Kommentar
15:18 Uhr, 12.01.2007

Hedgefonds in Australien – Was kommt 2007?

2007 beginnt in Australien! Der Kontinent tritt aufgrund seiner geografischen Lage als erster Kontinent vollständig in das neue Jahr ein. Ein passender Anlass mal einen Blick auf die zukünftigen Aussichten für Hedgefonds in dieser Region zu werfen – wenn sie uns schon in der Zeit voraus sind.

Hedgefonds-Manager in Australien hatten definitiv eine gute Zeit in den letzten Jahren. Der Kontinent wies ein stabiles Wirtschaftswachstum aus und profitierte stark vom Rohstoffboom. Viele der gefragten Rohstoffe Gold, Silber, Kupfer, Diamanten und auch Öl und Gas kommen reichlich in Australien vor. Zudem ist Australien ein wichtiger Handelspartner für das boomende Asien – China, Indien und auch das wiedererwachte Japan haben einen nicht unerheblichen Teil zu dem australischen Wirtschaftwunder beigesteuert. Das addierte ein solides Plus zu den wirtschaftlichen Ergebnissen des Kontinents – und auch zu den Performance-Daten der heimischen Hedgefonds.

Zahl der Hedgefonds verdoppelt

Allerdings erwischte der scharfe Sell-Off in Aktien, Rohstoffen und Energieträgern in 2006 auch die dort aktiven und investierten Vermögensverwalter. Die australischen Hedgefonds gerieten für eine zeitlang in unruhige Gewässer. Trotzdem lassen sich die Ergebnisse sehen. Seit 2001 liegt das Plus der in Australien engagierten Hedgefonds bei durchschnittlich 11,94% - bei einem Sharpe Ratio von 1.43. Die Volatilität in den australischen Hedgefonds ist ein wenig höher als zum Beispiel in Nordamerika oder Europa. Das liegt sowohl an der Abhängigkeit von der Entwicklung der Rohstoffe, die traditionell schwer zu kalkulieren ist, als auch daran, dass Hedgefonds in Australien zum großen Teil in die Kategorie Directional Strategies fallen, die grundsätzlich eine höhere Volatilität in Phasen von Unsicherheiten und Marktkorrekturen aufweist.

Der Doppelboom in Wirtschaft und Rohstoffpreisen hat natürlich die Entwicklung der Hedgefonds-Industrie in Australien ordentlich angeschoben. Seit Ende 2004 hat sich die Zahl der Hedgefonds in Australien fast verdoppelt.

Läuft Australien uns weg?

Die größten Gefahren für Australien gehen von Inflation und Zinsen aus. Seit dem 8. November liegen die Zinsen in Australien nun bei 6,25% und Beobachter gehen von weiteren Zinsschritten aus, weil die Inflation mit fast 4% immer noch sehr hoch ausfällt. Die hohen Zinsen könnten über Währungseffekte und Verteuerungen schon bald auch auf den Export schlagen – was Australiens Geschäfte mit Asien negativ beeinflussen würde.

Stellt man diese Möglichkeit einer boomenden Hedgefonds-Branche gegenüber, die sich in zwei Jahren fast verdoppelt hat und kombiniert das noch zudem mit einer möglichen weltweiten Verlangsamung der Konjunktur – dann muss man Australien trotz toller Story eher einem möglichen Risiko-Szenario zuordnen. Viele Hedgefonds haben noch keine ausgewiesene Expertise in Krisen-Management – noch einen entsprechenden Trackrecord in schweren Zeiten.

Interessierte Hedgefonds-Investoren sollten Australien in 2007 also besser erst einmal auf die Beobachtungsliste setzen und abwarten, wie sich die Dinge dort entwickeln. Es kann nicht schaden ein wenig geduldig zu sein, bis die dortige Hedgefonds-Branche auch mal schwere Zeiten durchlebt und sich auf diese Weise die unerfahrene Spreu des Booms vom beständigen zuverlässigen Performance-Weizen trennt. Abwarten und Teetrinken ist hier die Devise. Australien läuft nicht weg – auch wenn es uns grundsätzlich ein paar Stunden voraus ist.

Quelle: www.fonds-reporter.de

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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