Kommentar
09:40 Uhr, 03.02.2005

Günstige Aussichten für Internetaktien

In den letzten Monaten des abgelaufenen Jahres bewegten sich die Aktien des Internet-Sektors kräftig aufwärts. Für das Gesamtjahr 2004 betrug der Wertzuwachs des UniSector: Internet A rund 5,7 Prozent (nach BVI-Methode). Teilweise enttäuschende Quartalszahlen lösten jedoch Mitte Januar eine Korrekturbewegung aus, sodass der Fonds seit Anfang 2005 einen Rückgang von 3,8 Prozent hinnehmen musste (per 01.02.05). Wir sind jedoch zuversichtlich, dass sich die in der letzten Woche eingetretene Erholung weiter fortsetzt, da die Aussichten für die Branche mittelfristig günstig erscheinen.

Internet-Infrastruktur-Bereich: Geschäftsperspektiven hellen sich auf

Der Internet-Infrastruktur-Bereich wurde unter anderem von den Aussagen der Telekom-Gesellschaft Verizon Communications stark beeinflusst. Verizon plant, die eigenen Investitionen in das Telekommunikationsnetz in nächster Zeit kräftig zu erhöhen. Hiervon werden die Telekom-Ausrüster deutlich profitieren. Bislang ist die Investitionsfreude von Verizon noch ein Einzelfall. Doch werden wahrscheinlich andere Telefongesellschaften nachziehen, da die meisten von ihnen seit 1999 keine wesentlichen Mittel mehr in die Netzinfrastruktur gesteckt haben und somit erheblicher Nachholbedarf bestehen dürfte.

Des Weiteren hat sich Cisco Systems erstmals seit längerem wieder zu einer größeren Akquisition entschlossen. Der Kaufpreis für die in der Netzwerktechnik tätige Firma Airespace lag bei rund 450 Mio. US-Dollar. Mit ihrem Wireless LAN-Angebot agiert Airespace gegenwärtig in einem dynamischen Wachstumsmarkt. So wird heute fast jeder neue Laptop mit dieser Technik ausgeliefert. Die Transaktion hatte zwar insgesamt kaum Auswirkungen auf den Kurs der Cisco-Aktie, doch erwachte generell Übernahmefantasie mit Blick auf die zahlreichen kleineren Unternehmen des Sektors, deren Notierungen teilweise deutlich anzogen.

Ende 2004 gab IBM bekannt, ihre gesamte PC-Sparte an die chinesische Gesellschaft Lenovo veräußern zu wollen. Der Käufer darf den Markennamen IBM noch fünf weitere Jahre verwenden, was für ihn sehr vorteilhaft sein dürfte. Doch hat sich vor kurzem überraschend die amerikanische Regierung in das Geschäft eingeschaltet, was die Transaktion beträchtlich verzögern dürfte. Hintergrund sind Sicherheitsbedenken von offizieller Seite, da man die Weitergabe von sensiblen, die nationale Sicherheit betreffenden Informationen an das Ausland befürchtet.

Apple Computers verkaufte alleine im vierten Quartal 2004 rund 4,5 Millionen i-pods und schloss damit das beste Quartal der Firmengeschichte ab. Hierauf reagierte die Aktie mit einem Kursfeuerwerk.

e-Service-Sparte beflügelt von Übernahmeaktivitäten

Auch die Aktien des e-Service-Bereichs erfreuten sich im Berichtsquartal deutlicher Kursgewinne. So ist die Übernahme von PeopleSoft durch Oracle inzwischen endgültig abgeschlossen worden, nachdem das Kaufangebot nochmals auf 26,50 US-Dollar pro PeopleSoft-Aktie erhöht wurde. Generell war die gesamte Softwarebranche im Übernahmefieber. Der Anbieter von Sicherheitssoftware Symantec will den Wettbewerber Veritas Software kaufen. Die Transaktion ist in Zusammenhang mit der Initiative Microsofts zu sehen, in Zukunft mit ihrem neuen Betriebssystem gleichzeitig ein kostenfreies Sicherheitspaket auszuliefern. Diese Aktion setzte Symantec deutlich unter Druck. Mit dem Erwerb des Speichersoftware-Spezialisten Veritas will sich Symantec stärker diversifizieren. Nach unserer Ansicht dürfte der Wettbewerbsdruck für Symantec durch die Politik von Microsoft noch erheblich zunehmen.

Anhaltend hohes Wachstum im internetbasierten Handel

Besonders kräftige Zuwachsraten verzeichnete im letzten Quartal 2004 die e-Commerce-Sparte. Während die Aktien von Yahoo!, Google und eBay nur eine Richtung - nämlich nach oben - kannten, hinkte Amazon zunächst deutlich hinterher. Hier kam schließlich ab Mitte November umso größere Fantasie mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft auf. So betrug die Wachstumsrate für den Online-Geschenkekauf über das Internet 2004 im Jahresvergleich stolze 28 Prozent. Ein kleiner Wermutstropfen für den Platzhirsch ist jedoch der wachsende Erfolg des Restpostenverkäufers Overstock.com, der Billigangebote für CDs, DVDs und Bücher über das Internet bereitstellt. Doch sehen wir das Unternehmen nicht als große Gefahr für Amazon an, da das Sortiment von Overstock.com nur unvollständig und eingeschränkt ist. Zudem verfolgt Amazon die Strategie, in fast jedem Quartal die Anzahl der Shops durch eine neue Warengruppe wie z.B. Haushaltsartikel auszuweiten. Des Weiteren spekulierten die Börsianer, dass Amazon in den S&P 500 Index aufgenommen werden dürfte.

Insbesondere die Aktie von eBay befand sich im gesamten Jahr 2004 in einem ungebrochenen Aufwärtstrend. Erst Mitte Januar wurde dieser abrupt gestoppt, als die Aktie innerhalb eines Tages um etwa 20 Prozent einbrach. Seitdem konnte sich der Titel nicht mehr nennenswert erholen und tendiert auf dem reduzierten Kursniveau seitwärts. Auslöser für den jähen Absturz war die Präsentation von Quartalszahlen, die nur im Rahmen der Markterwartungen lagen, diese jedoch erstmals seit langem nicht übertreffen konnten. Zudem gab das Management einen vorsichtigeren Ausblick ab. Bislang hatten die Marktteilnehmer das rasante Wachstum von eBay einfach in die ferne Zukunft fortgeschrieben. Die überzogenen Erwartungen haben nun eine Dämpfer erhalten. Das Internetauktionshaus hat zuletzt in den großen Absatzmärkten wie den USA und Deutschland die Gebühren für Verkäufer erhöht. Trotzdem steigt die Anzahl der Listings weiter an. Doch angesichts der bereits erreichten internationalen Marktdurchdringung verwundert es nicht, dass sich auch das Geschäftsmodell von eBay inzwischen einer Sättigungsgrenze nähert. Somit werden sich auch die Wachstumsraten früher oder später normalisieren.

Mit Blick auf Yahoo! und Google tobt zwischen den beiden großen Suchmaschinen seit langem ein scharfer Konkurrenzkampf. Dabei ist Google mit einem Marktanteil von 40 Prozent bislang die unangefochtene Nummer Eins. Es zeichnet sich inzwischen ab, dass viele Unternehmen zum Jahresende 2004 ihre Werbebudgets für das Internet nochmals erhöht haben. Yahoo! versucht zur Zeit alles, um Google vom Thron zu stoßen. So wurden kürzlich ein neuer Suchalgorithmus sowie ein Desk Top Search-Programm eingeführt. Obwohl in letzter Zeit die Kundenzufriedenheit mit Yahoo! zugenommen hat, konnte die Nummer Zwei im Markt die Popularität von Google noch nicht erreichen.

Erst gestern gab Google die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2004 bekannt. Diese konnten die durchschnittlichen Markterwartungen in Bezug auf Umsatz und Gewinn - sowohl vor als auch nach Verrechnung von Mitarbeiteroptionen - übertreffen. Hierauf reagierte der Aktienkurs mit deutlichen Aufschlägen. Zu bemerken ist jedoch, dass Google selbst im Gegensatz zu den allgemeinen Branchengepflogenheiten nie eigene Schätzungen zum Geschäftsverlauf abgibt und somit auch nicht Gefahr läuft, die gemachten Aussagen eventuell rückwirkend korrigieren zu müssen. Das Unternehmen generiert rund 80 Prozent seiner Umsätze aus Paid search, d.h. aus gebührenpflichtigen Suchfunktionen. Diese konnten auf Einjahressicht um stolze 117 Prozent gesteigert werden. Im Quartalsvergleich kam es zu einem Anstieg von 29 Prozent, während der Erzrivale Yahoo! hier gleichzeitig nur um 16 Prozent zulegen konnte. Das Segment Others & network, das vor allem die Gestaltung von Internetseiten für externe Kunden beinhaltet und rund 11 Prozent der Umsatzerlöse von Google ausmacht, wuchs im vergangenen Jahr um 187 Prozent. Trotz dieses beeindruckenden Wachstumstempos darf nicht vergessen werden, dass die Aktie bereits ambitioniert bewertet ist. So beträgt das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis für das laufende Jahr rund 50, für 2006 geschätzte 33 und für 2007 immer noch 26. Dementsprechend ist unser Portfoliomanagement für Google vorsichtig gestimmt, sodass der Titel im Fonds aktuell neutral gewichtet ist. Bisher hat der Aktienkurs alle Verkäufe größerer Anteilspakete von Alteigentümern ohne größere Abschläge überstanden. Mitte dieses Monats dürfte schließlich das letzte große Paket auf den Markt kommen, was zukünftige Belastungen von dieser Seite ausschließt. Insgesamt behalten die Unternehmensgründer weiterhin ihre Anteils- und Stimmrechtsmehrheit bei, was für die externen Aktionäre jedoch wenig vorteilhaft ist.

Dispositionen:

In den vergangenen Wochen hat das Fondsmanagement des UniSector: Internetvor allem den Anteil europäischer Unternehmen im Portfolio reduziert. Dagegen wurden verstärkt Investitionen im Halbleiter-Sektor vorgenommen, wo vor allem US-Titel aktuell günstig bewertet erscheinen.

Käufe bzw. Bestandsaufstockungen nahmen wir unter anderem bei den amerikanischen Halbleiterherstellern und -ausrüstern Applied Materials, Cymer und Flextronics bereits im Vorfeld der Bekanntgabe ihrer Zwischenberichte vor. Diese fielen insgesamt gut aus, worauf es zu Kursgewinnen kam.

Nachdem der Markt die aktuellen Zahlen zur Geschäftsentwicklung von Infineon negativ aufgenommen hatte, bauten wir in die Schwäche die Position in diesem Titel weiter aus, sodass er im Portfolio aktuell übergewichtet ist. Nach unserer Ansicht wurden die Geschäftsergebnisse von den Börsianern negativer interpretiert, als sie tatsächlich ausgefallen sind. Erst kürzlich veröffentlichte der Halbleiterverband SIA aktuelle Daten, dass der Lagerabbau in der Industrie inzwischen wieder besser als erwartet voranschreitet. Von dieser Entwicklung dürfte auch die Infineon-Aktie, die zur Zeit günstig bewertet ist, auf mittlere Sicht profitieren. Wir stehen dem gesamten Halbleiter-Sektor gegenwärtig positiv gegenüber, weshalb wir die Aussichten für ASML und Micron ebenfalls günstig einschätzen.

Des Weiteren haben wir den IT-Dienstleister ACS neu in das Portfolio aufgenommen, da uns diese Aktie ebenfalls günstig bewertet erscheint.

Dagegen trennten wir uns frühzeitig von unseren Beständen in T-Online - noch bevor die Deutsche Telekom das endgültige Übernahmeangebot für die noch ausstehenden Aktien ihrer Tochtergesellschaft bekannt gab. Wie von uns erwartet, fiel der Übernahmepreis für T-Online mit 8,98 Euro für die Anteilseigner enttäuschend aus.

Darüber hinaus kam es zu Verkäufen in mehreren europäischen Internet-Werten. Beispielsweise lösten wir die Position in Iliad vollständig auf. Seit der Börseneinführung im Frühsommer 2004 erzielte die Aktie beachtliche Wertsteigerungen. Das weitere Potenzial dürfte begrenzt sein.

Im Vorfeld der Veröffentlichung der jüngsten Quartalsergebnisse kam es zu einem Positionsaufbau bei Infrastruktur-Anbietern wie z.B. Nokia und Philips. Nachdem die Berichte insgesamt positiv ausfielen, nutzten wir den deutlichen Kursanstieg bei diesen Titeln zu Gewinnmitnahmen.

UniSector: Internet eignet sich als Branchenfonds ausschließlich zur Depotbeimischung. Käufer dieses Fonds sollten bereits ein ausreichend über alle Vermögensklassen (Aktien, Renten, Immobilien, Liquidität) hinweg diversifiziertes Portfolio besitzen und auch im Aktienteil eine ausgewogene Mischung zwischen global anlegenden Standardwertefonds sowie Fonds mit Spezialisierung auf Branchen, Regionen oder Anlagestile (Value/Growth) vorweisen. Durch den UniSector: Internet ist es Anlegern auf komfortable Weise möglich, der Internet-Branche ein höheres Gewicht in ihrem Aktienbestand zu verleihen. Auf eine allzu deutliche Übergewichtung des Fonds würden wir vorerst jedoch verzichten, da die Internet-Titel bereits ein ambitioniertes Bewertungsniveau erreicht haben. Angesichts der in der Vergangenheit sehr hohen Schwankungsanfälligkeit ist UniSector: Internet jedenfalls nur für risikobewusste Anleger geeignet.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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