Kommentar
13:47 Uhr, 23.05.2019

Handelskrieg: China bereitet sich auf worst case vor

Die USA rudern gerade wieder etwas zurück. In China ist das nicht der Fall. Hier läuft die Maschinerie gerade erst an.

Inzwischen kann man sagen, dass es für den Aktienmarkt einen Trump-Put gibt. Die Bezeichnung kommt vom Fed-Put. Es ist der Glaube, dass die Notenbank den Markt nicht kollabieren lässt und im Notfall eingreift. Gleiches kann man von Trump sagen. Der Aktienmarkt ist ihm sehr wichtig. So wurde Anfang Mai im Handelskrieg kräftig eskaliert. Anlegern gefiel das überhaupt nicht. Es brauchte nicht einmal einen Drawdown von 5 % und die US-Regierung wurde weich. Schnell wurden Beruhigungspillen verabreicht. Vorerst wird nicht weiter eskaliert und schon gar nicht mit Europa. Das kam gut an.

Dabei gibt es allerdings ein Problem. Die Rechnung wurde ohne China gemacht. China ist der Geduldsfaden gerissen. Peking will nach wie vor einen Deal. Kein Deal und immer höhere Zölle kann man als vernünftiges Land auch nicht wollen. Von Anfang an war aber auch klar, dass sich China nicht benachteiligen lassen wird.

Was geschieht, wenn man dem Druck der USA nachgibt, konnte China in Japan sehen. Die USA störten sich vor allem an der Währung. Sie hielten sie für zu schwach und drängten Japan zu Maßnahmen, die den Yen stärkten. Das ist ein Grund für den jahrzehntelangen Niedergang. So verzweifelt kann man gar nicht sein, dass man bei Kenntnis dieses Beispiels in die gleiche Falle tappt.


Ein Deal wird damit unwahrscheinlicher. Der Forderungskatalog der USA ist sehr lang. Viele Forderungen sind berechtigt. Wenn es allerdings um die Währung geht, hört der Spaß auf. Hier wird China nicht einknicken und den Yuan radikal aufwerten, um sich selbst zu benachteiligen. So etwas wäre Wahnsinn.

China wird weiterhin verhandeln und auf einen Deal hoffen. Gleichzeitig bereitet es sich auf ein Scheitern vor. Im besten Fall dauern die Verhandlungen einfach nur länger. So oder so, China bereitet sich vor.

Das Thema Handelskrieg erhielt vor einem Jahr große Aufmerksamkeit. Google Trends zeigt, dass die Aufmerksamkeit im Sommer 2018 den bisher höchsten jemals gemessenen Wert erreichte. Das galt für die Nachrichten. Die Regierung hielt sich zurück. Sie wollte kein antiamerikanisches Sentiment schüren.

Das ist nun vorbei. Regierungsnahe Medien und die Regierung selbst lassen die Propagandamaschinerie nun auf Hochtouren laufen. Das Volk wird auf harte Zeiten vorbereitet, die allein den USA geschuldet sind. Ist die Bevölkerung erst der Meinung, dass die USA an allem schuld sind, lässt sich auch ein wirtschaftlicher Abschwung und höhere Arbeitslosigkeit durchstehen, ohne gleich eine Revolution einzuleiten.

Insofern kommt das China vielleicht gar nicht so ungelegen. Es ist ja unklar, ob das Land aus der hausgemachten Misere (Überschuldung) von alleine wieder herauskommt. Falls nicht, so gibt es jetzt einen Sündenbock, an dem sich die Wut entladen kann. Das Regime ist so abgesichert.

Nachdem die Maschinerie jetzt läuft, ist China wohl für lange Verhandlungen und auch ein Scheitern bereit. Trump hat den Bogen überspannt. Zölle sollten ein Druckmittel sein. Jetzt sind sie der Sündenbock, der jede Aktion Pekings rechtfertigt.

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  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    kommt Amerika aus der hausgemachten Misere (Überschuldung) alleine wieder raus ?

    19:05 Uhr, 23.05.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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