Kommentar
06:51 Uhr, 23.03.2018

Erst Bear Stearns, dann Lehman: Warum man jetzt sehr wachsam sein muss!

Die Fronten sind seit gestern klar. Die USA wollen China in die Schranken weisen. Kollateralschäden wird es geben, überall auf der Welt.

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Viele geopolitische Risiken weltweit, und jetzt ein drohender Handelskrieg: Werden wir nun Zeugen einer Krise, die womöglich das Ausmaß der letzten Finanzkrise 2008 erreichen oder sogar übertreffen könnte?

Die USA haben mit China einen stark unausgeglichenen Handel. Das Handelsbilanzdefizit betrug 2017 geschlagene 375 Mrd. Dollar. Das Jahr 2018 hat nicht gut begonnen. Das Defizit lag im Januar bei knapp 36 Mrd. Dollar. Es war das zweithöchste monatliche Defizit, welches jemals gemessen wurde. Geht es so weiter, wird das Defizit im Gesamtjahr wohl auf 400 Mrd. steigen.

Dieses Defizit soll reduziert werden. Dafür sollen Zölle in der Höhe von 50 Mrd. sorgen. Wie bei den Zöllen auf Stahl und Aluminium wird es ein paar Wochen dauern, bis sie tatsächlich in Kraft treten. In dieser Zeit kann verhandelt werden. Genau das geschah bei den Stahlzöllen. Sie sollen Ende dieser Woche in Kraft treten. Die EU erreichte in letzter Minute eine Ausnahmeregelung. Vorerst sind EU Länder also nicht betroffen.

Das hilft natürlich nicht viel, wenn dann jene Länder, die zukünftig weniger in die USA exportieren, den europäischen Markt mit billigem Stahl fluten. Wird der Stahl zu billig, könnte die EU ihrerseits mit Anti-Dumping Zöllen gegen Exporteure vorgehen. Ein Kollateralschaden.

Den USA geht es im Konflikt mit China nicht nur um Güter, sondern auch im geistiges Eigentum. China hat es wirklich gut verstanden, seine eigene Industrie zu schützen. Das geschah auch über höhere Zölle. Firmen hatten so einen Anreiz, sich direkt in China anzusiedeln und Tochtergesellschaften zu gründen, um direkt im Land produzieren und verkaufen zu können.

Zölle zwangen Unternehmen, direkt in China zu investieren. Dies ging aber auch nicht so leicht. Oftmals mussten Joint-Ventures entstehen. So konnten chinesische Unternehmen viel Wissen absaugen. In den letzten Jahren war das auf diese Art und Weise so nicht mehr notwendig. China ging auf eine weltweite Shoppingtour und kaufte einfach ausländische Unternehmen, um Wissen und Technologie zu erwerben.
Das ist alles legal - und äußerst geschickt. Es verzerrt den Wettbewerb. China hat aber im bestehenden Rahmen des Möglichen gehandelt und sich mehr oder minder an die Spielregeln gehalten. Jetzt meckert der Westen, dabei hätte er die Spielregeln schon viel früher ändern müssen, wenn Chinas Vorgehen als unangemessen empfunden worden wäre. Entweder war das nicht der Fall oder man hat einfach zugesehen.

Die USA wollen das nicht mehr mitmachen. Ob das nun richtig ist oder nicht, will ich gar nicht beurteilen. Es geht um etwas anderes. Obwohl das Thema Zölle schon seit Wochen die Runden macht, ist es seit gestern richtig ernst. Der Aktienmarkt hat heftig reagiert, aber nicht dramatisch.

Das Thema ist jedoch so ernst, dass mir die relative Ruhe der Anleger fast schon rätselhaft ist. Es erinnert ein wenig an 2008 . Zwar nicht wirklich an den Lehman Moment, sondern vielmehr an Bear Stearns.

S&P 500: So stark sackte der Markt im Herbst 2008 ein!
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Die Investmentbank musste im März 2008 gerettet werden. Der Markt reagierte, aber überraschend besonnen. Erst im Nachhinein wurde klar, dass Bear Stearns der erste Dominostein war. Lehman war der letzte, bevor Regierungen eingriffen und praktisch jeden und alles retteten.

Im Nachhinein ist man immer klüger. Im Vorfeld den ersten Dominostein zu erkennen, ist notorisch schwierig. Die aktuelle Situation hat meiner persönlichen Einschätzung nach das Potential dazu.

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Hinzu kommt: Trumps neuer Sicherheitsberater John Bolton gilt als harter Hund und "Kriegstreiber" (Spiegel Online).

    http://www.spiegel.de/politik/...

    Zitate:

    Ausgerechnet Bolton. Wie kaum ein Zweiter steht der 69-Jährige für eine aggressive, unilaterale Außen- und Sicherheitspolitik, die knallhart amerikanische Interessen verfolgt und diese im Zweifel auch mit militärischen Mitteln vorantreibt. Selbst Republikaner bezeichnen den Mann mit dem buschigen Bart als "Neokonservativen auf Steroiden". Senator Rand Paul, selbst ein Konservativer, warnt, Bolton sei geradezu versessen darauf, alle außenpolitischen Fehler Amerikas der vergangenen 15 Jahre zu wiederholen. (...)

    Dass Bolton einen äußerst aggressiven Stil pflegt, hat er bei den Vorbereitungen des Irakkriegs 2002 unter Beweis gestellt. Da war er neben seinem Förderer, dem damaligen Vizepräsidenten Dick Cheney, einer der Hauptantreiber des Krieges. Er half als Staatssekretär im Außenministerium dabei mit, Iraks Diktator Saddam Hussein den angeblichen Besitz von Massenvernichtungswaffen nachzuweisen. Dieser konstruierte Kriegsgrund erwies sich später bekanntlich als falsch. (...)

    Er forderte im Fernsehen sogar, dass die USA auf einen "Wechsel des Regimes" in Teheran hinarbeiten sollten. In Sachen Nordkorea zählte Bolton zu den wenigen Außenpolitikern, die öffentlich für einen militärischen Erstschlag der USA gegen die Führung Nordkoreas argumentierten.

    Fazit:

    Der "Kriegsmonat" März ist noch nicht zu Ende und mit der Ernennung von John Bolton zum "Sicherheitsberater" stellt Washington die Zeichen jetzt auf internationale Konfrontation.

    https://www.godmode-trader.de/...

    11:25 Uhr, 23.03.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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