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So wäre man reich geworden...

Vor genau 10 Jahren erreichten die Aktienmärkte ihr Tief nach der Finanzkrise. Wer damals beherzt bei Aktien zugegriffen hätte, wäre heute reich. Aber natürlich haben die Privatanleger damals ihre Papiere zu Schleuderpreisen auf den Markt geworfen...

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Es war am 6. März 2009, also vor genau 10 Jahren, als der US-Aktienindex S&P 500 auf den tiefsten Stand während der Finanzkrise fiel. Auf Intraday-Basis verbilligte sich der Index zeitweise bis auf 666,79 Punkte. Heute steht der Index, der ein reiner Kursindex ist und Dividenden unberücksichtigt lässt, bei rund 2.780 Zählern. Wer damals, auf dem Höhepunkt der Panik, in den S&P 500 investiert hätte, zum Beispiel über einen ETF, hätte sein Vermögen bis heute mehr als vervierfacht. Dabei sind die in der Zwischenzeit kassierten Dividenden noch gar nicht berücksichtigt.

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Will man verstehen, warum die Aktienmärkte seit damals so stark gestiegen sind, sollte man sich gedanklich einmal in die damalige Situation zurückversetzen. Panik griff um sich. In den Talkrunden im Fernsehen wurde darüber debattiert, wann und ob das Finanzsystem kollabieren würden. Die Menschen bereiteten sich emotional schon einmal darauf vor, dass aus den Geldautomaten bald kein Geld mehr kommen würde. Nahrungsmittel und Medikamente wurden gehortet, weil Menschen Angst hatten, dass die Lieferketten zusammenberechen könnten. Anleger hatten Angst, alles zu verlieren und warfen ihre Aktien panisch auf den Markt.

Wer sich damals von der Panik nicht anstecken ließ, war der große Gewinner der Krise. Denn der konnte zu Schleuderpreisen in den Aktienmarkt einsteigen. So wie Warren Buffett, der ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Krise billig Aktien einsammelte. Am 16. Oktober 2018 schrieb Buffett, dass er Aktien amerikanischer Unternehmen kaufe. "Eine einfache Regel bestimmt meine Käufe: Sei ängstlich, wenn andere gierig sind, und sei gierig, wenn andere Angst haben", schrieb Buffett in einem Gastbeitrag für die New York Times. Privatanleger machten überwiegend das Gegenteil: Sie warfen ihre Aktien auf den Markt, als die Kurse am billigsten waren. Und wollten anschließend für Jahre von Aktien nichts mehr wissen.

Dabei ist es keineswegs so, dass erst im Rückblick klar ist, dass 2009 ein guter Zeitpunkt zum Aktienkauf war. Das zeigt zum Beispiel ein Blick auf das sogenannte Shiller-KGV. Beim Shiller-KGV werden die Aktienkurse der im S&P 500 enthaltenen Aktien ins Verhältnis zu den auf Sicht der letzten 10 Jahren erzielten (inflationsbereinigten) Gewinnen gesetzt. Durch die Glättung über 10 Jahre werden starke Schwankungen bei den Gewinnen, etwa durch den Konjunkturzyklus, ausgeglichen. Ein hoher Wert beim Shiller-KGV bedeutet, dass Aktien im Verhältnis zum Ertragsniveau der Unternehmen aktuell "teuer" sind, ein niedriger Wert, dass Aktien billig sind. Im März 2009 betrug das Shiller-KGV 13,3. Damit war das Shiller-KGV damals so niedrig wie seit 23 Jahren nicht mehr. Anleger hätten also durchaus wissen können, dass Aktien 2009 "billig" waren und sich zumindest langfristig wohl wieder erholen würden. Kurzfristige Prognosen ließen sich daraus aber tatsächlich nicht ableiten. Das Shiller-KGV hätte auch noch für etliche Monate oder Quartale weiter sinken können, etwa auf Werte von unter 10, wie in früheren Jahrzehnten.

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Aber wer einen kühlen Kopf bewahrte und nicht mit schnellen Gewinnen rechnete, dem bot sich 2009 eine gute Einstiegsgelegenheit in den Aktienmarkt, so wie etwa Warren Buffett. Dabei ist es natürlich unrealistisch, dass man für den Einstieg ausgerechnet den billigsten Kurs erwischt hätte. Um gar nicht erst in Versuchung zu geraten, unbedingt den günstigen Kurs erwischen zu wollen, empfiehlt es sich, in Tranchen zu kaufen. Zunächst wird eine eher kleine Position eröffnet. Bleiben die Bewertungen niedrig oder sinken gar weiter, hat man noch genügend Geld in der Hinterhand, um nachlegen zu können.

Und was ist aktuell? Wie man an Bewertungskennzahlen wie dem Shiller-KGV ablesen kann, ist klar, dass aktuell im langfristigen Vergleich kein guter Zeitpunkt für den Aktienkauf ist. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass man alle Aktien in Erwartung eines Crashs verkaufen sollte. Eher empfiehlt es sich, langsam aber stetig einen Cashbestand aufzubauen, wenn die Kurse steigen. Kommt dann irgendwann die nächste Krise, ist man gut gerüstet, um im großen Stil kaufen zu können. Genau so macht es auch Warren Buffett.

Lesen Sie auch: So funktioniert Warren Buffetts Goldregen-Strategie


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Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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