Hauptversammlungen und Konjunktur im Blick
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Bis Freitagnachmittag sah es nach einer weiteren freundlichen Aktienmarktwoche aus. Die wichtigsten Indizes hatten sich bis dato um mindestens einen Prozentpunkt nach vorn gearbeitet, wurden dann aber von Gewinnmitnahmen gedrückt. In Euroland wurde so aus einem netten Plus- ein kleines Minuszeichen. Einzige Ausnahme war der Nikkei, der mit seinem jüngsten Wochenplus nun auf Tuchfühlung zum DAX gegangen ist.
USA: Robuste Konjunktur
Der Konjunkturhimmel über Amerika hat sich weiter aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen ist im März entgegen den Erwartungen weiter gestiegen. Und auch der Arbeitsmarktbericht bescheinigt der US-Wirtschaft mit 211.000 neuen Stellen im März nach revidierten 225.000 im Vormonat eine äußerst robuste Verfassung. Insgesamt wurden 590.000 Stellen im ersten Quartal 2006 geschaffen. Die Arbeitslosenquote sank von 4,8 auf 4,7 Prozent. Das aber war genau der Stolperdraht, der die Aktienmärkte aus dem Tritt brachte. Der immer festere Arbeitsmarkt wird als Inflationsquelle beurteilt, was weiter steigende Zinsen nach sich ziehen dürfte. Das wiederum würde dem Aktienmarkt auf zwei Wegen zuwiderlaufen. Erstens dämpfen höhere Zinsen Konsum und Investitionen, wodurch sich das Wachstum verlangsamt. Zweitens müssen die erwarteten Unternehmensgewinne stärker abgezinst werden, was das Kurspotenzial von Aktien zumindest verringert. Investoren dürften daher auch zunehmend mit dem Wechsel aus riskanteren Aktien in US-Staatsanleihen liebäugeln, zumal 10jährige Treasuries wieder knapp fünf Prozent abwerfen. Die Unternehmen hielten sich unterdessen mit Neuigkeiten weiterhin zurück. Umso mehr Aufmerksamkeit erhielt der Mischkonzern 3M, der sowohl Umsatz- als auch Gewinnprognose erhöhte und die Aktie damit um sieben Prozent nach oben schickte. Alcoa waren in Erwartung eines prächtigen Quartalsberichts in dieser Woche mit plus sechs Prozent zweitstärkster Wert im Dow Jones. Bei GM beschleunigte sich unterdessen der kurzfristige Abwärtstrend mit minus acht Prozent. Der Verkauf einer Mehrheit an der Finanztochter GMAC für 14 Mrd. USD, die in den nächsten drei Jahren zufließen werden, wurde von den Anteilseignern also alles andere als positiv beurteilt. Das Nasdaq-Schwergewicht Apple zog ebenfalls Interesse auf sich. Der kultige Computerhersteller ermöglicht seinen Kunden, den Mac-Rechner (aber nur jene mit Intel-Chips) mit Windows laufen zu lassen. Diese Öffnung könnte den Computerabsatz ankurbeln, denn die bisherige Softwareautonomie Apples hielt breite Käuferkreise vom Kauf eines Mac ab. Die Börse nahm diese mögliche Entwicklung jedenfalls schon mal teilweise vorweg und beförderte die Aktie um 11 Prozent aufwärts.
Europa: Aktionärsgeschenke bei Arcelor und TDC
In Europa war die Stimmung im Grunde freundlich. Solide Konjunkturdaten, die Festlegung der nächsten EZB-Leitzinserhöhung auf Juni und nicht wie vom Markt erwartet schon im Mai sowie positive Unternehmensmeldungen stützten hierzulande das Geschehen. Der DAX sprang vor diesem Hintergrund am Montag über die Marke von 6.000 Punkte und verteidigte sie. Allerdings nur bis Freitag kurz vor Handelsschluss, als dann die Gewinnmitnahmen doch zuviel Druck ausübten. Unterstützung von Unternehmensseite erhielt der Gesamtmarkt unter anderem von SAP, oder genauer gesagt von SAP-Analysten. Diese nämlich sehen eine rosige Zukunft für den Softwarehersteller. Einer setzte daraufhin sein Kursziel sogar 55 Prozent höher als den aktuellen Kurs. Rund drei Prozentpunkte davon wurden in der abgelaufenen Woche schon mal erreicht. Rund ein Prozent aufwärts ging es mit Arcelor. Zur Abwehr der drohenden Übernahmen durch Mittal Steel hat das Management des Stahlkochers den Dividendenvorschlag noch einmal kräftig erhöht. Statt der ursprünglichen 1,20 Euro werden nun 1,85 Euro offeriert. Die Dividendensumme steigt damit um rund 0,4 Mrd. auf etwa 1,2 Mrd. Euro. Außerdem kündigte Arcelor im Falle eines Scheiterns des Mittal-Angebots an, fünf Mrd. Euro zusätzlich an die Aktionäre auszukehren. In einer ersten Reaktion reduzierte Mittal die Barkomponente des Angebots, da die erhöhte Dividende als Vorauszahlung an die Arcelor-Aktionäre gewertet werde. Die jüngsten Maßnahmen von Arcelor werden allerdings am Markt nicht nur positiv gesehen. Kritisiert wird unter anderem, dass die Schritte nicht mit den Aktionären abgesprochen wurden. Außerdem könnten sich die jetzigen Aktionärsgeschenke in der Zukunft als schwere Hypothek erweisen, die Finanzkraft könnte dann fehlen. Ganz fest mit einem Geldregen rechnen können dagegen schon die Aktionäre von TDC. Das vor wenigen Monaten von Private Equity für 13 Mrd. Euro übernommene dänische Telekomunternehmen kündigte an, am morgigen Dienstag ein außerordentliche Dividende von insgesamt umgerechnet rund 5,8 Mrd. Euro zu zahlen. Hauptprofiteure sind ebenjene Private Equity-Investoren, die 88 Prozent der TDC-Aktien halten. Der Dividendenabschlag wurde allerdings bereits vor Ausschüttung vergangene Woche eingepreist: Die Aktie verlor 52 Prozent, also ziemlich genau die Dividendenhöhe. EADS stand zuletzt ebenfalls im Mittelpunkt des Geschehens. Zum einen reduzierten die Großaktionäre DaimlerChrysler und Lagardère ihre Beteiligungen in einer komplexen Transaktion von knapp 30 Prozent bzw. 15 Prozent um jeweils 7,5 Prozentpunkte. Beiden fließen jeweils rund zwei Milliarden Euro zu, wovon bei DaimlerChrysler eine Milliarde 2007 ergebniswirksam sein wird. Was bei den Verkäufern den Aktienkurs unterstützte, sorgte bei EADS für einen Verlust. Doch dem nicht genug, Ende der Woche wurden Gespräche zwischen der britischen BAE Systems und EADS bestätigt, wonach erstere ihren 20-Prozent-Anteil an Airbus an EADS verkaufen will. Experten zufolge wäre dieses Paket vier Milliarden Euro teuer. Die EADS-Aktie verlor daraufhin erneut und beendete die Woche mit einem Minus von neun Prozent.
Japan: Auf ein neues Fiskaljahr
Der japanische Aktienmarkt hat das neue Fiskaljahr mit Schwung begonnen. Ein genereller Optimismus im Hinblick auf die bevorstehenden Jahresberichte der Unternehmen gepaart mit einem guten Tankan-Bericht zu Wochenanfang und den wieder geöffneten Orderbüchern der institutionellen Investoren sorgte für einen Wochenaufschwung von fast drei Prozent. Kursverlierer waren selten und kamen vor allem aus dem Stahlsektor. Besonders stark nachgefragt waren dagegen Minenwerte.
Ausblick: Hauptversammlungen und Konjunktur
In den USA läuft langsam die Berichtssaison über das erste Quartal an. In Deutschland rücken derweil die Hauptversammlungen ins Rampenlicht. Vor allem die von DaimlerChrysler am Mittwoch, zumal die erste mit Dieter Zetsche als Konzernlenker, wird mit Spannung erwartet. Konjunkturell geht es dagegen voll zur Sache. Es stehen an: ZEW-Index am Dienstag, Revision des BIP der Eurozone in Q4 am Mittwoch, US-Einzelhandelsumsätze und Verbrauchervertrauen der Uni-Michigan am Donnerstag, US-Industrieproduktion am Freitag.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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