Kommentar
07:46 Uhr, 06.04.2018

Handelskrieg und Große Depression: Das sollten Trump und Xi lesen!

Investoren sehen einen Handelskrieg aktuell als größtes Tail Risk. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht groß, doch wenn es geschieht, sind die Folgen katastrophal.

Persönlich sehe ich die Gefahr für einen ausgewachsenen Handelskrieg als minimal an. Wenn es allerdings geschieht, wird es richtig bitter. Die Große Depression der 1930er Jahre ist ein Schreckgespenst. Es darf nicht wieder auftauchen.

Die Große Depression wurde nicht durch einen Handelskrieg ausgelöst. Vielmehr löste der Abschwung den Handelskrieg aus. Inzwischen sind sich alle einig, dass die Einführung von immer höheren Zöllen auf immer mehr Produkte die Situation verschärft hat.

Wie dramatisch sich die Welt des globalen Handels wandelte, zeigt Grafik 1. Der internationale Handel brach massiv ein. Die Exporte Deutschlands gingen um über 60 % zurück. Die USA importieren 80 % weniger. Die Exporte sanken im gleichen Ausmaß.

Das ist die erste wichtige Lehre. Importzölle reduzieren die Einfuhr von Waren. Das verbessert aber nicht unbedingt auch die Handelsbilanz (Grafik 2). Andere Länder erlassen ebenfalls Zölle als Gegenmaßnahme. Unterm Strich sinkt das Handelsvolumen ganz einfach. Die Situation verbessert sich nicht. Sie verschlechtert sich für alle.

Die Verschlechterung hat mehrere Ursachen. Zum einen reduziert die gehandelte Menge die notwendige Kapazität in der Wirtschaft. Zum anderen wird wegen der Unsicherheit über die Zukunft weniger investiert. Kein rational denkendes Unternehmen investiert in Produktionsanlagen, wenn unklar ist, ob es überhaupt Abnehmer geben wird.

Ausbleibende Investitionen reduzieren die Nachfrage. Diese Reduktion kommt zusätzlich zu der ausbleibende Nachfrage aus dem Ausland. Das Inland kann die Nachfrage anderer Länder nicht ausgleichen. Einige Güter werden im Inland schlichtweg nicht gebraucht. So produzieren die USA z.B. mehr Lebensmittel, als sie selbst benötigen. Wenn dieser Überschuss nicht exportiert werden kann, bleibt nur die Kapazitätsreduktion. Sprich: Bankrott von Betrieben.

Andere Güter können ohne internationalen Handel nicht hergestellt werden – zumindest nicht sofort. Es fehlt an Wissen und den notwendigen Produktionsstätten. Bis diese verfügbar sind, ist die Inlandsnachfrage bereits weg und die Unternehmen, die vor den Handelsbeschränkungen die Produkte vertrieben haben, müssen Insolvenz anmelden.

Ein Handelskrieg verschlimmert jeden Abschwung oder kann einen Abschwung auslösen. Auch an der Börse ging das nicht spurlos vorüber (Grafik 3). Überall auf der Welt brachen die Aktienkurse ein. Großbritannien kam mit einem Minus von knapp 60 % noch relativ gut davon. Am deutschen Aktienmarkt betrug der Verlust kurzzeitig fast 100 %.

Ganz nebenbei kam es damals zu einem Banken-Massensterben (Grafik 4). Das hatte ebenfalls viele Ursachen, doch Banken, die Importeure und Exporteure finanzieren, haben zwangsläufig hohe Kreditausfälle. Das veranlasst eine stärkere Risikokontrolle und strengere Kreditvergabekriterien. Das ausstehende Kreditvolumen halbierte sich damals.

Der damalige Handelskrieg war nicht der Auslöser der Depression. Er hat die Lage jedoch deutlich verschlimmert. Käme es heute dazu, müssen wir keine Depression erwarten, sondern vermutlich jahrelange Stagnation. Das ist schlimm genug. Paart sich dann noch eine Schwäche im Inland dazu, ist die Katastrophe perfekt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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