Griechenland hat sich de facto von der Eurozone verabschiedet
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Wien (Godmode-Trader.de) - Das griechische Volk hat am vergangenen Sonntag mit einer klaren Mehrheit entschieden, den Vorschlag der Regierungspartei Syriza zu folgen. 61,3 Prozent haben mit einem Nein die Bedingungen des am vergangenen Dienstag ausgelaufenen Hilfsprogramms abgelehnt. Nach Ansicht von Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der Erste Asset Management, ist Griechenland einem Ausstieg aus der Europäischen Union beziehungsweise der Eurozone und einem Staatskonkurs damit einen Schritt näher.
Wie es nun weitergehen soll ist unklar. "Die Formel der Gläubiger, dass es nur dann ein drittes Hilfsprogramm gibt, wenn Reformen versprochen werden, bleibt sicherlich aufrecht. Ohne Hilfszahlungen kann Griechenland aber nicht nur seine Schulden nicht bedienen, sondern auch die Ausgaben nicht bestreiten", so Winzer. Mittlerweile dürfte die Primärbilanz, also das Staatsbudget exklusive Zinszahlungen, wieder negativ sein, schätzt der Ökonom. Zudem könne die Europäische Zentralbank die griechischen Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheit für die Notkredite akzeptieren.
Es müsse also unmittelbar eine Entscheidung geben, ob die Staaten der Eurozone bzw. der EU die griechischen Staatsanleihen garantieren, damit die EZB weiter Notkredite vergeben kann. So oder so werde die griechische Regierung bald ihre Ausgaben mit Gutscheinen bestreiten. "Das ist dann de facto eine Parallelwährung zum Euro, die aber ziemlich rasch an Wert verlieren wird, wenn sie nicht im Verhältnis 1:1 in Euro getauscht werden kann", so Winzer.
Die griechischen Banken bleiben bis auf weiteres geschlossen. Ohne Hilfszahlungen mit einem zum Stillstand gekommenen Finanzsystem und ohne eigene Währung werde die griechische Wirtschaft abermals in eine schwere Rezession fallen. Funktionierende Banken seien für den Wirtschaftskreislauf eine notwendige Voraussetzung. Ohne eine Erholung der Wirtschaft und ohne Notkredite der EZB bleibe nur noch die Umwandlung der Sparguthaben in Eigenkapital übrig, um die Banken zu stützen. Oder es folgt ein Währungsreform, d.h., eine Umwandlung des Euro-Bargelds, der Euro-Bankguthaben und der Euro-Verbindlichkeiten in eine neue Währung.
"De jure wird Griechenland auf absehbare Zeit Teil der Eurozone bleiben. Aufgrund der Kapitalverkehrskontrollen und der wahrscheinlichen Einführung einer Parallelwährung hat sich Griechenland aber de facto am Sonntag von der Eurozone verabschiedet", so der Volkswirt weiter. Wenn die Gläubiger und Griechenland guten Willens sind, könne aber noch ein Kompromiss zwischen Reform und Hilfe gefunden werden, glaubt Winzer.
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