Kommentar
18:44 Uhr, 30.10.2019

Größter Käufer von US-Aktien zieht sich zurück

Es gibt eine Käufergruppe, die Jahr um Jahr hunderte Milliarden an US-Aktien kauft. Diese Gruppe tritt in den Streik.

Die Kurse steigen, wenn neue Käufer bereit sind, höhere Preise zu zahlen. Je weniger Kaufinteresse besteht, desto tiefer müssen die Preise sinken, um wieder Käufer zu finden. Glücklicherweise gab es bisher eine Käufergruppe, die ohne Wenn und Aber gekauft hat. Dabei handelt es sich um die Unternehmen selbst.

2018 wurden Aktien im Wert von mehr als 800 Mrd. Dollar zurückgekauft. Der bisherige Rekord wurde 2007 mit knapp 600 Mrd. verzeichnet. Unternehmen haben also richtig tief in die Tasche gegriffen und gekauft, was nicht bei Drei auf den Bäumen war.

Gekauft wurde aus zwei Gründen: Unternehmen hatten Geld und waren zuversichtlich. Die Steuersenkung 2018 hat zusätzliches Geld in die Kassen gespült. Die Regierung hoffte, das Geld würde investiert werden. Das war nicht der Fall. Stattdessen wurde es über Aktienrückkäufe und Dividenden an Aktionäre ausgeschüttet.

2018 waren Unternehmen auch noch zuversichtlich. Der Handelskrieg begann gerade erst. Es gab keinen Grund, nicht an einen weiteren Aufschwung zu glauben. Heute ist das anders. CEOs sind schlecht gelaunt. Da CEOs als Unternehmenslenker ein Wort mitzureden haben, wenn es um Aktienrückkäufe geht, ist deren Stimmung wichtig.

Es wundert daher nicht, dass Aktienrückkäufe steigen, wenn sich die Stimmung aufhellt und fallen, wenn sie sich eintrübt (Grafik 2). Ist die Stimmung gut, werden höhere Rückkäufe beschlossen. Bis diese umgesetzt werden, vergehen einige Monate. Die Stimmung läuft den Aktienrückkäufen daher voraus.


Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Rückkäufe um 26 Mrd. oder knapp 15 % gefallen. Der Trend wird sich weiter fortsetzen. Um den Trend wieder umzukehren, muss sich die Stimmung deutlich aufhellen. Danach sieht es noch nicht aus.

Auch der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes und Aktienrückkäufe weisen große Ähnlichkeiten auf (Grafik 2). Einige der größten Käufer von Aktien kommen aus der Industrie. Solange die Stimmung dort schlecht ist, werden Aktienrückkäufe weiter zurückgehen.

Für dieses Jahr muss man mit einem Rückgang der Käufe von mindestens 150 Mrd. rechnen. Es ist nicht so einfach, diese Summen zu ersetzen. Die ständigen und immer weiter steigenden Rückkaufsummen haben den Markt gestützt und Stabilität verliehen. Fällt diese Stütze zunehmend weg, müssen sich Anleger früher oder später auf höhere Volatilität einstellen.

Der Rückgang der Rückkäufe hängt auch mit dem Geschäftsverlauf zusammen. Die Gewinne der Unternehmen stagnieren derzeit. Gleichzeitig generieren sie weniger Cash. Der Bargeldbestand der Unternehmen ist allein bis zum zweiten Quartal um 160 Mrd. gesunken. Viele Unternehmen können sich Rückkäufe bei zurückgehendem Cashflow schlichtweg nicht mehr leisten.

Anleger müssen sich auf härtere Zeiten einstellen. Das liegt nicht nur an sinkenden Rückkäufen, sondern auch daran, dass diejenigen, die es am besten wissen sollten (CEOs), die Perspektiven negativ einschätzen.

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11 Kommentare

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  • AndyBörse
    AndyBörse

    Ich liebe Vola. Aber zur Sache, wieso hat man Aktienrückkäufe 1932 verboten, ... ?
    Aktienrückkäufe erinnern mich an Münchhausen, der sich selbst aus dem Sumpf zieht.
    Ich hoffe es geht noch so lange gut, bis ich meine erste Mrd. zusammen habe. :-)

    12:28 Uhr, 31.10. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Generik
    Generik

    "2018 wurden Aktien im Wert von mehr als 800 Mrd. Dollar zurückgekauft. Der bisherige Rekord wurde 2007 mit knapp 600 Mrd. verzeichnet"

    Leider muss ich hier folgendes anmerken, und zwar; ziffernmässig sind diese 800 Mrd $ mehr als 600 Mrd $ aber im Jahre 2007 war das noch des Geld! Im Jahr 2018 müsste die Menge um den vielfachen Faktor der Geldmengenerhöhung multipliziert werden, um von einer signifikanten Erhöhung der Aktienrückkäufe sprechen zu können. Nicht der Geldbetrag ist ausschlaggebend sondern die Aktienanzah, denn die Kurse schossen seit 2007 in den Himmel.

    23:10 Uhr, 30.10. 2019
  • wolp
    wolp

    Noch ein ATH.... Merci

    20:43 Uhr, 30.10. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • hochdietassen
    hochdietassen

    Haben Sie nicht vor einigen Tagen geschrieben, dass viele Milliarden (oder sogar 1 Billion, ich weiß es nicht mehr genau) an der Seitenlinie stehen und auf Investition warten würden?

    18:48 Uhr, 30.10. 2019
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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