Kommentar
11:07 Uhr, 03.02.2022

Großer Zentralbanktag

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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Wie gewonnen, so zerronnen. Die Aktienmärkte hatten sich gerade auf Erholungstour begeben, da erlitten sie in der vergangenen Nacht einen Rückschlag. Mit Enttäuschung aufgenommene Unternehmensberichte aus dem US-Tech-Sektor sorgen heute früh in nahezu allen Indizes für rote Vorzeichen. Im weiteren Tagesverlauf stehen die Notenbankentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England (BoE) im Zentrum des Interesses. Der Rentenmarkt präsentiert sich heute früh noch ruhig, was sich im Zuge der Notenbankankündigen aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ändern dürfte.

Um bis zu 17 % knickten die Kurse im amerikanischen Nasdaq 100 zwischen Anfang Januar und Ende Januar ein. Ziemlich genau die Hälfte dieser Verluste wurden in den vergangenen Tagen wieder aufgeholt. Die Terminkontrakte signalisieren für heute jedoch erneut Abgaben rund 2 %, nachdem gestern Abend gleich mehrere Tech-Firmen die Anleger enttäuschten. Dies zieht auch die europäischen Indizes zu Handelsbeginn nach unten.

Die Marktstimmung ist also etwas angeschlagen, bevor die BoE und die EZB heute Mittag um 13 Uhr bzw. um 13:45 Uhr die Ergebnisse ihrer Ratssitzungen präsentieren werden. Die Bank of England dürfte nach ihrer Zinsanhebung im Dezember einen zweiten Schritt folgen lassen und den Leitzins von 0,25 % auf 0,50 % anheben. Gleichzeitig dürfte sie ankündigen, mit dem Abbau ihrer Bilanz zu beginnen. In Form eines passiven „Quantitative Tightening“ (QT) wird sie, wie es auch die Fed in Aussicht gestellt hat, Gelder aus fällig werdenden Anleihen auf ihren Büchern zumindest teilweise nicht mehr reinvestieren. Bereits im vergangenen Herbst hatte die BoE in Aussicht gestellt, mit dem „passiven QT“ zu beginnen, sobald der Leitzins das Niveau von 0,50 % erreicht habe. „Aktives QT“, also der effektive Verkauf von Anleihen auf den Büchern der BoE, wird ab einem Leitzinsniveau von 1,00 % anvisiert. Die Geldmärkte preisen das 1,00 %-Niveau bereits für Mitte des Jahres ein, was zeigt, dass die Anleger auf einen sehr straffen geldpolitischen Kurs der BoE eingestellt sind. In unseren Augen ist das, was der Markt einpreist, jedoch zu aggressiv, und wir sehen in diesem Jahr lediglich Zinsanhebungen bis auf ein Niveau von 0,75 %.

Die EZB sieht sich vor ihrer heutigen Ratssitzung mit einer abermaligen Inflationsüberraschung konfrontiert. Der Jahresanstieg der Verbraucherpreise beschleunigte sich im Januar auf 5,1 % nach 5,0 % im Dezember. Ursprünglich war für die Januar-Zahlen ein Rückgang in die Region um 4½% erwartet worden. Die bereits zuvor veröffentlichten Zahlen aus einigen Mitgliedsländern ließen schon erahnen, dass jedwede Inflationsverlangsamung geringer ausfallen dürfte. Am Ende reichte es nicht einmal dafür, sondern es gab sogar einen weiteren Anstieg. Der Basiseffekt durch den Wegfall der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung in Deutschland wurde durch einen weiteren kräftigen Anstieg der Energiepreise mehr als überkompensiert. Über die Hälfte des Preisauftriebs ist nun auf den Anstieg von Energie- und Lebensmittelpreisen in den vergangenen zwölf Monaten zurückzuführen.

Grundsätzlich dürfte die EZB mit an ihrer Einschätzung festhalten, die Inflationsraten würden im weiteren Jahresverlauf deutlich zurückgehen. Notenbankpräsidentin Christine Lagarde wird im Rahmen der Pressekonferenz ab 14:30 Uhr aber einräumen müssten, dass der Preisauftrieb hartnäckiger ist als bislang angenommen. Geldpolitische Entscheidungen bezüglich der Leitzinsen, der Wertpapierkaufprogramme wie auch der Langfristtender (TLTRO) erwarten wir heute nicht. Während der Pressekonferenz dürfte Lagarde aber zu den Markterwartungen baldiger Zinsanhebungen Stellung beziehen. Aktuell preist der Markt eine erste Zinsanhebung um 10 Bp bereits für den September und ein Leitzinsniveau von 0 % für Herbst nächsten Jahres ein. Lagarde dürfte wiederholen, dass die EZB eine Zinsanhebung noch in diesem Jahr für äußerst unwahrscheinlich erachtet.

Neben EZB und BoE stechen auf dem Daten- und Ereigniskalender heute ein erneut kräftiger Anstieg der Produzentenpreise in der Eurozone und die Zahlen zur Entwicklung der Lohnstückkosten in den USA im vierten Quartal hervor. Ab 16 Uhr erscheinen drei nominierte Fed-Gouverneure zu ihrer Anhörung vor dem US-Senat. Somit steht außer Frage, dass der heutige Handelstag von den drei „großen“ Zentralbanken Fed, EZB und BoE dominiert werden wird…

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Der Beitrag Großer Zentralbanktag erschien zuerst auf onemarkets Blog (HypoVereinsbank - UniCredit Bank AG).

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