Großes Fragezeichen hinter US-Konjunktur
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Schlittert die US-Wirtschaft in eine Rezession? Diese Frage überlagert derzeit alles andere an den Finanzmärkten. Nachdem bereits die erste Woche des neuen Jahres negative Nachrichten (Arbeitsmarktbericht, ISM-Einkaufsmanagerindex) bereithielt, scheinen Analysten und Marktteilnehmern immer pessimistischer zu werden. Goldman Sachs prognostiziert für das zweite und dritte Quartal in den USA eine schrumpfende Wirtschaftsleistung. US-Notenbankchef Ben Bernanke stößt in dasselbe Horn und warnt vor den gestiegenen Abwärtsrisiken für die US-Konjunktur. Insbesondere wies er auf die Gefahren für den Konsum hin, die von einem schwächeren Arbeitsmarkt und einer restriktiveren Kreditvergabe der Banken an die Privathaushalte ausgingen.
Vor diesem Hintergrund äußerte er die Bereitschaft zu "substanziellen" weiteren Schritten in der Zinspolitik. Dies dürfte nichts anderes heißen als eine Leitzinssenkung von 50 Basispunkten Ende Januar. Damit rücken in der Zielhierarchie der Fed die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die Förderung des Wachstums klar vor die Inflationsbekämpfung. Die Märkte scheinen es zumindest so zu interpretieren. Der Goldpreis steigt immer weiter, was ein Indiz für Inflationsängste und einen noch schwächeren Dollar ist. Außerdem wird die US-Zinskurve zunehmend steiler: Der durch die Geldpolitik bewirkte Renditerückgang in den kürzeren Laufzeiten schlägt nicht mehr in vollem Umfang auf das lange Ende durch. Stattdessen halten die Inflationserwartungen die Nominalrenditen hier relativ hoch. Begrenzt wird der Anstieg der Inflationserwartungen bislang jedoch durch die rückläufigen Wachstumsaussichten.
Fällt die Marke von 1,50 US-Dollar je Euro?
In Erwartung, dass die Zinsen ab Ende Januar in den USA mit dann 3,75 Prozent unter dem Niveau des Euroraums (4,0 Prozent) liegen werden, haben die Devisenmarktteilnehmer in den letzten Tagen den US-Dollar erneut wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen. Für einen Euro mussten 1,48 US-Dollar aufgewendet werden. Damit hat die europäische Gemeinschaftswährung wieder den psychologisch wichtigen Wert von 1,50 US-Dollar in den Blick genommen. Ob er ihn dieses Mal überspringt oder wie im November daran abprallt, dürfte eine der spannenden Fragen der nächsten Wochen sein. Öl und Gold haben jedenfalls vergleichbare Hürden (100 Dollar je Barrel bzw. 900 Dollar je Feinunze) jedenfalls bereits genommen.
EZB bleibt auf Kurs
Wie erwartet beließ die Europäische Zentralbank den Hauptrefinanzierungssatz bei ihrer regulären Sitzung in der vergangenen Woche bei 4,0 Prozent. Eine Zinssenkung stand dabei trotz der Abwärtsrisiken für die Konjunktur nicht zur Debatte. EZB-Präsident Trichet betonte stattdessen, dass der Zentralbankrat wegen der Inflationsentwicklung und der Gefahr von Lohn-Preis-Spiralen eine Zinserhöhung diskutiert hätte. Wir gehen davon aus, dass die Euro-Währungshüter angesichts des schwierigen Umfelds mit nachlassender Konjunktur und steigenden Teuerungsraten den Leitzinssatz noch längere Zeit auf dem gegenwärtigen Niveau belassen werden.
Die europäischen Rentenmärkte tendieren weiter freundlich, auch wenn der Renditerückgang im bisherigen Jahresverlauf deutlich geringer ausfiel als in den USA. Die Zinsstrukturkurve verläuft nach wie vor relativ flach, das heißt die Renditen am kurzen und langen Ende sind etwa gleich hoch. Auf Indexebene (JP Morgan EMU Bond Index) legten Rententitel seit dem 1. Januar um immerhin 1,2 Prozent zu. Im Zehnjahresbereich rentieren Bundesanleihen inzwischen 30 Basispunkte höher als amerikanische Schatzanweisungen, die aber weiter die generelle Richtung in der Renditeentwicklung vorgeben.
Keine Entspannung am Corporate-Bond-Markt
Bank of America hat zwar den angeschlagenen Hypothekenfinanzierer Countrywide übernommen. Doch ob dies zu einer Beruhigung im Finanzsektor führt, bleibt abzuwarten. An den Risikoaufschlägen (Spreads) hat sich jedenfalls bislang nichts geändert. In der laufenden Woche berichten mit der Citigroup, JP Morgan und Merrill Lynch gleich drei prominente Wallstreet-Adressen ihre Zahlen zum dritten Quartal. Vielleicht bringen diese Zahlen etwas Licht in das Dunkel der US-Hypothekenkrise und ihrer Folgen.
Ausblick
Neben der Fortsetzung der US-Quartalsberichtssaison steht in dieser Woche auch eine ganze Reihe von Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an. Für den Euroraum sind dies vor allem die Industrieproduktion und die Januar-Inflation sowie der deutsche ZEW-Index. Aus den USA erwarten wir Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen, zur Preisentwicklung, zum Verbrauchervertrauen sowie aus dem Immobiliensektor.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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