Kommentar
09:43 Uhr, 26.08.2019

Handelskrieg: Jetzt wird es richtig ernst!

Wer glaubt, dass die Eskalation am Freitag schnell wieder abgehakt wird, liegt falsch. Jetzt ist es nicht mehr spaßig.

Die Spuren des Handelskonflikts sind zwar auch bisher nicht zu übersehen gewesen, doch die Folgen hielten sich in Grenzen. Der US-Aktienmarkt erreichte vor kurzem sogar noch ein neues Allzeithoch. Damit ist nun vermutlich Schluss. Es hat sich nämlich etwas Grundlegendes geändert. China reagiert so, wie es auch bisher reagiert hat. Die USA erheben neue oder höhere Zölle und China reagiert darauf, indem es ebenfalls Zölle erhöht. Danach war zunächst Ruhe und es wurde wieder verhandelt. Das ist nun nicht mehr der Fall. Die USA scheinen die Nerven zu verlieren und legen gleich nach, wenn China reagiert...

Damit hat der Konflikt eine neue Stufe der Eskalation erreicht. Besonders bedenklich: bisher hat Trump penibel auf den Aktienmarkt und die Wirtschaft geachtet. Das schien zuletzt kein Argument mehr zu sein. Auf Twitter stimmt er vielmehr die Amerikaner auf härtere Zeiten ein.

Damit drohen sämtliche Hemmungen zu fallen. Die USA glauben, dass sie China mit ausreichend Druck zum Einlenken bewegen können. Bisher war der Druck offenbar nicht groß genug (und wird es auch nie sein). China ist viel zu stolz, um nachzugeben und einfach den Forderungen der USA zuzustimmen.

Dadurch kommt es möglicherweise zu dem, was alle fürchten: plötzliche Zölle von 50 %. Werden Zölle nach und nach erhoben und erhöht, kann sich die Wirtschaft darauf einstellen. Alles, was plötzlich und in großen Schritten gemacht wird, löst Schockwellen aus. Genau an diesem Punkt sind wir so langsam angelangt.

Die globale Wirtschaft hat sich bereits abgekühlt, doch nun gibt es einen ganz neuen Ausblick. Das Wachstum in den G20-Ländern hätte sich in den kommenden Quartalen erholen sollen. Davon kann nun keine Rede mehr sein. Stattdessen ist eine weitere Abkühlung zu erwarten. Das Wachstum dürfte von knapp 3,5 % auf 1,8 % fallen.

Wem das immer noch viel vorkommt und es als wenig schlimm abtut, denke nur an die Schwächephase Anfang des Jahrhunderts. Die Wirtschaft kühlte sich 2001 auf ein Wachstum von 1,6 % ab. Das hat in den USA und Europa gereicht, um für einen jahrelangen Bärenmarkt zu sorgen, ganz abgesehen von der steigenden Arbeitslosigkeit.

Bisher hat sich die Weltwirtschaft noch irgendwie gerettet. Geht das Tempo der Eskalation nun so weiter, stehen wir vor einer Krise, der die Notenbanken nichts entgegenzusetzen haben. Auch ein paar Steuersenkungen und Milliarden aus den öffentlichen Haushalten haben dem Wachstumsschock nichts entgegenzusetzen.

Im März 2018 verglich ich die Situation mit der Finanzkrise. Anderthalb Jahre später steuern wir tatsächlich auf diesen Lehman-Moment zu.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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