Kommentar
05:00 Uhr, 08.10.2008

Haben auch Sie das Gefühl, zurück in die Steinzeit "geballert" zu werden ?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Wenn das an den Finanzmärkten noch länger in der Geschwindigkeit weiter nach unten geht, finden wir uns nächstes Jahr alle vor Höhlen an Lagerfeuer sitzend wieder ... eine Keule in der Hand haltend ... schön dumm in die Glut glotzend ... Dollarscheine als Anzünder nutzend ...

Normalerweise sollte man mit der Feststellung "Diesmal ist es anders als sonst" vorsichtig sein. Ist es nämlich meistens nicht. Wenn man aber die zugrunde liegende fundamentale Problematik der aktuellen Krise beispielsweise mit der Schieflage des LTCM Hedgefunds 1998 vergleicht, so läßt sich feststellen, das es damals ein Hedgefunds war, jetzt ist es die Hedgefundsbranche in ihrer Gesamtheit und es ist die Bankenkrise in ihrer Gesamtheit. Damals setzen sich die US Behörden mit einigen großen internationalen Bankinstituten zusammen und zimmerten eine Auffanglösung. Heute sieht die Situation so aus, dass die US Notenbank mit ihren Maßnahmen so langsam an ihre Grenzen stößt.

De-Leverage, das Herunterfahren der gehebelten Assets, ist im Sinne einer Kapitalkontraktion zu sehen. Kapital wird aus allen Asset Klassen abgezogen. Der klassische Dominoeffekt hat eingesetzt. Und nichts kann ihn aufhalten, auch die massiven staatlichen Eingriffe nicht. Hedgefunds werden zwangsliquidiert, Banken stoßen große Aktienpakete ab, um an liquide Mittel zu gelangen, klassische Fonds verzeichnen Mittelabflüsse und Hedgefunds shorten die Zwangssituation anderer Hedgefunds, eine Abwärtsspirale sondergleichen hat eingesetzt. Ein riesen Wahnsinn, ein riesen Schwachsinn. Ein solcher Dominoeffekt hat Eigendynamik, ein solcher Dominoeffekt ist nur durch sehr drastische Maßnahmen zu unterbrechen.

Die ersten Nachrichten trudeln ein, die aufzeigen, dass die Feuerbrunst die Realwirtschaft erreicht hat. Siehe Nachrichten zu SAP, den Autobauern. Das hätte sich keiner der Investmentbanker träumen lassen, dass ihre Zündelei die gesamtkonjunkturelle Lage dermaßen an den Abgrund fahren würde. In einer Reportage, die ich am Wochenende sah, wurde eine Analystin interviewt, die zuvor bei Bear Stearns beschäftigt war und dort sehr gut verdiente. Auf ihre jetzige Situation angesprochen, sagte sie, dass die Situation nunmal so sei und man nach vorne schauen müsse. Ein eigentlich unglaublich bewundernswerter Optimismus. Allerdings kommen mir langsam so meine Zweifel, was diese Art von Optimismus anbelangt. Man kann nicht den ganzen Planeten auf wirtschaftlicher Basis in die Luft sprengen und dann so weiter machen, als wäre nichts geschehen.

Wenn man unglaublich effiziente High-Tech Waffen bauen kann, dann baut man sie. Nur irgendwann passiert auch da ein Gau, weil diejenigen, die sie entworfen haben, irgendetwas übersehen oder falsch eingeschätzt haben. Das Terminator II Scenario läßt grüßen.

Wenn man unglaublich effiziente Biotech-Innovationen entwickeln kann, macht man dies. Bisher wurde jede Möglichkeit, die sich auftat, ohne oder mit vorheriger pseudo-ethischer Diskussion auch umgesetzt. Insbesondere unsere US-Kollegen reizen alles aus, was geht. Wann sehen wir auf dieser Ebene einen Gau, in Folge dessen das Leben auf diesem Planeten nur noch mit Schutzanzug möglich sein wird ?

Das Problem ist jenes. Wo sich wundersame positive Möglichkeiten für die Menschheit ergeben, können sich ebenso wundersame weniger gewollte Effekte ergeben, deren Tragweite man erst dann erkennt, wenn es zu spät ist.

Tja. Das ist ein Kauderwelch an Gedanken, der sicherlich nicht nur mir unter dem Eindruck der aktuellen Nachrichtenlage durch den Kopf geht. Das Schlimmste ist die Ohnmacht, die man gegenüber dem verspürt, was da gerade mit voller Wucht auf uns zugeschossen kommt. Die Kriege der Neuzeit werden nicht mehr mit den klassischen Waffen ausgefochten, nein, sie werden auf subtilerer, weniger faßbarer Basis ausgefochten. So wie es aussieht, bringen sich die Amerikaner in einer gewissen Weise derzeit selbst zu Fall. Da man aber alles relativ sehen muß, müssen wir uns die Welt in 1-2 Jahren anschauen, wenn die Karten nach Bewältigung der laufenden Krise neu gemischt worden sind.

Bleiben wir pragmatisch. Wünschen wir unserer Bundesregierung, dass sie das Richtige unternehmen wird. Wünschen wir unseren Wirtschaftsführern, dass sie aus dieser Krise einen möglichst großen Vorteil für Deutschland und Europa herausschlagen können. Und wünschen wir denjenigen, die die Möglichkeiten dazu haben, aus dieser Krise die Lehren zu ziehen. So wie bisher kann es an den Finanzmärkten nicht weitergehen.

Unser aller geschätzter Frank Lehman merkte gestern in Maischbergers Diskussionsrunde an, dass mit zeitlicher Verzögerung mit einer zunehmenden Arbeitslosigkeit zu rechnen sei. Und zwar genau dann, wenn wieder Wahlen anstehen. Das kann richtig heiß werden. Die Demagogen sitzen während solcher Krisen in der Startlöchern und versuchen sich als Rattenfänger. Oskar Lafontaine hat sich bereits zu Wort gemeldet und vorgeschlagen, die Börsen einfach abzuschaffen.

Soweit, so gut, ich habe mir etwas den Frust von der Seele geschrieben.

Solche Kommentare entstehen immer dann, wenn die Volatilitätsindizes Peaks in den oberen Extrembereich ausbilden. Der VIX Indikator als "Angst & Panik" Indikator für den US Markt steht im oberen Extrembereich von 50-55 Punkten. In den Jahren 2001 und 2002 führten solche VIX-Levels zu umfassenden mittelfristigen, sprich mehrmonatigen Kurserholungen am Aktienmarkt. Fällt der VIX, steigt der Aktienmarkt. Steigt der VIX, was er derzeit noch tut (!), fällt der Aktienmarkt. Und abschließend wieder der Hinweis, dass sich auf Basis eines solchen mehrjährigen Charts auf keinen Fall kurz- oder mittelfristige Anlageentscheidungen treffen sollten. Der Aktienmarkt kann im Verlauf des Oktobers noch deutlich weiter nach unten wegbrechen. Der VIX auf dem aktuellen Extremniveau gibt aber einen guten Hinweis darauf, dass dieser Horror zunächst (!) einmal bald vorbei sein könnte.

Achja. Und ich bleibe auch pragmatisch in eigener Sache und erlaube mir auf unseren neuen VIP DAX LIVE Tradingservice hinzuweisen.
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Herzliche Grüße,

Ihr Harald Weygand - Head of Trading bei GodmodeTrader.de

GodmodeTrader ist ein Service der BörseGo AG : http://www.boerse-go.ag/

Anbei der Link zu einem umfassenden Researchreport der DZ Bank :

LINK :
[Link "DZ_Wirtschaftsbrief_US-Konjunktur_081006.pdf" auf img.godmode-trader.de/... nicht mehr verfügbar] In der Studie wird kein Blatt vor den Mund genommen.

Absolut lesenwert.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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