extrem hoch verschuldet und die Verschuldung noch höher fährt, und damit alles versucht eine Rezession zu verhindern, wird es ihm nicht gelingen, weil die Maßnahmen zu spät kommen und die Steuerreform am falschen Ende ansetzt. Zudem denke ich, dass die Notenbank FED die Zinsen doch zu schnell erhöhen wird, weil sie von Aggregaten ausgeht, die falsche makroökonomische Daten liefern.

    16:09 Uhr, 14.02. 2018
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    will er seinen Leerverkaufspositionen etwas Rückenwind geben?

    Hedgefonds = Geldvernichter

    LTCM lässt grüßen

    16:09 Uhr, 14.02. 2018
  • thomas84
    thomas84

    wenn im Nikkei der Sell OFF droht bringt Chartechnik gar nichts, warten wir einfach mal diese Woche noch ab und schauen wie dezent der Nikkei 225 unter 20000 stehen wird

    11:41 Uhr, 14.02. 2018
  • Market Impact
    Market Impact

    Einfach diese Gurus nicht beachten , besser den Chart anschauen und selbst handeln!

    11:08 Uhr, 14.02. 2018
  • netzadler
    netzadler

    gespaltenes Amerika, unregierbares Europa, zündelei in nahost, das ist eigentlich ganz simpel.

    wer glaubt, mit gelddruckerei Probleme lösen zu können,...da fehlen dann doch die worte

    herr dalio predigt seit Jahrzehnten, dass der Kapitalismus einen systemfehler und nicht funktionieren kann. in Davos hat er noch mal schön die ganzen affen in die märkte gelockt und ist dann short gegangen.

    genau dass hat er als weltgrößter hedgefondsmanager zu machen. er spielt das spiel halt mit, moralisch fragwürdig, aber da sind wir alle gleich mies. insofern kein urteil.

    10:44 Uhr, 14.02. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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