Kommentar
10:21 Uhr, 18.03.2009

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum...

...Sie sich nicht an Ihre Regeln halten?

Sehr geehrte Trader,

viele von Ihnen werden es sicherlich kennen. Sie haben eine ausgefeilte Tradingstrategie die Sie ausgiebig getestet haben und die Ihnen einen ordentlichen Profit verspricht. Und trotz deser fundierten Basis und dem damit verbundenen Vertrauen in Ihre Tradingentscheidungen gelingt es Ihnen nicht, diese in der Praxis umzusetzen. Mehr oder weniger verstoßen Sie immer wieder gegen Ihre eigenen Regeln, wählen eine zu große Positionsgröße, setzen das Stopploss aus oder nehmen Gewinne zu früh mit.

Die Möglichkeiten sich und seine Strategie selbst zu sabotieren sind vielseitig und oft werden diese auch ausgenutzt. Im Nachhinein fragen Sie sich nicht selten, was in aller Welt Sie dazu geritten hat, erneut von Ihrem Tradingplan abzuweichen. Gründe lassen sich immer wieder finden, aber oft kommt der Trader zu dem Schluss, einfach zu undiszipliniert gewesen zu sein. Die Regeln waren klar und deutlich und da Sie sie selbst aufgestellt haben, eigentlich auch unmissverständlich - aber trotzdem immer wieder diese Aussetzer, die richtig Performance kosten. Die anschließenden Vorwürfe sind nicht selten groß, aber anstatt dessen sollten Sie sich folgende Frage stellen:

"Warum habe ich mich nicht am meine Regeln gehalten?"

Es ist klar, ein gewisses Maß an Disziplin brauchen Sie im Trading, aber wenn Sie permanent gegen Ihre eigenen Regeln verstoßen und das vor allem immer wieder im gleichen Stil, dann fehlt es Ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht an Disziplin, sondern an etwas anderem. Ihnen fehlt eine Strategie die zu Ihnen passt.

Oft sind solche Aussetzer bei der Umsetzung der eigenen Regeln eine unterbewußte Handlung, mit der Sie Ihrem natürlichen Rhythmus oder Ihrer natürlichen Begabung folgen. Und auf diese Stimme sollten Sie hören. Nein, Sie sollten jetzt nicht Ihre alten Regeln weiter beibehalten und fröhlich gegen diese verstoßen, sondern Sie sollten neue Regeln aufstellen, die Ihnen persönlich entgegenkommen.

Es ist an dieser Stelle nicht ganz einfach, für Sie persönlich so aus der Ferne die richtige Lösung, den richtigen Weg auszumachen. Deswegen möchte ich Ihnen ein praktisches Beispiel aus meinem eigenen Trading vorstellen.

Aber das ist doch schlecht!

Fast überall können Sie lesen, dass Teilausstiege keine gute Alternative darstellen und trotzdem nutze ich diese. Wieso?

Aus einem einfachen Grund, Sie kommen meiner Risikoscheu entgegen. Natürlich muss ich darauf achten, nicht gleich beim kleinsten Gewinn einen Teilgewinn mitzunehmen, sondern auch hier auf ein halbwegs angemessenes Chance-Risiko-Verhältnis zu achten. Dabei möchte ich meinen ersten Teilgewinn realisieren, wenn ich ca. das 1,3 fache Risiko verdient habe. Als rein monetäres Ziel wird dies mit der aktuellen Bewegung kombiniert und kommt es beispielsweise im Rahmen einer Longposition an einem Widerstand zu einer zu langen Verweildauer, dann stelle ich auch dort einen Teil der Position glatt, auch wenn ich noch nicht das 1,3 fache Risiko verdient habe. Hier kann es sogar passieren, dass Risikogrößen unter 1 als Teilgewinn realisiert werden (zwar eher selten, aber doch vorhanden), was für sich genommen nur profitabel wäre, wenn ich eine entsprechend hohe Trefferquote habe.

Dies ist aber nicht immer der Fall und es ist durchaus möglich, dass dieser erste Teilausstieg mit Blick auf meine gesamte Strategie nur einen kleinen Gewinnbeitrag hat. Rein aus diesem monetären Blickwinkel macht es keinen Sinn, einen solchen Teilausstieg vorzunehmen, denn wozu ein Risiko eingehen, wenn der Gewinnbeitrag nur sehr klein ist? Warum nicht auf den ersten Teilausstieg verzichten und erst bei meinem zweiten Teilausstieg eine größere Position glattstellen? Oder warum nicht auf alle Teilausstiege verzichten und anhand der bisherigen Trades das eigentlich beste Gewinnziel ausrechnen und dort die gesamte Position schließen? All diese Taktiken könnten meine Tradingperformance deutlich verbessern.

Falsch!

Ich habe es probiert und versucht, nur Trends zu traden - die Position vollständig so lange zu halten, bis mein Trendstopp ausgelöst wurde und raten Sie mal, was passiert ist. Richtig. Immer wieder habe ich gegen meine eigenen Regeln verstoßen und Teilgewinne realisiert. Das wäre kein Beinbruch, wenn ich auf der anderen Seite nicht immer genau dann an meinen Regeln festgehalten hätte, wenn es wirklich sinnvoll gewesen wäre, einen Teilausstieg zu machen. Leider sehen Sie das erst im Nachhinein, aber das Ergebnis war eindeutig. Anstatt größerer Profite und einer besseren Performance, fiel diese ab. Eine Lösung musste her und hier gab es nur drei Wege:

1. Ich quäle mich weiter und versuche auf Krampf etwas zu machen, was nicht zu mir passt, in der Hoffnung irgendwann die Kurve zu kriegen.

2. Ich bin in der Lage meine Persönlichkeit schnell zu ändern, so dass ich die Disziplin aufbringe, mich an die neuen Regeln zu halten oder

3. Regeln aufzustellen, mit denen mir das Trading um einiges leichter fällt, ich keine Probleme habe diesen Regeln zu folgen und trotzdem meine Ziele erreiche und abschließend Step bei Step zu versuchen, meine eigenen Komfortzone auszubauen.

Welchen Weg ich gegangen bin, wissen Sie.

Conclusion

Seien Sie im Trading möglichst Sie selbst und suchen Sie sich Regeln, die Ihrer Natur, Persönlichkeit, Begabung entgegenkommen und die Performance wird sich automatisch einstellen. Wenn Sie versuchen, Ihre Persönlichkeit zu verbiegen, nur um den Regeln zu gefallen, so kann dies klappen, aber der Aufwand und das Risiko zu scheitern sind enorm. Bleiben Sie sich aber treu und durchforschen den Markt nach Regeln (nicht nur für den Einstieg, sondern auch dahingehend, was Sie wie, wo, wie oft etc. handeln wollen), dann ist Ihre Erfolgschance im Trading um ein Vielfaches höher und die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Ihre Ziele erreichen relativ groß.

Fragen Sie sich bei der Suche nach einer geeigneten Handelsstrategie (Welcher Markt, Welcher Zeitrahmen, Einstieg, Ausstieg, Risiko & Moneymanagement ...) als erstes, was für ein Typ Sie sind. Denken Sie dabei am besten gar nicht ans Trading, sondern an alltägliche Dinge. So sagt Ihnen beispielsweise Ihr Einkaufsstil etwas über die Art, wie Sie Entscheidungen fällen. Der Intuitive sieht den Apfel und sagt sich "lecker, den nehme ich mit", während der sachliche Einkäufer zunächst einmal wissen will, woher der Apfel kommt.
Sind Sie ein solch vorsichtiger Apfelkäufer, wird es Ihnen im Trading mit großer Wahrscheinlichkeit schwer fallen, quer durch die Märkte zu traden und immer nach neuen Chancen, mal bei Aktien, mal in Rohstoffen und mal in Währungen zu suchen und vor allem auch zu traden. Sie haben einfach bis zur Tradeplatzierung nicht genug Zeit, sich genau über das gerade zu handelnde Underlying zu informieren, Statistiken zu machen oder andere Infos einzuholen. Arbeiten Sie aber in nur wenigen Märkten, die Sie vorher gut untersucht haben, werden Sie vielleicht zum Supertrader.

Rene Berteit - Technischer Analyst und Coach bei GodmodeTrader.de

Ausbildung, Lernhilfe, Coaching von A bis Z in Sachen Charttechnischer Analyse und professionellem Trading finden Sie im Godmode Coaching Service :
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Rene Berteit
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Dein Trading-Coach

Über 25 Jahre professioneller Trader und Tradingmentor! Tausende von real durchgeführten Trades in Aktien, Indizes und Währungen! Fast 20 Jahre Mentorin und tausende von zufriedenen Ausbildungsteilnehmern! Diplom Betriebswirt mit Fokus Börse! Das ist unser Trader(mentor) René Berteit, der Ende der 90er die Börse für sich entdeckt hat. Börse, Trading und die Trader-Ausbildung sind für Ihn keine Berufe, sondern seine Berufung und Leidenschaft.

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