Kommentar
11:09 Uhr, 16.12.2005

Gute Aussichten für die Weltwirtschaft

Die Stabilisierung des globalen Wirtschaftsaufschwungs in der zweiten Jahreshälfte 2005 dürfte sich im Jahr 2006 fortsetzen, meint John Greenwood, Chefvolkswirt von AMVESCAP, der Muttergesellschaft von INVESCO. "Während Nordamerika und die meisten Volkswirtschaften in Asien bereits eine starke Wachstumsdynamik vorweisen, gewinnt die Wirtschaft nun auch in Japan an Kraft, und selbst Kontinentaleuropa zeigt endlich Anzeichen einer Erholung", schreibt Greenwood. Außerdem erweise sich das Wachstum in einigen Bereichen nun als ausgewogener und weniger abhängig von der Exportwirtschaft oder der Verbrauchernachfrage.

Im nächsten Jahr ist von einem moderaten Anstieg des Sozialprodukts der entwickelten OECD-Länder auszugehen - von 2,7% in diesem Jahr auf 2,9%. Jedoch sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Volkswirtschaften signifikant.

Das starke Produktivitätswachstum, die Aufhellung am Arbeitsmarkt, die robusten Immobilienpreise und die Fortsetzung einer konjunktur-förderlichen Fiskal- und Geldpolitik dürften dafür sorgen, dass das US-Wachstum im Jahr 2006 mit 3,4% nur geringfügig schwächer ausfällt als die geschätzte Wachstumsrate von 3,7% für das Jahr 2005.

In Großbritannien werde sich die geldpolitische Lockerung positiv auf die Einzelhandelsumsätze und den Konsum auswirken. In Verbindung mit erhöhten Unternehmensinvestitionen und einer Belebung der Exportnachfrage dürfte dies für einen Anstieg des BIP-Wachstums auf 2,1% im kommenden Jahr von geschätzten 1,6% im Jahr 2005 sorgen.

Die Auswirkungen vergangener geldpolitischer Lockerungen und die robuste Weltwirtschaft könnten das Wachstum in der Eurozone im kommenden Jahr leicht über Trend auf 2,2% anheben, nach 1,5% in diesem Jahr. Allerdings könnten die latente Gefahr höherer Energiekosten und Steuern das Verbrauchervertrauen dämpfen und in Verbindung mit der Verlangsamung der Weltwirtschaft im Jahr 2006 für eine Eintrübung des wirtschaftlichen Ausblicks für die Eurozone im Jahr 2007 sorgen.

In Folge der Restrukturierungen im Unternehmensbereich, der Kreditportfoliosanierung im Bankensektor und der lockeren Geldpolitik erhole sich die japanische Wirtschaft endlich von ihrer Schwächephase und erreiche im Jahr 2006 ein prognostiziertes Wachstum von 1,4%. "Die japanische Erholung dürfte enorme Auswirkungen auf die gesamte Region haben. In jüngster Zeit hat sich bereits China als zweite regionale Wachstumslokomotive erwiesen, und mit Indien wartet nun ein möglicher dritter Wachstumstreiber auf", erklärt Greenwood.

"Der Ausblick für die Industriestaaten im Jahr 2006 fällt insgesamt besser und ausgewogener aus, insbesondere, da sich sowohl die Eurozone als auch Japan von ihrer längeren strukturellen Schwächephase erholen", sagt Greenwood. "Der vorübergehende Anstieg der Inflation in Folge der Ölpreiserhöhung in den letzten beiden Jahren scheint allmählich wieder unter Kontrolle zu sein. Ähnlich der Situation in den 1990er Jahren sollte die Normalisierung der Zinsen eine Fortsetzung des aktuellen Aufschwungs mit geringem Preisauftrieb in den kommenden Jahren ermöglichen."

Quelle: INVESCO

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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