Hält die Rally beim Hang Seng an? - Fast 50% Plus seit Jahresbeginn
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Der Hongkonger Hang Seng Index hat im laufenden Jahr eine beeindruckende Siegesserie hingelegt und Kursgewinne von über 47% verzeichnet. Ausgehend von Kursen knapp oberhalb von 14.000 Punkten Anfang Januar überwand das Aktienbarometer bereits im Juli die psychologisch wichtige 20.000er-Marke und legte im Hoch auf 20.807 Zähler zu. Damit hat der Hang Seng von allen großen globalen Aktienindizes derzeit die beste Performance zu verzeichnen. Als Haupttriebfeder des Aufschwungs dient dabei die deutlich stärker als ursprünglich erwartet verlaufende Wirtschaftserholung im „Reich der Mitte“. Geht die fast schon als beunruhigend einzustufende Rally nun weiter, oder muss mit einer baldigen Korrektur gerechnet werden?
Der neuerliche chinesische Wirtschaftsaufschwung wurde vor allem durch das massive Konjunkturprogramm der Regierung ermöglicht, das mit einem schwindelerregenden Volumen von umgerechnet 580 Milliarden US-Dollar aufwartete. Im zweiten Quartal konnte das chinesische Bruttoinlandsprodukt bereits wieder um 7,9% zulegen, womit die Konsensschätzung von 7,8% übertroffen wurde. Im ersten Quartal 2009 war die chinesische Wirtschaftsleistung um 6,1% gestiegen. Auch andere Indikatoren sprechen dafür, dass es der chinesischen Wirtschaft erneut deutlich besser geht. So legte die Industrieproduktion im Juni bereits wieder zweistellig um 10,7% zu, nachdem sie im Vormonat um 8,9% angewachsen war. Positiv ist die Entwicklung auch im chinesischen Einzelhandel, wo sich im Juni ein sattes Plus von 15,0% im Jahresvergleich ergab (Vormonat 15,2%).
Die überzeugenden Fundamentaldaten haben zu einer schneller als erwarteten Aufhellung der Stimmung im Lande beigetragen. Der chinesische Geschäftsklimaindex legte im Juni überraschend deutlich von 105,6 auf 115,9 Zähler zu. Auf diesem Hintergrund erscheinen die Hongkonger Aktien trotz ihrer jüngsten Rally noch nicht zu hoch bewertet. Bei einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,7 auf Basis der für 2010 erwarteten Unternehmensgewinne liegt der Hang Seng mit Blick auf sein historisches Bewertungsniveau nur knapp über dem langjährigen Durchschnitt. Die Erwartung von im kommenden Jahr um 27% und damit überproportional zulegenden Firmengewinnen rechtfertigt den leichten Bewertungsaufschlag.
Zudem wurden die ersten Wachstumsprognosen für die chinesische Wirtschaft schon wieder nach oben revidiert. Analysten erwarten, dass der von Regierungsseite ursprünglich für 2009 geschätzte reale BIP-Zuwachs von 8,3% zu niedrig angesetzt ist und signifikant übertroffen werden kann. Selbst ein zweistelliges Wachstum scheint bereits in diesem Jahr wieder möglich. Grund dafür ist der Umstand, dass das Konjunkturprogramm von Chinas Regierung eine Welle der Binnennachfrage ausgelöst hat. So boomt der Absatz von neuen PKW genauso wie die Bauwirtschaft, die von den zahlreichen Infrastrukturmaßnahmen profitiert. Eine zur Situation in den USA vergleichbare Kreditklemme gibt es in China nicht, weshalb die heimische Ökonomie längst wieder auf Hochtouren läuft. Die Expansion des Kreditvolumens hat vielmehr bereits eine solche Dynamik erreicht, dass bald mit ersten korrigierenden Eingriffen der Notenbank gerechnet werden muss.
Erste Anzeichen dafür, dass die neue Börseneuphorie in China und Hongkong Züge der Übertreibung trägt, sind die jüngsten starken Kursgewinne bei Neuemissionen. So konnte das Wohnungsbauunternehmen „China State Construction“ bei seinem Börsendebüt den Emissionspreis sogleich um 56% steigern. In der Spitze hatte das Plus 90% betragen, die Emission war um das 37-fache überzeichnet gewesen – und das bei einem aktuellen KGV von über 50! Trotz der insgesamt weiter angespannten Lage an den globalen Finanzmärkten gelang es der Firma, mit umgerechnet 7,1 Milliarden USD den weltweit höchsten Erlös einer Aktien-Neuemission seit über einem Jahr zu erzielen.
Während Skeptiker also ein baldiges Ende des Börsenbooms in China prophezeien, sind die Fundamentaldaten sowie die Charttechnik einfach noch zu gut, um Investoren derzeit etwas anderes als Longpositionen im Hang Seng Index zu empfehlen. Der seit März etablierte Aufwärtstrendkanal ist völlig intakt, zuletzt hat die Aufwärtsdynamik wieder an Fahrt gewonnen. Ein kurzfristiges Kursplus bis 21.500 Zähler ist drin, stärker eingetrübt würde die Charttechnik erst bei einem Fall unter 19.000 Punkte. Trotzdem sollten Anleger auf der Hut sein, denn eine Drosselung der noch sehr lockeren Kreditvergabe, neue Gewinnwarnungen oder ein plötzliches Ende der lockeren Geldpolitik von Chinas Notenbank könnten die Börsen belasten. Insgesamt ist den chinesischen Aktienindizes wegen des fulminanten Anstiegs seit Jahresanfang, der bereits sehr viel an positiven Entwicklungen vorweggenommen hat, nur noch wenig Potenzial zuzutrauen.
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